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Kein Geld für ein warmes Essen

Kein Geld für warmes Essen hungriger Schulkinder: In Lübeck ist die Kinderarmut erschreckend stark gestiegen. Immer mehr Eltern können das Essen in der Schulmensa nicht zahlen. Die Mittagsbetreuung als soziales Problem - doch es gibt viele Schulen, die um die Hilfe für hungrige Kinder bemüht ist.

Von Katrin Bohlmann |
    Der Andrang ist groß in der Mensa der Lübecker Willy-Brandt-Schule. Die Schüler stürzen mittags um kurz nach eins hinein, warten dann aber doch brav in der Reihe, bis sie dran sind und Küchenkraft Roswitha Möller das Mittagessen ausgibt.

    "Unsere Schüler benehmen sich soweit anständig. Das einzige ist, wenn die jetzt kommen, haben sie natürlich Hunger wegen Pause und dann sind sie natürlich sehr laut. Die Tür bitte zu"

    Zwei Euro 50 kostet ein warmes Essen. Die Schüler des fünften und sechsten Jahrgangs müssen in der Mensa essen. Dazu haben sie sich mit ihrer Schulanmeldung vertraglich verpflichtet. Die Schulkonferenz habe dieses Vorgehen so beschlossen, sagt Schulleiter Georg Schopenhauer.

    "Wir halten es für ernährungsphysiologisch wichtig, dass Schülerinnen und Schüler, die möglicherweise erst um 16 Uhr zuhause sind dann auch ein warmes Mittagessen einnehmen."
    Auch viele Schüler der höheren Jahrgänge essen in der Mensa - weil sie es so gewohnt sind. Und den meisten Kindern schmeckt es auch.

    "Ich finde es eigentlich auch gut, weil der Unterricht ja auch lang ist, mit den AGs und so.

    Manche Eltern haben ja gar keine Zeit mehr dafür und sind ja auch schon bei der Arbeit, wenn die Schüler nach Hause kommen.

    Das ist ja eine Ganztagsschule und ich hab auch schon ganz schön Hunger, weil wir müssen ja um 6 aufstehen."

    Text K.B.: Das warme Mittagessen liefert ein Caterer, die Hansestadt Lübeck stellt der Willy-Brandt-Schule die Mensa und zahlt die Küchenkräfte. Die Eltern zahlen das Essensgeld direkt dem Lieferservice. Der habe inzwischen ein Defizit von 700 Euro, weil einige Eltern das Mitessen nicht bezahlen könnten, erklärt der Schulleiter.

    "Es gibt Eltern, die dann knapp über dem Satz für das Arbeitslosengeld II lagen und damit keine Berechtigung hatten, Zuschüsse von der Stadt zu bekommen. Es gibt allerdings auch Eltern, die einen Rechtsanspruch darauf hätten, die aber nicht in der Lage sind, die Formalitäten, die dazu gehören, zu erledigen."

    An der Willy-Brandt-Schule bekommt aber jeder hungrige Schüler etwas zu essen - auch wenn die Eltern nicht bezahlen. Die Schule hilft - dank der Spende einer Lübecker Firma.

    "Mit dieser Spende gleichen wir das Defizit bei unserem Essensanbieter aus, informieren die Eltern, die das betrifft und teilen ihnen mit, dass, wenn sie langfristig Schwierigkeiten haben, das Essen zu bezahlen, dass sie dann zu uns an die Schule kommen sollen und wir mit ihnen gemeinsam einen Antrag ausfüllen, so dass sie dann zumindest die Unterstützung von der Stadt bekommen."

    Die Hansestadt Lübeck hat nun einen Bildungsfonds gegründet, um hilfsbedürftige Eltern und ihre Kinder zu unterstützen. Verschiedene Stiftungen stellen dafür 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Damit soll dann auch das Mittagessen an Lübecks Schulen für alle gesichert werden.