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Kanarische Inseln
Erdölsuche sorgt für Protest

Der spanische Ölkonzern Repsol hatte vor den Kanarischen Inseln nach Öl gesucht, die Suche aber vor wenigen Wochen abgebrochen. Doch viele Anwohner trauen dem Frieden nicht. Manche befürchten, dass die Erkundungen gleich nach den Kommunalwahlen im Mai wieder aufgenommen werden. Das Thema dominiert den Wahlkampf auf der Inselgruppe - und den Karneval.

Von Oliver Neureuth | 18.02.2015
    Ein spanischer Ölkonzern hat vor den Kanarischen Inseln nach Öl gesucht. Vor wenigen Wochen hatte er die Suche abgebrochen, doch viele Anwohner trauen dem Frieden nicht. Manche befürchten, dass die Erkundungen gleich nach den Kommunalwahlen im Mai wieder aufgenommen werden. Das Thema dominiert jedenfalls den Wahlkampf auf der Inselgruppe - und den Karneval.
    Wenn in Arrecife der Karnevalszug startet, dann ist die ganze Hauptstadt von Lanzarote auf den Beinen. Alle haben sich bunt verkleidet, singen und tanzen auf den Straßen. Ähnlich ausgelassen ist die Stimmung bei einer Gruppe im Umzug, die sich eines ernsten Themas angenommen hat: der Erdöl-Bohrungen vor der Insel. Obwohl das Bohrschiff des Öl-Konzerns Repsol gar nicht mehr vor Lanzarote liegt, geht der Protest weiter - sogar im Karneval, erklärt Organisatorin Marta:
    "Im Moment wird nicht gebohrt. Aber wir glauben, dass es bald wieder losgeht. Niemand weiß zu 100 Prozent was gerade vor unserer Küste passiert."
    Informationspolitik wird kritisiert
    Die Informationspolitik von Repsol ist schon seit Längerem ein Streitthema: Während der Probe-Bohrungen veröffentlichte der Öl-Konzern widersprüchliche Angaben darüber, in welcher Tiefe nach Öl gesucht wird. Wochenlang wurden die Meldungen auf der Internetseite des Unternehmens nicht aktualisiert, sodass Aktivisten eine Panne befürchteten. Schließlich gab Repsol in wenigen Zeilen bekannt: Die Bohrungen seien beendet worden, weil es zu wenig Öl unter dem Atlantik gebe und die Qualität zu schlecht sei.
    "Wir haben diese Nachricht mit Freude aufgenommen. Aber wir sind bis heute skeptisch, ob das Ganze mehr eine Strategie von Repsol ist als die Wahrheit".
    Genehmigung für Bohrungen gilt bis 2017
    Sagt Pedro San Ginés, der Präsident der Inselregierung von Lanzarote. Er hält es für möglich, dass der Konzern die Bohrungen nur kurzzeitig gestoppt hat, um für politische Ruhe zu sorgen. Denn im Mai sind Kommunalwahlen in Spanien. Vor allem die konservative Volkspartei könnte auf den Kanaren die ablehnende Haltung vieler Wähler gegen die Öl-Suche zu spüren bekommen. Denn sie stellt die Zentralregierung in Madrid und die wiederum hat die Probebohrungen erlaubt.
    "Repsol könnte die Bohrungen nach den Wahlen im Mai wieder aufnehmen. Denn die Genehmigung dafür gilt bis Oktober 2017."
    Gegner des Erdöl-Projekts fordern Naturschutzgebiet
    Damit es soweit nicht kommt, fordern die Gegner des Erdöl-Projekts, dass die Bohr-Erlaubnis zurückgenommen wird. Mehrere Umweltschutzgruppen haben außerdem einen neuen Anlauf gestartet, den Meeresabschnitt zwischen Lanzarote und dem marokkanischen Festland zum Naturschutzgebiet erklären zu lassen. Das würde das Aus für Erdöl-Bohrungen bedeuten, sagt Beatriz Ayala von WWF.
    "Als Naturschutzgebiet wäre der Bereich geschützt - auch die vielen Tier- und Pflanzenarten dort, die vom Aussterben bedroht sind. Niemand dürfte mehr nach Öl bohren, auch Militär-Übungen wären dort verboten. Dieses Gebiet muss zu den wichtigsten Wasser-Schutzzonen der Welt gehören."
    Ein erster Versuch, die Zone unter Naturschutz zu stellen, war vor einigen Jahren gescheitert. Zu dieser Zeit war der ehemalige Öl-Unternehmer Miguel Arias Cañete spanischer Umweltminister, der aktuelle Energiekommissar der EU. Er war es, der dem Repsol-Konzern die Probebohrungen vor den Kanaren erlaubt hatte - verständlich daher seine Ablehnung eines Schutzgebiets. Die aktuelle Umweltministerin Isabel García Tejerina gibt dem Projekt mehr Chancen und hat zugesagt, den Plan zu unterstützen.
    Das hören auch die Karnevalisten in Arrecife gern. Die Gruppe Erdöl-Gegner setzt sich vor allem für ein sauberes Meer vor Lanzarote ein. Die Aktivisten im Karnevalszug haben auf ihre orange-gelben Kostüme den Schriftzug "agua hipoteca" gedruckt - das Wasser als Hypothek, erklärt Marta:
    "Erdöl darf nicht unsere Strände verschmutzen. Lanzarote und die Kanaren leben doch vom Tourismus. Es darf nicht das Größte zerstört werden, das wir haben."