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K+S-Übernahme
Potash bleibt dran

Das kanadische Unternehmen Potash will offenbar weiterhin den Kasseler K+S-Konzern übernehmen. Von den wieder aufgeflammten Vorwürfen, K+S habe illegal Abfälle entsorgt, zeigt sich der Konkurrent aus Übersee unbeeindruckt.

Von Michael Braun | 09.09.2015
    Es ist ein alter Streit: Schon vor sieben Jahren hatte die thüringische Gemeinde Gerstungen den Kasseler K+S-Konzern angezeigt. Er soll Salzlauge versenkt haben, zwar mit Genehmigung des Bergamtes, aber obwohl die wasserrechtlichen Voraussetzungen nicht vorlagen. Die Büro- und Geschäftsräume, die heute durchsucht wurden, hängen mit dem Verdacht illegaler Abfallentsorgung zusammen. Auch wenn sie nicht Teil der Abschreckungsstrategie für Potash sind: Sie zeigen, welche Risiken im Düngemittel- und Kalikonzern K+S schlummern.
    Doch der kanadische Konkurrent Potash lässt sich nicht abschrecken. Zweimal hat er schon bei der Wiesbadener Landesregierung vorgesprochen. Die hat das bestätigt. Robert Halver, Börsenexperte der Baader-Bank, sagt, solches Antichambrieren gehöre zu einem Übernahmeversuch:
    "Potash will natürlich die Wogen glätten. Potash will der Landesregierung Hessen signalisieren: 'Wir werden Arbeitsplätze nicht unbedingt abbauen.' Das ist immer das Anliegen von Regierungen zu sagen, was heißt das sozialpolitisch."
    41 Euro je Aktie will Portash bezahlen.[*] Den Kurs hat die Aktie im letzten Jahr nicht gesehen, notiert auch heute darunter. Dennoch sagt das Management in Kassel, 41 Euro seien zu wenig. Und die Zusage der Kanadier, Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten, zähle nicht viel. Finanzvorstand Burkhard Lohr:
    "Der ebenfalls übermittelte Vorschlag für eine Kooperationsvereinbarung geht zwar auf die Interessen von Arbeitnehmern und Standortgemeinden ein, bietet aber wegen weitreichender Einschränkungen keine Verlässlichkeit und vor allem später keine Durchsetzbarkeit der Zusagen."
    Freund und Feind
    Doch mit solchen Versprechungen locken Unternehmen, wenn sie einen Wettbewerber freundlich übernehmen wollen. "Freundlich", das heißt: mit dem Segen des Managements des Übernahmekandidaten und letztlich natürlich mit Zustimmung der Aktionäre. "Feindlich" wird eine Übernahme im Börsenjargon, wenn das Management - wie das von K+S - sich wehrt und die Aktionäre beschwört, ihre Aktien nicht dem Übernehmer zu verkaufen. Helfen wird das im Ernstfall nicht. Baader-Börsianer Halver hält sowieso nichts von dem Unterschied zwischen "freundlicher" und "feindlicher" Übernahme, selbst nichts von einem partnerschaftlichen Zusammenschluss unter Gleichen:
    "Es ist nicht in der Wirtschaft so, dass wir hier das Mutter-Theresa-Prinzip praktizieren. Hier geht's darum, wo kann ich überleben, wo kann ich dem anderen, dem Konkurrenten, das Wasser abgraben."
    Die Aktien von K+S liegen zu 100 Prozent im Streubesitz. Es gibt nicht zwei, drei Großaktionäre, mit denen sich Potash abstimmen könnte. Das macht eine Übernahme mühsam. Wenn Potash K+S haben will, dann müsste bald ein formelles Übernahmeangebot kommen, nicht bloß - wie bisher - ein Brief an den Vorstand. Parallel könnte Potash direkt oder über Mittelsmänner K+S-Aktien kaufen. Das belebt die Spekulation. Und die Kurse. Denn dass beide Unternehmen zusammen passen, hat K+S selbst aufgezeigt. Die Kasseler haben groß investiert und eine Kaliproduktion in Kanada aufgebaut. Und damit wohl den kanadischen Konkurrenten herausgefordert.
    [*] Anm. d. Red.: In der Sendefassung waren an dieser Stelle irrtümlich Cent statt Euro genannt.