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Kanzlerkandidatur
Albigs Merkel-Lob verärgert SPD - und freut CDU

Die SPD kann sich 2017 den Kanzlerkandidaten sparen, weil Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU) übermächtig ist - mit diesen Aussagen sorgt der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) für Verärgerung bei den Sozialdemokraten. Die CDU dagegen freut sich - wenngleich der Generalsekretär die eigene Partei warnt.

24.07.2015
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, M) unterhält sich am 21.03.2013 im Bundeskanzleramt in Berlin nach der Pressekonferenz zum Energiegipfel mit Torsten Albig (SPD), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Christine Lieberknecht (CDU), Ministerpräsidentin von Thüringen.
    Die Bemerkungen von Trosten Albig (li.) kommen in Angela Merkels CDU gut an. (picture alliance / dpa / Stephanie Pilick)
    "Es ist toll, dass viele Sozialdemokraten Angela Merkel für eine gute Kanzlerin halten - wie Torsten Albig", sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber. "Aber die SPD soll sich keine falschen Hoffnungen machen. Wenn Angela Merkel wieder antritt, dann für die CDU und nicht die SPD." Zugleich warnte Tauber seine Parteifreunde davor, die nächste Bundestagswahl als Selbstläufer zu betrachten.
    Albig hatte in einem NDR-Interview gesagt: "Ich glaube, es ist schwer, gegen diese Bundeskanzlerin zu gewinnen." Daher könne auch eine bloße Regierungsbeteiligung Wahlziel für die SPD sein. Merkel sei eine gute Regierungschefin. Zu sagen, die SPD erwarte jetzt die absolute Mehrheit, "wäre ziemlich bescheuert".
    Die SPD-Spitze mühte sich hektisch darum, den Eindruck zu zerstreuen, man setze bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr auf Sieg. Albigs Vorschläge seien "völlig abwegig", sagte Generalsekretärin Yasmin Fahimi dem "Spiegel". Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Bei aller Übereinstimmung, die wir sonst haben: In der Frage bin ich wirklich anderer Auffassung - und die SPD insgesamt auch." Natürlich sei Merkel populär und schwer zu schlagen. "Aber es kann ja nicht unser Ziel sein, mit den Grünen darum zu wetteifern, wer der nächste Juniorpartner der Union wird."
    SPD hat keine realistische Machtoption
    Albigs Aussagen lenken allerdings den Blick auf ein offenkundiges Problem der SPD: Sie hat derzeit keine realistische Machtoptionen. Laut ZDF-Politbarometer käme sie auf 25 Prozent der Stimmen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die Union liegt bei 41 Prozent. Gemeinsam mit den Grünen (elf Prozent) und der Linken (neun Prozent) wäre eine Mehrheit zwar möglich - doch genau dieses Bündnis hat Parteichef Sigmar Gabriel erst jüngst ausgeschlossen - die Linkspartei habe sich in der Innen- und Außenpolitik zu sehr radikalisiert, dagte er dem ZDF.
    Gabriel gilt gemeinhin als der kommende Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. "Sigmar Gabriel ist die unumstrittene Nummer Eins der SPD,", sagte etwa Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dem Handelsblatt. Zuletzt allerdings hatte der Parteichef die Basis mit seiner Befürwortung der Vorratsdatenspeicherung und der harten Haltung gegenüber Griechenland irritiert.
    (swe/tj)