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"In allen Qualitätsbereichen exzellent"

Ein hohes Unterrichtsniveau, ein herausragendes Schulklima und eine Sensibilisierung der Schüler für ethisch-soziale Fragen waren für die Entscheidung Jury ausschlaggebend, die Evangelische Schule in Neuruppin in Brandenburg mit dem Deutschen Schulpreis 2012 auszuzeichnen.

Von Jürgen König | 12.06.2012
    Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog verlieh den Deutschen Schulpreis: den Hauptpreis, dotiert mit 100 000 Euro, erhält in diesem Jahr die "EVI", die Evangelische Schule in Neuruppin in Brandenburg. Mit Grundschule, Oberschule und Gymnasium unter einem Dach, sei die Schule, so die Jury, "in allen Qualitätsbereichen exzellent". Das Unterrichtsniveau sei hoch, das Schulklima herausragend: die Schüler würden gleichermaßen "für ethisch-soziale Fragen sensibilisiert" und sie würden früh lernen, Verantwortung zu tragen: in altersübergreifenden Jahrgänge helfen die Älteren den Jüngeren, unterrichten die Gymnasiasten die Grundschüler; Schüler der Mittel- und Oberstufe organisieren und leiten gemeinsam das Schul-Café. Schulleiterin Anke Bachmann, befragt, was das aller wichtigste für eine gute Schule sei:

    "Dass wir Lehrerinnen und Lehrer die Schüler motivieren, lustvoll zu lernen und alle ihre Stärken ausspielen und damit ihre Schwächen zu erkennen und gut damit umzugehen. Und dass sie Lust haben, in die Schule zu gehen und mit uns gemeinsam zu lernen."

    Und das Allerschrecklichste?

    "Schlechte Laune in Schulen."

    Ein breit gefächertes Angebot und ein qualitätvoller Unterricht, innovative Lernkonzepte, ein Klima achtungsvollen Umgangs miteinander und gemeinsamer Verantwortung, die Förderung demokratischen Engagements, die Pflege kultureller Vielfalt und eine engagierte Lehrerschaft, die "Schule" zu einer öffentlichen Institution für Schüler und Eltern, für Lehrer und alle interessierten Bürger einer Stadt macht – das waren die Kriterien für den "Deutschen Schulpreis".

    Neben dem Hauptpreis wurden fünf weitere Preise vergeben, jeweils mit 25 000 Euro dotiert; beispielhaft sei die "Schule am Pfälzer Weg" in Bremen genannt, deren Schüler zu 90 Prozent nicht aus Deutschland stammen. Schulleiterin Maria Lassek sieht darin ebenso eine Herausforderung wie eine Chance.

    "Also es ist ganz sicher beides, aber was wir an unserem Standort gelernt haben und was uns unwahrscheinlich wichtig ist: dass wir die Schätze unserer Kinder auch wirklich langsam heben! Wir haben in Deutschland noch nicht gelernt zu merken, wie viel Kompetenzen Kinder mitbringen, die mit einer anderen Sprache kommen und in der deutschen Sprache alphabetisiert werden. Und wenn wir dies nutzen und die Chancen dieser Kinder wirklich auch – ja, herausfordern, entdecken wir plötzlich, wie Kinder durchstarten, wie sie ganz anders ins Leben gehen, und wir brauchen jedes Kind! Und das ist uns ganz wichtig."

    Alle Kinder "mitnehmen", sie "da abholen, wo sie sind", sie ihren Talenten gemäß individuell fördern, im Unterricht neue Wege gehen, sich durchaus auch mal Risiken zumuten, etwa – alles Beispiele der heute nominierten Schulen: ein Fitnessraum, der in den Schulpausen genutzt werden kann, am Nachmittag auch von den Eltern; ein ehemaliger Fußballprofi als Sportlehrer; Senioren, die Unterricht geben; ein "Schulhund", der das Klima einer Schule wesentlich prägen kann. Und bei alledem immer auch: die Eltern ansprechen und ebenfalls "mitnehmen" – so könnte man die Botschaft der Jury der Robert Bosch-Stiftung zusammenfassen, die unter 122 Bewerbern 20 Schulen je zwei Tage lang besuchte, 15 von ihnen nominierte und sechs auszeichnete. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung zeigte sich begeistert von dem, was an vielen deutschen Schulen geleistet wird.

    "Die Innovationskraft der Schulen ist ungebrochen. Also an der Basis tut sich unendlich viel und es gibt viele Schulen, die ihre Chancen nutzen, aber es sind einzelne Schulen, es ist nicht unbedingt das Ganze Bildungssystem bei uns in Deutschland."

    Dieses müsse chancengerechter und vergleichbarer gemacht werden – alte Forderungen, an die auch heute wieder erinnert wurde. Die jetzt ausgezeichneten Schulen werden fünf Jahre lang der Akademie des Deutschen Schulpreises angehören – damit ihre Ideen: noch mehr Früchte tragen.