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Im dünnen Strahl der Taschenlampe steckt die ganze Welt

Da gab es diese kalte Zeit. Auf beiden Seiten haben sie teure Löcher gegraben, vier Etagen tiefe Politpostämter und feuchte Kuhlen aus Beton. Viele Hundert. Jede Woche wären die Auserwählten aus Politik und Technik bereit gewesen: tschüss zu den Lieben, und hinab. Möglicherweise hätten sie es geschafft, nach dem Ernstfall anderen Bunkern zu funken, und Truppen, laut Plan. Irgendwann hätten sie dann raus gemusst aus ihren Löchern links und rechts der verkokelten Weltgefechtslinie, so oder so.

Von Paula Schneider |
    Die Zeit ist vorbei. Die Bunker gibt's meist noch. Monströse Kühlschränke jetzt, in denen Geschichte und Schiffsmotoren konservieren. Sie abzuschaffen, ist teuer. So geben sie im Osten den schönsten Abenteuerspielplatz ab. Und die Gemeinde dafür wächst. Sie rutscht rittlings in Notausstiege, duckt sich durch immerdunkle Tunnel, atmet alte Schimmelluft. Sie misst endlose Kabelmeter, handwerkert die Freizeit weg. Oder hat gleich ihren eigenen Bunker, um in einer der fensterlosen Röhren zu übernachten.

    Sie hat sogar ihren Papst. Der hat ihr jüngst eine dicke Bibel gebaut. Sie hat ihre schwarzen Schafe, ihre alten roten Kämpfer und einen Ex-Spion, der ausspricht, was sie zusammenhält: bekloppt sein. Egal was für vernünftige Männer sonst; unter Tage sind sie bunkerbekloppt.