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Is was?!

Airport-Debakel und Hertha-Abstieg - was ist eigentlich mit unserer Hauptstadt los? Überall Katastrophen. Aber keine Sorge: Das ist immer so in Berlin. Das gehört so.

Von Klaus Nothnagel | 18.05.2012
    Zum ersten Mal seit 12 Jahren bekommen Kanzlerin, Minister und Staatssekretäre mehr Geld, demütige 5,7 Prozent.

    Immerhin, die Kanzlerin hat diese Woche wieder mal gezeigt, dass sie ihr Geld wert ist; kurze Zeit dachte man ja schon, sie würde Röttgen wirklich im Amt lassen. Im Wahlkampf antreten mit der Absicht, sich im Falle einer Wahlniederlage wieder ins Ministeramt zu verziehen - und dann noch angesichts der drohenden Niederlage behaupten, die Europapolitik der Kanzlerin sei schuld: Das ist schon die höhere Frechheit! Röttgen wird für diese Unverfrorenheit zweifellos - wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist - mit einem ruhigen und gleichzeitig stramm dotierten Job in der Industrie belohnt.

    Was ist eigentlich in unserer landauf-landab so innig geliebten Hauptstadt los? Gar nichts. Verschiebung der Flughafeneröffnung? Pah! Das ist immer so in Berlin. Das gehört so. Außerdem weiß man jetzt ja, dass der Chefplaner des Flughafens nebenbei noch seine Doktorarbeit schreiben musste, das kostet natürlich auch Kraft. Thema der Arbeit sind übrigens "Optimierungsansätze zur prozessorientierten Abwicklung komplexer Baumaßnahmen". Schade, dass das allem Anschein nach eher so theoretisch durchdrungen, jedenfalls nicht praktisch angewendet worden ist.

    Allerdings wäre der Flughafen auch ohne Mehrfachbelastung des Chefplaners nicht rechtzeitig fertig geworden: Berliner Großprojekte werden immer doppelt so teuer wie geplant und sind immer erheblich später fertig - und wenn's doch mal pünktlich klappt, wie beim Hauptbahnhof, dann fetzt es beim ersten Sturm einen Stahlträger vom Dach - oder zentnerschwere Glasscheiben stürzen aus zehn Meter Höhe ab wie seinerzeit beim Kaufhaus Lafayette. In Berlin wundert man sich eher, dass noch keine Teile der Reichstagskuppel rausgefallen sind.

    Und die andere Hauptstadtkatastrophe? Ich bitte Sie. Dass ein Fußballverein absteigt, der aus 17 Rückrundenspielen elf Punkte holt, ist doch unter Kennern keine Kurzmeldung wert! Für Uneingeweihte: In 17 Spielen kann man beim Fußball maximal 51 Punkte holen. Tumult-Szenen in Düsseldorf, Sportgericht und Wiederholungsspiel hin oder her - völlig egal: Diese peinliche Berliner Gurkentruppe verliert sowieso jedes Spiel.