Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Hackschnitzel statt Heizöl

Der Glanz ist dahin! Vor drei Jahren wurde das Kyoto-Protokoll noch als Meilenstein globaler Klimaschutzpolitik gefeiert, weil sich die Industrienationen darin erstmals verpflichten, ihre Treibhausgas-Emissionen zu verringern. Doch längst ist bekannt, manche Vertragsstaaten legen das Protokoll nach eigenem Gutdünken aus. Statt fossile Energieträger einzusparen, wollen sie lieber Wälder als Kohlenstoffspeicher anrechnen lassen. So ist denkbar, daß intakte Naturwälder gerodet werden, um sie durch schnellwüchsige Plantagen zu ersetzen. Denn die binden zunächst mehr Kohlendioxid. Wissenschaftlich ist das höchst fragwürdig, wie Freilanduntersuchungen deutscher Forscher zeigen, zumal es genügend andere Wege gibt, der Atmosphäre CO2 zu ersparen. So heizt der Reichstag neuerdings mit Biodiesel, leitet Abwärme bald auch ins neue Kanzleramt und speichert überflüssige Energie in geologischen Schichten tief unter dem Spreebogen. Eine Gemeinde in Bayern verfeuert lieber "Holzhackschnitzel" aus heimischen Forsten als Erdöl, das Biomasse-Kraftwerk hoch effizient, produziert Strom, Wärme, Kälte und auch Prozeßdampf für einen Babynahrungshersteller. Ein Chemie-Konzern saniert eine alte Arbeitersiedlung und demonstriert, wie aus schlecht isolierten Altbauten "3-Liter-Häuser" werden. Zum Auftakt der 6. Weltklimakonferenz in Den Haag beleuchtet die Sendung an Beispielen, wie das Treibhaus Erde entlastet werden kann.

Volker Mrasek | 12.11.2000