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"Ich erwarte jetzt endlich mal klare Spielregeln"

Die Vereinigte Bioenergie AG aus Leipzig, Firmenname VERBIO ist einer der großen Anbieter und Hersteller von Biokraftstoffen in Europa. Was die Bundesregierung im Zusammenhang mit Biokraftstoffen plant, wirkt sich unmittelbar auf die Branche aus. Im kommenden Jahr soll die Quote um ein Prozent auf 5,25 sinken. Der Verband der Biokraftstoffindustrie sieht darin eine Bevorzugung der Mineralölindustrie. Heute nahmen in Berlin Vertreter der VERBIO-Gruppe Stellung zu den Biospritplänen der Bundesregierung. Schließen sie sich der Kritik des Verbandes an?

Von Verena Kemna | 25.11.2008
    Der Verband kritisiert die Pläne der Bundesregierung. Demnach soll der Anteil an Biokraftstoffen schon im nächsten Jahr um zwei Prozent reduziert werden. Biodiesel und Bioethanol würden dann nur noch 5,6 Prozent des Kraftstoffmarktes abdecken. Damit würde der gesamte Markt für Biokraftstoffe um ein Viertel reduziert, die deutschen Produktionsstätten wären dann nur noch zur Hälfte ausgelastet, meint Johannes Lackmann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie. Er befürchtet, dass die Pläne der Bundesregierung und immer höhere Steuern für Biodiesel bei vielen mittelständischen Unternehmen der Branche eine Pleitewelle auslösen.

    "Bis vor wenigen Jahren waren Biokraftstoffe komplett von der Steuer befreit, 2008 wird Biodiesel mit 14 Cent besteuert, im nächsten Jahr sollen noch mal 3 Cent draufkommen. Dazu kommt, dass Erdöl zur Zeit sehr günstig ist, das schränkt natürlich die Wettbewerbsfähigkeit von Biokraftstoffen ohnehin ein, und wenn dann noch zunehmend besteuert wird, dann gibt es diesen Markt nicht mehr. "

    Die Verbio-Gruppe ist nach eigenen Angaben der einzige großindustrielle Produzent von Biodiesel und Bioethanol in Europa. 450.000 Tonnen Biodiesel und 300.000 Tonnen Bioethanol pro Jahr können in den Werken produziert werden. Wie wirkungsvoll Biokraftstoffe für den Klimaschutz tatsächlich sind, das sollte das Institut für Energie- und Umweltforschung im Auftrag von Verbio ermitteln. Untersucht wurde das gesamte Produktionsverfahren etwa am Standort Zörbig in Sachsen-Anhalt. Da dort aus den Produktionsabfällen außerdem Biogas hergestellt wird, reduziert sich der CO2 Ausstoß um mehr als 80 Prozent gegenüber fossilen Energieträgern. Eine derart effiziente Produktion spricht für die Biokraftstoffe der so genannten ersten Generation, so Johannes Lackmann.

    "Das heißt, wenn ich im Verfahren günstigere Produktion habe, weniger Aufwand, dann bedeutet das auch weniger Prozessverluste und damit mehr energetischen Output, und wir sehen ja an diesem Beispiel Verbio, dass man zu sehr hohen CO2 Effizienzen kommen kann und das gilt auch für andere Verfahren und deshalb ist dieses Gerede vom Auslaufenlassen der ersten Generation und die Zukunft gehört der zweiten, das ist eigentlich eine Strategie, das Thema Biokraftstoffe zu vertagen."

    Die Studie vom Institut für Energie- und Umweltforschung bewertet auch Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender der Verbio AG, als Beweis für die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen.

    "Unsere Studie belegt ja, dass wir gegenüber fossilen Energieträgern mit Ethanol aus deutscher Produktion eine CO2 Reduktion um 82 Prozent darstellen können. Die Konsequenz daraus ist, dass die Diskussion der vergangenen Monate total am Thema vorbei geht. Wer heute nachhaltig produziert, hat einen Wettbewerbsnachteil, weil es von den Kunden nicht honoriert wird, und deshalb ist die Politik an der Stelle gefragt, wirklich Nachhaltigkeit zu definieren und das als zentrales Thema in den Vordergrund zu stellen. "

    Er fordert nun von der Bundesregierung eindeutige Signale.

    "Ich erwarte jetzt endlich mal klare Spielregeln, die das Thema Biokraftstoffe nach vorne bringen. Ehrlich gesagt, habe ich mittlerweile den Eindruck, dass das so ein Überbleibsel ist von rot-grün, dass zwanghaft dran festgehalten wird, aber dass es nicht wirklich gewollt ist, Biokraftstoffe auszubauen und im Sinne des Klimaschutzes einzusetzen. "