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Handwerk mit goldenem Boden

Es ist ein allseits bekannter Spruch, dass das Handwerk goldenen Boden hat. Der Zentralverband des deutschen Handwerks zieht ebenfalls eine positive Bilanz: Lebensmittelhandwerke und Dienstleister profitieren derzeit vom anhaltend hohen Konsumniveau.

Von Lennart Pyritz | 13.11.2013
    Der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke spricht sich gegen einen Mindestlohn aus.
    Der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke spricht sich gegen einen Mindestlohn aus. (ZDH)
    Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, ZDH, stellt nicht nur Wirtschaftszahlen vor. Er warnt auch die Politik vor falschen Weichenstellungen. Dabei klingt der Konjunkturbericht zunächst einmal positiv.

    "Das Handwerk ist im zweiten Halbjahr 2013 in die Erfolgsspur zurückgekehrt."

    Bau- und Ausbaubetriebe holten auf, nachdem sie im ersten Halbjahr durch Frost und Hochwasser behindert wurden. Lebensmittelhandwerke und Dienstleister profitierten vom anhaltend hohen Konsumniveau. Und auch das Kraftfahrzeughandwerk stabilisiere sich.

    "88 Prozent, also fast neun von zehn Unternehmen im Handwerk, sind mit der Geschäftslage zufrieden – exakt so viele wie im Vorjahresquartal und immerhin acht Prozent mehr als im 1. Quartal 2013."

    Die grundlegend gute Auftragslage drücke sich auch im Geschäftsklimaindex von 87,5 Punkten, einer Zunahme an Beschäftigten und höheren Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge aus. Dementsprechend rechnet der Zentralverband mit einem guten Jahres-Endspurt. Auch für 2014 fallen die Wirtschaftsprognosen positiv aus.

    "Vor diesem Hintergrund erwarten wir für das nächste Jahr 2014 ein Plus von zwei Prozent bei den Umsätzen und ein Plus bei Beschäftigung in einer Größenordnung von 25.000 Mitarbeitern."
    Laut Schwannecke spiegelt diese Zahl den wachsenden Bedarf des Handwerks an Fachkräften wider. Doch dazu gibt es schlechte Nachrichten: Eine Strukturumfrage bei 10.000 Betrieben habe gezeigt, dass die Suche danach für viele Betriebe erfolglos ende.

    "Mehr als jeder fünfte Betrieb, 22 Prozent, suchte Fachkräfte. Nur 40 Prozent davon konnten diese Stellen besetzen, weitere 14 Prozent nur zum Teil."

    Auch die Nachwuchssorgen des Zentralverbandes nehmen zu: Mehr als 15.000 Plätze seien im aktuellen Ausbildungsjahr unbesetzt geblieben. Den Vorwurf, die Betriebe seien zu wählerisch, weist der Generalsekretär zurück:

    "Viele Handwerksbetriebe versuchen mittlerweile, junge Menschen auch ohne qualifiziertes Zeugnis, ohne ausreichende Deutschkenntnisse und ohne die von jungen Erwachsenen eigentlich erwarteten sozialen Kompetenzen an eine Ausbildung heranzuführen. Das Motto heißt: Wer wirklich will, dem helfen wir. Die Chancen pro Ausbildung sind riesig."

    Entscheidend für das künftige Wohlergehen des Handwerks sind dem ZDH zufolge weiterhin niedrige Einstiegshürden und flexible Instrumente am Arbeitsmarkt: Befristete Verträge und Zeitarbeit. Die Politik müsse den eingeschlagenen Weg fortsetzen.

    "Doch jetzt machen wir uns angesichts der ersten Erkenntnisse aus den Koalitionsverhandlungen große Sorgen. Kann es tatsächlich sein, dass die kommende Große Koalition die bisherigen Erfolgsparameter aushebeln will?"

    Schwannecke fordert zudem den Abbau der kalten Progression. Die Einführung eines branchenübergreifenden Mindestlohns lehnte er ab.