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Gutes Gefühl in Farbe

Messeleiter Daniel Hug arbeitet nun seit fünf Jahren am qualitativen Profil der renommierten Kölner Kunstmesse – mit Erfolg. Neben einem Förderprogramm für innovative Galerien überzeugt die diesjährige Art Cologne mit einer Mischung aus leicht verkäuflicher Kunst, großen Namen und kleinen Kuriositäten.

Von Carsten Probst | 19.04.2013
    Zusammen mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat die Art Cologne ein Förderprogramm für innovative künstlerische Positionen in Galerien für Gegenwartskunst ausgelobt, 22 Förderkojen über die ganze Messe verteilt, und es fällt auf, dass hier tatsächlich nicht nur schnelle Produktionen gezeigt werden, die als soziales Feigenblatt für den ungehemmten Kunstkonsum herhalten müssen.

    Bo Christian Larsson hat diese Gelegenheit für eine höchst eigene Rauminstallation genutzt, bei der atavistische Natursymbolik schonungslos mit Alltagsdingen verknüpft wird, zu einer Welt des surreal-charmanten Unbewussten, vor der man als Betrachter rätselnd und sympathisierend verweilt. Die junge deutsche Installationskünstlerin Schirin Kretschmann hat aus ihrem Ungenügen über konventionelle Bilderrahmen eine innovative Tugend gemacht und für ihre gelochten oder gefalzten Papierarbeiten dreidimensionale Objekte geschaffen, in die die Papierarbeiten nicht nur hineingelegt, sondern auch gerollt, gefaltet oder gebogen und so selber zu skulptural räumlichen Elementen werden. Die polnische Performancekünstlerin Patrycya German nimmt die kommerzielle Verkultung der Gegenwartskunst ironisch beim Wort und veranstaltet auf der Messe Zukunftsschau mit Tarotkarten.

    Man spürt, dass es Messeleiter Daniel Hug ernst ist, wenn er seit nunmehr fünf Jahren weniger an einem krachigen Auftritt der Kölner Messe, als an ihrem qualitativen Profil arbeitet. Der Stress rund um den Aufbau, die Konfrontation mit den schnöden Regeln des Marktes ist gerade für junge Künstler immer groß, aber am Ende scheinen sich die Mühen zu lohnen. Viel leicht Verkäufliches, leicht durchschaubare Spielereien mit Formzitaten oder sogenannten großen Namen gehören immer dazu – aber zugleich Momente wie die an sich so zarte, unauffällige Arbeit von Thea Djorjadse bei der Galerie Sprüth/Magers - ein Metalltisch-Objekt mit rechteckigen Ausschnitten, auf dem eine umgekehrte Rauchglasvase steht, dahin an die Wand gelehnt eine Schaumgummimatte und eine Spanplatte. Alles streng geometrisch zugeschnitten zu einer geradezu simpel und zugleich magisch anmutenden Fantasie über Raum, Fläche und Farbe.

    Wenn man Kaffeesatz lesen und tatsächlich eindeutige Tendenzen auf dieser Messe angeben wollte, dann – höchst subjektiv – vielleicht diese: Auffallend viele Arbeiten machen irgendwas mit Textil; angefangen bei Damiens Hirsts bemalter Levis Jeans, mit hin zu Konstruktionen aus bunten Lappen, zerrissenen Strumpfhosen, herunterbaumelnden Wäscheleinen und in Fischernetzen verknüllten Riesenhaarknäueln. Und was in den letzten Jahren Tony Cragg war – als der gefühlt an jeder zweiten Galerie mit irgendeiner Skulptur oder Skizze vertretene Generalkünstler – das scheint in diesem Jahr als Rolle an Stefan Balkenhol übergegangen zu sein, dessen Holzskulpturen einen fast schon verfolgen und der offenkundig von vielen Galerien als Cash Cow für die Standmiete eingesetzt wird.

    Abgesehen von solchen eher zufälligen Kuriositäten aber stellt man erleichtert fest, dass die Art Cologne unter Daniel Hug vielfach bewusst darauf verzichtet, irgendwelchen Trends, seien sie nun asiatisch oder an Genres gebunden, allzu atemlos hinterherzulaufen.