"Das hier ist ein Ei, das mein Vater meiner Mutter zur Verlobung geschenkt hat – da war der Verlobungsring drin!"
Das Ei in den Händen von Seniorchef Jürgen Ludwig ist von außen mit weißem Satin bezogen und von innen sorgfältig mit Seide ausgekleidet, eine kleine goldene Schließe befindet sich an der Seite. Ein Etui der besonderen Art, das seinen Zweck – die Familiengründung – dann auch erfüllen sollte: Die Etuimanufaktur Erich Ludwig im Osten Hamburgs besteht bis heute.
Was aber wohl auch daran liegt, dass sich an den Arbeitsabläufen in der Firma seit Erstellung des Verlobungseis gar nicht so vieles verändert hat: Bei Erich Ludwig setzt man nach wie vor auf reine Handarbeit. Andreas Ludwig ist Firmenchef in vierter Generation:
"So, ich beginne hier eine Besteckeinrichtung, in dem ich die Vorlegeteile alle hier anzeichne, also erst einmal die Reihenfolge festlege, um zu gucken, wie das vom Platz her am besten hinkommt. Und dann säge ich das aus."
Der Kunde ist in diesem Fall ein Hamburger Juwelier. Diese Branche zählte bereits in der Anfangsphase des Unternehmens – Ende des 19.Jahrhunderts – zu den Hauptkunden. Damals, und bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ließen Juweliere ihre saisonal wechselnden Auslagen individuell neu produzieren.
Heute ist die Produktpalette weitaus vielfältiger, berichtet Andreas Ludwig – weil
"die meisten Bereiche abgegriffen sind durch die Industrie oder Südostasien, sodass wir nur im Nischenbereich fertigen, Sonderanfertigungen machen, dass wir deutlich qualitativ hochwertiger fertigen können, als es Asien kann."
Also hat sich die Firma auf die Produktion von Einzelstücken spezialisiert: Medaillen- und Münzetuis für Staatsgäste des Hamburger Senats oder die Handelskammern der Länder, Koffer und Etuis für die Produktpräsentation großer namhafter Konzerne. Stoßfeste Innenausstattungen für Porzellan, Kristall und Silber in Flugzeugen oder Schiffen – und natürlich nach wie vor Etuis jeglicher Art für Schmuckhändler und Juweliere.
Ebenfalls Verarbeitungsschritte ins Ausland zu verlagern, kam für die Firma nie in Frage – wichtiger als Kostenersparnis war und ist stets die Kontrolle über die hochwertige Fertigung. Und die fordern auch die Kunden ein – wenig verwunderlich, wenn man sich anschaut, für wen beispielsweise die Etuis im Auftrag des Hamburger Senats bestimmt sind: Der Schah von Persien war auch schon dabei.
"Das geht vom Schah über die Queen oder damals Diana und Charles…"
…bis hin zu Papst Johannes Paul II. Entsprechend den Kundenwünschen variiert der Wert der eingesetzten Rohstoffe – und somit auch die Preise: Ein kleines Münzetui für 25 Euro ist ebenso erhältlich wie ein eingerichteter Tresor für 5000 Euro.
Mit ihrem Primat der Handarbeit steht die Firma Erich Ludwig im nordeuropäischen Raum weitgehend allein da, und das Konzept geht auf: Durchschnittlich 300.000 Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen in den vergangenen Jahren und beschäftigt fünf Mitarbeiter – darunter einen Tischler und eine Buchbinderin, die in der Kleberei tätig ist. Die handwerkliche Ausbildung ist wichtig – ein Produkt aus der Etuimanufaktur durchläuft um die 50 Verarbeitungsschritte. Große Maschinen finden sich in den Werkstatträumen im dritten Stock eines Hinterhof-Lofts hingegen eher wenige.
"Hier in der Etuitischlerei haben wir Kreissäge, Schleifscheibe, Bandschleifgerät und eine Bandsäge – und hier fertigen wir eben an unseren Werkbänken alles vor."
Hinzu kommen Lagerräume für Holz und Stoff sowie ein Nähraum. Und im Raum für die Endfertigung...
"werden Prägungen gemacht, es wird alles bezogen. Hier haben wir eine Anschlagmaschine für Scharniere, eine Pfalzmaschine, eine Stanze und eine Heißprägepresse – was man eben so in der Handwerkstatt braucht!"
Und dort bezieht der Chef nun auch seine Besteckeinrichtung:
"Also, ich streiche erst einmal mit dem Heißleim meinen Filz ein, und dann mit zwei Messern wird das in jede Aussparung reingetrudelt, so nennen wir das. So, dann wird das nach vorne weggezogen – das ist ein Ziehfilz. Das Überstehende wird dann weggeschnitten, und dann ist das eine schiere Besteckleiste."
Die Zukunft sieht Andreas Ludwig positiv – Handarbeit werde immer gefragt sein, so glaubt er. Durch die Massenproduktion sei ja durchaus Vieles weggebrochen, aber:
"Es ist aber auch viel neu gekommen. Wir mussten uns immer wieder wandeln, uns immer wieder neu orientieren – wo gibt es Bedarf, dass individuelle Dinge gefertigt werden?"
Dieser latenten Unsicherheit stellt sich der Firmenchef jedoch gern – er schätzt die Vielfältigkeit seines Berufs. Ob das Unternehmen allerdings in die fünfte Generation gehen wird, ist fraglich – ein Nachfolger steht bislang nicht fest:
"Da suchen wir noch nach!"
