Mindestens sechs Jungen im Alter von zehn bis 16 Jahren soll der Trainer sexuell missbraucht haben, teilte die Staatsanwaltschaft Berlin mit. Die Taten sollen unter anderem während des Trainings und bei Turnieren stattgefunden haben. Und das über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren.
Die Behörden hatten gestern mögliche weitere Betroffene gebeten, sich zu melden. Seitdem seien aber keine weiteren Anzeigen eingegangen. Zwei Betroffene hatten mit ihren Anzeigen die Ermittlungen Mitte Juni ins Rollen gebracht, teilte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit. Sichergestellte Datenträger würden derzeit ausgewertet.
Auch die Kinderschutzbeauftragte des Landessportbundes Berlin hatte nach eigenen Angaben zwei betroffene Familien beraten.
Auch die Kinderschutzbeauftragte des Landessportbundes Berlin hatte nach eigenen Angaben zwei betroffene Familien beraten.
Tätverdächtiger war als Prüfer tätig
Der Verein des Beschuldigten gehört zum Judoverband Berlin. Dort war der Tatverdächtige als Prüfer tätig. In dieser Funktion habe er auch Kontakt zu Kindern und Jugendlichen gehabt. Das bestätigte der Verband auf Anfrage des Deutschlandfunks.
Ob der Trainer beim Erwerb seiner Lizenzen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen musste, konnte das neu gewählte Verbands-Präsidium nicht sagen. Die Verbandsspitze verwies auf ein kürzlich erarbeitetes Kinderschutzkonzept und weitere Präventionsmaßnahmen. Das "hochsensible Thema" genieße weiter "den höchsten Stellenwert", so das Präsidium.
Deutscher Judobund weist auf neue Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt hin
Auch der Deutsche Judobund nehme den Fall ernst und prüfe nun, ob er die Trainer-Lizenz des Beschuldigten bis zum Abschluss des Falles ruhen lassen könne.
Darüber hinaus wies Geschäftsführer Reinhard Nimz auf neue Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt hin. Zum Beispiel müssten in Zukunft die Vereine erweiterte Führungszeugnisse ihrer Trainer vorlegen, wenn sie vom Deutschen Judobund zertifiziert werden wollten.
Darüber hinaus wies Geschäftsführer Reinhard Nimz auf neue Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt hin. Zum Beispiel müssten in Zukunft die Vereine erweiterte Führungszeugnisse ihrer Trainer vorlegen, wenn sie vom Deutschen Judobund zertifiziert werden wollten.
Der Verein, in dem der Beschuldigte tätig war, ist laut seiner Internetseite bis zum Ende des Jahres vom Dachverband zertifiziert. Für eine Stellungnahme war der Club nicht zu erreichen. Laut einer Umfrage im Rahmen der Studie Safe Sport, schätzen nur die Hälfte der befragten Vereine das Thema Prävention sexualisierter Gewalt als relevant ein. Bei Vereinen asiatischer Kampfsportarten wie etwa Judo lag die Sensibilisierung für das Thema über dem Durchschnitt.