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Im Fernsehen nichts Neues

Das ZDF will jüngere Zuschauer, und Thomas Gottschalk will wieder vor die Kamera – der Herbst wird wohl keine neuen Quotenrekorde bringen. Die Gesichter bleiben die gleichen, alte Formate werden wieder aufgewärmt.

Von Michael Meyer | 13.07.2013
    "Helau, Grüß Dich, schön, dass du da bist, Günther …"

    Irgendwie ahnte man es ja schon, Gottschalk, die alte Rampensau, kann es zu Hause nicht aushalten und strebt einmal mehr ins Fernsehen – wobei man konstatieren muss, dass alle seine Neu-Versuche nach dem Ende von "Wetten, dass" nicht richtig gezündet haben: Weder "Gottschalk live" in der ARD, noch sein Engagement als Juror bei RTL funktionierten. Nun will es RTL doch noch einmal versuchen und schickt Gottschalk zusammen mit Günther Jauch in die Spielshow "Die 2". Innovatives Fernsehen ist das wohl kaum – RTL hat vor Kurzem denn auch angekündigt, dass man die werberelevante Zielgruppe nun von 14 bis 59 Jahren fasst – es wird wohl auch nötig sein, Jauch und Gottschalk sind nicht gerade Nachwuchs-Hipster.

    "Vielen Dank, einen wunderschönen guten Abend, herzlichen Dank…"

    Gottschalks Nachfolger Markus Lanz geht es auch nicht gut – zuletzt hatte er die Sommer-Ausgabe von "Wetten, dass" auf Mallorca auf ein derart niedriges Niveau gedrückt, dass sich selbst RTL oder Pro7-Showproduzenten fremdschämten. Nun geht ihm auch noch einer seiner Sidekicks von Bord: Cindy aus Marzahn. Nicht, dass Cindy für exquisite Humorerlebnisse stünde, aber immerhin war sie bei vielen Zuschauern beliebt.

    "Mein Name ist Cindy und ick komme aus Marzahn… und der Grund warum ich hier bin ist der, der Diddy hat mich angerufen und hat gesagt: Cindy, wir brauchen ein bisschen mehr Sexappeal in der Veranstaltung und jetzt bin ick hier…"

    Erst hieß es, sie wolle gar kein Fernsehen mehr machen, nun verlässt sie RTL und das ZDF für SAT1. Und "Wetten, dass" bekommt einen neuen Redaktionsleiter, der den Unterhaltungsdampfer wieder in ruhige Gewässer steuern soll, nachdem er vor Mallorca fast leckgeschlagen wäre.
    Ach ja, und noch ein Wechsel: Restauranttester Christian Rach, der jahrelang für RTL Imbissbuden, kleine Bars mit kulinarischer Versorgung und andere Verköstigungs-Etablissements testete, geht zum ZDF.

    "Ich finde es eine total spannende Aufgabe ein Restaurant an einem Campingplatz mal zu beraten…"

    Rach soll ab Herbst "Wie isst Deutschland" präsentieren. Und das zur besten Sendezeit. Na denn, schmeißt schon mal den Grill an, der Rach kommt.

    Überhaupt: Die Mainzer finden offenbar Gefallen an RTL-Gesichtern: Inka Bause wird ab Herbst nachmittags vor sich hin talken, dabei dachte man doch, dass Talkshows im Nachmittagsprogramm tot sind. Apropos ZDF: Man will jünger und realistischer werden, das sagte jedenfalls Programmdirektor Norbert Himmler. Also weniger "Forsthaus Falkenau" – mehr "Breaking Bad" – runtergebrochen auf deutsche Verhältnisse. Wir werden sehen, was das Zweite unter "Realismus" versteht. Bis dahin sei Fans des knallharten Realismus die neue Sendung "heiß und fettig" auf ZDFneo empfohlen. Die Sendung, die am Donnerstag Premiere hatte, dreht sich rund ums Thema Sex und Erotik – und wirkt dabei keinen Deut reifer als seine Vorläufer "Wahre Liebe" und "Liebe Sünde" in den 90ern. Im Gegenteil, eher klemmig.

    Irgendwie kommt eben alles wieder, das wird auch in diesem Fernsehherbst nicht anders sein.