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Großbritannien
Gebühren für Plastiktüten

Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten ist zwar in Großbritannien mit mehr als 130 Tüten im Vergleich zur restlichen EU nicht der höchste, trotzdem geht die Regierung in London nun gegen die Plastiktüten vor. Ab heute gibt es die Fünf-Pence-Abgabe - allerdings mit Ausnahmen.

Von Friedbert Meurer | 05.10.2015
    Ein Mann mit einer Plastiktüte vom Supermarkt.
    7,6 Milliarden Plastiktüten werden jährlich in England verbraucht (picture alliance / dpa / Tim Ireland)
    Eine alltägliche Szene in England: Der Kassierer legt die Lebensmittel sorgfältig in eine Plastiktüte. Die Tüten sind recht klein, so wie in Deutschland die Tüten am Obst- und Gemüsestand. Also werden Butter und Milch in eine weitere Tüte verpackt, Obst in eine vierte und fünfte. Kaum ein Kunde verlässt mit nur einer Plastiktasche den Supermarkt.
    Das gleiche Bild auch an den Selbstbedienungskassen, die hier in Großbritannien fast überall in den Supermärkten zu finden sind: Man scannt die Marmelade und die Cornflakes, legt sie anschließend rechts in eine Tüte. Wer das nicht tut, wird sofort von einer Computerstimme gefragt, ob man denn keine Plastiktüte möchte.
    Fünf-Pence-Abgabe eingeführt
    7,6 Milliarden Plastiktüten werden jährlich in England verbraucht - Umweltschützer kämpfen schon lange dagegen an. Jetzt wird die Fünf-Pence-Abgabe, umgerechnet sieben Euro-Cent pro Tüte, auch in England eingeführt. Der vormalige Chef der Liberaldemokraten, Nick Clegg, hatte sie als Koalitionspartner noch angekündigt, gegen den Widerstand vieler konservativer Abgeordneter:
    "Mit dieser Abgabe wollen wir die Verbraucher ermutigen, keine Einwegtüten mehr zu verwenden. Das ist gut für die Umwelt. Und wir wollen damit auch nicht mehr Geld einnehmen. Die Supermärkte sollen das Geld an Organisationen spenden, die unsere Umwelt schützen."
    Die meisten Supermarktketten haben auch schon angekündigt, den größten Teil der Einnahmen spenden zu wollen. Denn es gibt immer noch Widerstand gegen die Plastiktüten-Abgabe. Die "Daily Mail" warnt heute in großen Lettern davor, dass in den Supermärkten ab sofort das Chaos ausbricht. Damit spielt das auflagenstarke Massenblatt auf die vielen Ausnahmen an, die es gibt. Fleisch und Geflügel darf zum Beispiel weiterhin kostenlos in eine Plastiktüte abgepackt werden, aus hygienischen Gründen. Arzneimittel dürfen ebenfalls ohne Abgabe in einer Tüte dem Kunden ausgehändigt werden. Auf Papiertüten gibt es auch keine Abgabe. Vor allem aber kritisieren auch Umweltschützer, dass die Abgabe nur bei Einzelhändlern mit mindestens 250 Mitarbeitern gilt, also vor allem bei Ketten. Die kleinen Shops sind also nicht betroffen.
    Rückgang um 80 Prozent anvisiert
    Dennoch: Der Verbrauch an Plastiktüten soll um 80 Prozent zurückgehen. Eine etwas optimistische Annahme, aber 75 Prozent der Kunden wollen weniger Tüten benutzen und alte wieder verwenden, meldet die BBC. Außerdem wird darauf verwiesen, dass die Abgabe in Schottland und Wales in den letzten Jahren schon eingeführt wurde - mit Erfolg. Die Kunden greifen nach einer Übergangszeit auf alte Tüten zurück, um Geld zu sparen.
    "Jetzt haben wir uns daran gewöhnt. Wir haben sie im Auto liegen, zuhause, in der Tasche. Man hat sie halt dabei."