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Kitzelige Gorillas

Biologie. - Das Lachen ist nicht nur dem Menschen, sondern auch seinen engsten Verwandten unter den Primaten gegeben. Forscher aus Deutschland, Großbritannien und den USA haben jetzt das Lachen bei den vier uns am nächsten stehenden Primatenarten untersucht. In der aktuellen Ausgabe von "Current Biology" berichten sie, dass das Affenlachen unserem desto mehr gleicht, je näher das Tier mit uns verwandt ist.

Von Michael Engel | 05.06.2009
    Klarer Fall. Hier gibt es was zu lachen. Allein schon aus der Tonlage kann man erkennen, wie es gemeint ist: Ob zum Beispiel Freude dahinter steckt oder Verachtung. Doch Lachen ist keine Gabe, die allein der Mensch beherrscht. Denn: Auch Menschenaffen können lachen, sagt Professor Elke Zimmermann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Zum Beispiel der Gorilla. Zimmermann:

    "Das ist im Gegensatz zum menschlichen Lachen noch stimmlos. Also das ist ein gehauchtes Kichern. Und hat noch sehr wenig tonale Elemente wie das menschliche Lachen. Tonale Elemente heißt ,stimmhafte Elemente‘. Weil das menschliche Lachen ist ja gekennzeichnet durch ,Hahaha‘, ,Hihihi‘. Und solche Elemente finden Sie beim Menschenaffen noch sehr selten, nur Bonobos und Schimpansen haben auch melodiöse Strukturen innerhalb ihrer Lachsalven enthalten."

    Menschenaffen lachen anders als Menschen. Es klingt eher nach hecheln oder keckeln, weil Affen beim Lachen ein- und ausatmen. Menschen hingegen lachen beim Ausatmen. Je näher die Affen dem Menschen entwicklungsgeschichtlich stehen – Bonobos zum Beispiel - desto melodiöser wird auch das Lachen. Die Wissenschaftler haben vier verschiedenen Affenprimaten untersucht - Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos – in verschiedenen zoologischen Gärten in Deutschland, den Niederlanden, sogar in Malaysia. In allen Fällen handelt es sich um so genannte Kitzelvokalisationen – um Lachlaute – die durch Kitzeln erzeugt werden. Elke Zimmermann:

    "Diese Kitzelvokalisation tritt nur dann auf, wenn die Affen tatsächlich auch mit einem Bekannten interagieren. Also mit einem bekannten Pfleger oder mit einem bekannten Spielpartner interagieren. Sonst können Sie diese Vokalisation nicht feststellen."

    So haben die Wissenschaftler lieber die Tierpfleger kitzeln lassen. In den Ur-Lachlauten der Menschenaffen mit ihren tonlosen "Lachsalven" ist schon eine soziale Bedeutung erkennbar, vermutet Professor Elke Zimmermann. Denn kitzeln überlassen die Affen nicht allein den Tierpflegern. Sie kitzeln sich auch gegenseitig. Zimmermann:

    "Dieses Kitzeln kommt deshalb, weil die gegenseitig miteinander spielen und sich dabei kitzeln. Einfach so wie bei Kindern auch. Und letztendlich wurde die Vokalisation im Verlauf der Menschenaffenevolution ritualisiert, so dass Spielpartner auch aus der Umgebung angelockt wurden und sich dann am Spiel beteiligt haben. Also das Lachen hier hat wahrscheinlich zum sozialen Zusammenhalt mit beigetragen."

    "Fröhliche Runden" dieser durchweg "archaischen Art" – so haben es die Untersuchungen gezeigt – muss es schon seit 16 Millionen Jahren geben – seitdem nämlich die Primaten existieren. Herzhaftes Lachen, Humor und Witz ist aber selbst den hochentwickelten Schimpansen völlig fremd. Nur eine Geschichte macht die Wissenschaftler stutzig. So wird aus dem Abenteuer-Zoo im niederländischen Apeldoorn berichtet, dass ein Schimpansenweibchen urplötzlich "Lachsalven" ausstieß, was eindeutig keine "Kitzelvokalitation" sein konnte: Der Tierpfleger hatte sich verkleidet.