Das Ei in den Händen von Seniorchef Jürgen Ludwig ist von außen mit weißem Satin bezogen und von innen sorgfältig mit Seide ausgekleidet, eine kleine goldene Schließe befindet sich an der Seite. Ein Etui der besonderen Art, das seinen Zweck – die Familiengründung – dann auch erfüllen sollte: Die Etuimanufaktur Erich Ludwig im Osten Hamburgs besteht bis heute.
Was aber wohl auch daran liegt, dass sich an den Arbeitsabläufen in der Firma seit Erstellung des Verlobungseis gar nicht so vieles verändert hat: Bei Erich Ludwig setzt man nach wie vor auf reine Handarbeit. Andreas Ludwig ist Firmenchef in vierter Generation:
"So, ich beginne hier eine Besteckeinrichtung, in dem ich die Vorlegeteile alle hier anzeichne, also erst einmal die Reihenfolge festlege, um zu gucken, wie das vom Platz her am besten hinkommt. Und dann säge ich das aus."
Der Kunde ist in diesem Fall ein Hamburger Juwelier. Diese Branche zählte bereits in der Anfangsphase des Unternehmens – Ende des 19.Jahrhunderts – zu den Hauptkunden. Damals, und bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ließen Juweliere ihre saisonal wechselnden Auslagen individuell neu produzieren.
Heute ist die Produktpalette weitaus vielfältiger, berichtet Andreas Ludwig – weil
"die meisten Bereiche abgegriffen sind durch die Industrie oder Südostasien, sodass wir nur im Nischenbereich fertigen, Sonderanfertigungen machen, dass wir deutlich qualitativ hochwertiger fertigen können, als es Asien kann."
Also hat sich die Firma auf die Produktion von Einzelstücken spezialisiert: Medaillen- und Münzetuis für Staatsgäste des Hamburger Senats oder die Handelskammern der Länder, Koffer und Etuis für die Produktpräsentation großer namhafter Konzerne. Stoßfeste Innenausstattungen für Porzellan, Kristall und Silber in Flugzeugen oder Schiffen – und natürlich nach wie vor Etuis jeglicher Art für Schmuckhändler und Juweliere.
Ebenfalls Verarbeitungsschritte ins Ausland zu verlagern, kam für die Firma nie in Frage – wichtiger als Kostenersparnis war und ist stets die Kontrolle über die hochwertige Fertigung. Und die fordern auch die Kunden ein – wenig verwunderlich, wenn man sich anschaut, für wen beispielsweise die Etuis im Auftrag des Hamburger Senats bestimmt sind: Der Schah von Persien war auch schon dabei.
"Das geht vom Schah über die Queen oder damals Diana und Charles…"
…bis hin zu Papst Johannes Paul II. Entsprechend den Kundenwünschen variiert der Wert der eingesetzten Rohstoffe – und somit auch die Preise: Ein kleines Münzetui für 25 Euro ist ebenso erhältlich wie ein eingerichteter Tresor für 5000 Euro.
Mit ihrem Primat der Handarbeit steht die Firma Erich Ludwig im nordeuropäischen Raum weitgehend allein da, und das Konzept geht auf: Durchschnittlich 300.000 Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen in den vergangenen Jahren und beschäftigt fünf Mitarbeiter – darunter einen Tischler und eine Buchbinderin, die in der Kleberei tätig ist. Die handwerkliche Ausbildung ist wichtig – ein Produkt aus der Etuimanufaktur durchläuft um die 50 Verarbeitungsschritte. Große Maschinen finden sich in den Werkstatträumen im dritten Stock eines Hinterhof-Lofts hingegen eher wenige.
"Hier in der Etuitischlerei haben wir Kreissäge, Schleifscheibe, Bandschleifgerät und eine Bandsäge – und hier fertigen wir eben an unseren Werkbänken alles vor."
Hinzu kommen Lagerräume für Holz und Stoff sowie ein Nähraum. Und im Raum für die Endfertigung...
"werden Prägungen gemacht, es wird alles bezogen. Hier haben wir eine Anschlagmaschine für Scharniere, eine Pfalzmaschine, eine Stanze und eine Heißprägepresse – was man eben so in der Handwerkstatt braucht!"
Und dort bezieht der Chef nun auch seine Besteckeinrichtung:
"Also, ich streiche erst einmal mit dem Heißleim meinen Filz ein, und dann mit zwei Messern wird das in jede Aussparung reingetrudelt, so nennen wir das. So, dann wird das nach vorne weggezogen – das ist ein Ziehfilz. Das Überstehende wird dann weggeschnitten, und dann ist das eine schiere Besteckleiste."
Die Zukunft sieht Andreas Ludwig positiv – Handarbeit werde immer gefragt sein, so glaubt er. Durch die Massenproduktion sei ja durchaus Vieles weggebrochen, aber:
"Es ist aber auch viel neu gekommen. Wir mussten uns immer wieder wandeln, uns immer wieder neu orientieren – wo gibt es Bedarf, dass individuelle Dinge gefertigt werden?"
Dieser latenten Unsicherheit stellt sich der Firmenchef jedoch gern – er schätzt die Vielfältigkeit seines Berufs. Ob das Unternehmen allerdings in die fünfte Generation gehen wird, ist fraglich – ein Nachfolger steht bislang nicht fest:
"Da suchen wir noch nach!"