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Gut gefüllte Auftragsbücher in der Windenergiebranche

Um Alternativen zur Kernenergie zu haben, will die Bundesregierung vor allem die erneuerbaren Energieträger weiter ausbauen. Allen voran die Windenergie. Für die Windenergiebranche ist das ein zusätzlicher Garant für gefüllte Auftragsbücher.

Von Dieter Nürnberger | 27.07.2011
    Die wirtschaftliche Delle des Jahres 2010 bei der Windenergiebranche ist vorüber. Denn im ersten Halbjahr 2011 wurden wieder mehr Windkraftanlagen hierzulande aufgestellt. Konkret sind es knapp 800 Megawatt, die neu installiert wurden, das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahrzeitraum. Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbands Windenergie, zeigt sich nun auch wieder zufriedener, allerdings ordnet er die Ereignisse der vergangenen Monate, die ja letztendlich auch die Rahmenbedingungen für die Branche bestimmt haben, als eher ungewöhnlich ein.

    "Wir haben die Debatte um die Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke im vergangenen Jahr erlebt, wir haben dann den Umschwung in diesem Frühjahr erlebt - diese Unsicherheiten haben der Branche nicht gut getan. Dennoch können wir feststellen, dass es wieder eine leichte Zunahme des Zubaus im 1. Halbjahr 2011 gibt. Wir sind somit auf dem Kurs des Jahres 2009, der Markt verhält sich kontinuierlich."

    Somit sind derzeit rund 22.000 Windkraftanlagen in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 28.000 Megawatt installiert. Und für die Hersteller der Windräder macht sich dieser nun wieder registrierbare Aufschwung am Markt positiv bemerkbar. Im vergangenen Jahr mussten vor allem Zeitarbeitskräfte entlassen werden – rund fünf Prozent. Nun geht es also wieder nach oben. Thorsten Herdan vom Branchenverband VDMA Power Systems ist Sprecher der Hersteller.

    "In Deutschland hat es 2010 einen Rückgang gegeben. Nun also hat zumindest der deutsche Markt im ersten Halbjahr 2011 einen Zuwachs von rund 20 Prozent. Die Delle hing im Wesentlichen damit zusammen, dass der US-amerikanische Markt sehr stark eingebrochen ist. Der Markt dort beträgt rund fünf Gigawatt, das heißt, ein Investitionsvolumen von fünf Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 10 Gigawatt! Hier sind also sozusagen fünf Milliarden Euro verschwunden. Da spielt der deutsche Markt mit ein bis zwei Milliarden Euro eben die kleinere Rolle."

    Die Exportquote der Branche liegt bei rund 66 Prozent – der Auslandsmarkt ist also die wichtigste Komponente. Derzeit, so VDMA-Vertreter Thorsten Herdan, habe man direkt 33.000 Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftszweig, zusammen mit indirekten Beschäftigungsverhältnissen, Zuliefern beispielsweise, werde eine Zahl von 90.000 erreicht.

    Die Branche der Windenergie hat ja stets auch auf den deutschen Startschuss für die Nutzung der Windenergie auf dem offenen Meer gewartet – andere europäische Länder haben hier hohe Installations- und auch Stromquoten. Die Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz schaffe hier zwar inzwischen verlässliche Bedingungen, doch läuft das sogenannte Offshore-Geschäft hierzulande noch nicht richtig rund. Verbandspräsident Hermann Albers.

    "Es wird eine Anfangsvergütung von 19 Cent pro Kilowattstunde für die ersten Jahre geben. Das wird dem Markt weiterhin helfen. Dennoch betrug die Zubaurate im ersten Halbjahr lediglich drei Prozent der gesamten Neuinstallationen. Im Sommer kann auf See natürlich besser installiert werden, somit hoffen wir gegen Ende des Jahres auf eine Quote von acht bis neun Prozent Anteil. Damit wird aber deutlich, dass der Löwenanteil der Installation immer noch an Land erfolgt. Das ist auch richtig so, denn die Erzeugung an Land ist deutlich günstiger."

    Und letztendlich kam der Verband heute auch nicht an den Diskussionen der vergangenen zwei Tage vorbei. Es gibt Berechnungen von Wirtschaftsforschungsinstituten, dass die Energiewende mit rund 250 Milliarden Euro sehr viel teurer werde als bislang angenommen. Dazu würden auch die Kosten für die Erneuerbaren beitragen. Verbandspräsident Hermann Albers:

    "Ich glaube im zeitlich mittleren Szenario wird der Umstieg auf erneuerbare Energien den Verbraucher nicht belasten, sondern mittelfristig entlasten. Wer die Debatte ernst nimmt, muss auch schon heute darauf hinweisen, dass wir in Deutschland acht Milliarden Euro Importkosten für Öl oder Gas einsparen – durch den Aufbau der erneuerbaren Energien. Wenn solchen Zahlen nicht gegengerechnet werden, wird versucht, ein Horrorszenario zu skizzieren, welches keine Grundlage hat."

    Die Kosten der Förderung sind also weiterhin umstritten. Aber: Die Lage der Windenergiebranche hat sich in diesem Jahr deutlich verbessert.