Sonntag, 28. April 2024

Archiv

GfK-Konsumklimaindex
Kauflaune ist ungebrochen

Die Kauflust der Deutschen ist ungebrochen, aber die Konjunktur- und Einkommenserwartungen sind gesunken. Das besagt der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung. 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit zunehmen werde. Und das liege auch an der Zuwanderung von Asylbewerbern.

Von Michael Braun | 27.11.2015
    Kunden in einem Einkaufszentrum in Berlin.
    Die Deutschen sind konsumfreudig. (picture alliance / dpa / Paul Zinken)
    Das Umfeld ist geblieben: Die Beschäftigung ist hoch, die Arbeitslosigkeit niedrig, die Löhne steigen, Inflation gibt es nicht. Und wegen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank fehlen auch die Sparanreize. Also wird konsumiert. Das geschieht auch. Dennoch hat sich das Konsumklima leicht verschlechtert. Der entsprechende Indikator der Gesellschaft für Konsumforschung, der GfK, ist im Dezember zum vierten Mal in Folge leicht gesunken, von 9,4 auf 9,3. Die Kauflust sei ungebrochen, sagt der Konjunkturexperte der GfK, Rolf Bürkl, aber die Konjunktur- und Einkommenserwartungen seien gesunken. Denn 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit zunimmt. Und das liege auch an der Zuwanderung von Asylbewerbern:
    "Wir sehen aber, dass das alles auf einer sehr abstrakten Ebene passiert. Sie fühlen sich selbst nicht von de Arbeitslosigkeit betroffen. Das zeigt das hohe Niveau der Anschaffungsneigung. Das zeigt auch das gute Niveau der Einkommenserwartungen. Sie sehen insgesamt für die deutsche Wirtschaft einen rechnerischen oder auch technischen Effekt durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit, weil eben Flüchtlinge, wenn deren Asylverfahren anerkannt ist, sie in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen werden. Aber sie haben nicht den Eindruck, dass sie dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren."
    Weniger Geschenke - mehr Spenden
    Die Flüchtlinge im Land beeinflussen auch die Geschenkepläne der Deutschen. Zwar wollten 91 Prozent Freunden und Verwandten zu Weihnachten etwas schenken. Sie wollten dafür im Schnitt 274 Euro ausgeben, hat die GFK erhoben. Das seien vier Prozent weniger als voriges Jahr. Das zurückbehaltene Geld werde dennoch ausgegeben:
    "Wir sehen im Vergleich zum Vorjahr, das gerade die Konsumenten, die hier etwas vorsichtiger planen, dafür mehr spenden derzeit, und zwar insbesondere für humanitäre Zwecke, also sprich: für die Flüchtlingshilfe."
    Sagt der Verbraucherexperte der GfK, Wolfgang Adlwarth. Bis September stiegen die Geldspenden um fast 14 Prozent an, nicht nur wegen des Erdbebens in Nepal im Frühjahr, sondern eindeutig wegen der zuwandernden Flüchtlinge. Vor allem die Altersgruppe der etwa 30-jährigen plane, ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke um 24 Euro zu senken und die für Spenden um 63 Euro pro Person zu erhöhen.
    Bücher bleiben das beliebteste Weihnachtsgeschenk
    Wenig lassen sich die Menschen in ihrem Konsumverhalten von den Terroranschlägen von Paris beeinflussen. Die GfK hatte ihre Umfrage zwar schon abgeschlossen, als die Attentate in der französischen Hauptstadt passierten. Aber GfK-Volkswirt Bürkl hat mal nachgeschaut, wie sich die Menschen nach dem Anschlag auf die Zeitschrift Charlie Hebdo verhalten haben:
    "Hier hat die Verbraucherstimmung in Deutschland keine Reaktion gezeigt. Ähnliches gilt für die Anschläge in London in der U-Bahn oder in Madrid, die allerdings schon einige Jahre zurückliegen. Wir gehen davon aus, dass es möglicherweise kleinere Reaktionen gibt und die Stimmung etwas beeinträchtigt wird. Abe ich gehe nicht davon aus, dass wir einen signifikanten Wechsel oder Umschwung bei der Konsumstimmung erleben werden."
    Bücher bleiben zu Weihnachten das beliebteste Geschenk, gefolgt von Spielsachen, Bekleidung und Kosmetikartikeln. 51 Prozent der Deutschen wollen mindestens ein Geschenk im Internet kaufen. Rund ein Viertel aller Verbraucher will nichts falsch machen und verschenkt Gutscheine, ältere Menschen vor allem Geld. Die Bargeschenke, so die GfK, dürften etwa 3,5 Milliarden Euro ausmachen. Und die alles in allem doch gute Konsumkonjunktur dann vom Dezember auf den Januar übertragen.