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Kein Studienplatz soll frei bleiben

Das Abitur haben die Schüler endlich in der Tasche. Aber damit ist der Stress noch nicht vorbei. Jetzt geht es um einen Studienplatz. Und wegen des Doppeljahrgangs und der Aussetzung der Wehrpflicht wird es dieses Jahr eng an den Unis.

Von Andrea Mittlmeier | 15.07.2011
    Die Macher von studieren.de werben mit 22.000 freien Studienplätzen in 1700 Studiengängen und 10.000 vermittelten Bewerberanfragen an über 200 Hochschulen. Das sind die Zahlen vom letzten Jahr – und die klingen erstmal beeindruckend. Valentin Peter ist im Vorstand von studieren.de und überzeugt, dass er für jeden das richtige Angebot hat:

    "Wir appellieren mit diesem Angebot daraufhin nicht aufzugeben, zu sagen, hallo es gibt noch genügend Studienplätze es gibt noch genügend Chancen und wir versuchen, die Bewerber zu motivieren. Auf der anderen Seite spielen wir natürlich freiwillige Feuerwehr für die Hochschulen. Zu sagen: Es kann ja nicht sein, dass hier Plätze frei bleiben die schon relativ teuer sind zu unterhalten und wir versuchen schon alle aufzuzeigen."

    Denn jedes Jahr bleiben Zigtausende Studienplätze frei. Im letzten Wintersemester konnten wegen der Vergabepraxis an den Unis sogar 17.000 Plätze in den begehrten, zulassungsbeschränkten Fächern nicht an Studenten vermittelt werden.

    Vanessa Herfeldt aus Landsberg ist 18 Jahre alt und frisch mit der Schule fertig. Ihre Abiturnote: 2,5. Ihr Wunschfach: Journalistik, mit einem NC von 1,5.

    "Das wär schon so mein großer Traum, wenn das klappen würde. Am liebsten in Eichstätt oder Ansbach. Aber ich hab mich auch noch überall anders beworben."

    Journalistik ist sehr beliebt bei den Abiturienten und örtlich zulassungsbeschränkt. Die Unis können sich ihre Studenten aussuchen. Ob da Restplätze übrig bleiben, die dann ab 15. Juli in der Studienplatzbörse von Valentin Peter auftauchen?

    "Also am Anfang werden wohl die zulassungsfreien Plätze überwiegen, aber dann gegen Ende August kommen dann vermehrt auch die zulassungsbeschränkten Plätze in unsere Börse."

    In der Studienplatzbörse werden sich also erstmal keine der begehrten, zulassungsbeschränkten Restplätze finden. Sondern ganz normale Studienplätze ohne Beschränkung, für die sich jeder Abiturient ganz einfach einschreiben kann. Die echten Restplätze gibt es erst ab September und dann startet auch die Börse der Hochschulrektorenkonferenz: hochschulkompass.de.

    Aber Valentin Peter von studieren.de hält die zulassungsfreien Studienplätze für gar nicht so unattraktiv:

    "Da hab ich ein gutes Beispiel: Rechtswissenschaft an der LMU in München ist zulassungsbeschränkt, Rechtswissenschaft in Würzburg ist aber zulassungsfrei. Das heißt, man kann sich für ein ähnlich gestricktes Studienangebot direkt in Würzburg ohne Zulassungsbeschränkung bewerben."

    Und es gibt noch mehr solcher Fälle: Betriebswirtschaftliche Fächer gibt es zum Beispiel überall und mit den verschiedensten Schwerpunkten. Wer also nicht unbedingt den Klassiker an einer großen Uni studieren will, für den gibt es Alternativen. Und für Vanessa Herfeldt aus Landsberg?

    "Dann geben wir vielleicht einfach mal bei Suchwort Journalistik ein. Treffer 5 von 109. Hm. Zum Beispiel Altertumswissenschaften Bachelor."

    Das überzeugt sie nicht.

    "Das ist halt alles was, was mit Medien zu tun hat, aber nicht mit dem Studiengang Journalistik."

    Die 18-Jährige Abiturientin weiß eben genau, was sie will. Wenn es im ersten Anlauf nicht klappt, bleibt für sie also nur die Chance mit den Restplätzen. Aber wo sollen die herkommen? Valentin Peter von studieren.de :

    "Die Abiturienten schreiben sich sicherheitshalber in zehn Angebote ein und es kommt ja erst nach 'ner gewissen Zeit, nach drei Monaten raus, ob sie eine Zusage kriegen, und damit blockieren sie dann Studienplätze."

    Wer also erstmal eine Absage bekommt, muss also darauf hoffen, dass andere Bewerber abspringen. Dann kommt erstmal das Nachrückverfahren, und wenn dann immer noch Plätze frei bleiben, melden die Unis diese manchmal an eine Studienplatzbörse. Restplätze wird es voraussichtlich also eher an kleineren Unis geben oder in weniger beliebten Regionen.

    Die Uni Eichstätt, wo Vanessa Journalistik studieren will, wird ihre Restplätze übrigens ganz anders los:

    "Wenn ich das richtig verstanden hab, dann zieht man da 'ne Nummer oder so und dann verlosen die die übrigen Studienplätze, und wenn man Glück hat, wird man dann genommen."