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Klassik-Streaming
Auf der Suche nach der Erfolgsformel

Audio-Streaming von Klassik ist ein wachsender Markt. Immer mehr kleine Anbieter versuchen ihr Glück und buhlen um zahlwillige Nutzer. Das Risiko zu scheitern ist aber hoch.

Der Musikjournalist Thilo Braun im Gespräch mit Susann El Kassar | 03.01.2018
    Spotify-Logo auf einem Smartphone
    Die Suchfunktion der großen Streaming-Anbieter ist für Klassik-Tracks ungenügend. (imago/xim.gs)
    Die Metadaten eines Klassik-Titels sind viel aufwändiger als die eines Popsongs, erklärt der Musikjournalist Thilo Braun. Das mache die gezielte Suche bei den großen Anbietern wie spotify und apple music schwierig, weil die Tracks nicht so genau kategorisiert würden. Das versucht beispielsweise der auf Klassik spezialisierte Streaming-Dienst idagio besser zu machen.
    Auch das Startup Unternehmen Grammofy hatte sich darauf spezialisiert. 2015 wurde Grammofy gegründet, aber schon im Oktober 2017 musste der Betrieb eingestellt werden. "Sie sind an einem typischen Startup-Problem gescheitert", sagt Thilo Braun, "nämlich daran, dass die Finanzierung nicht gereicht hat, um über die Anfangsphase hinauszukommen." Das Geschäftsmodell sei in diesem Fall sogar noch komplizierter gewesen als bei den großen Diensten, da Grammofy innerhalb der Nische klassische Musik zusätzlich eine junge Zielgruppe erreichen wollte.
    So wie die Geigerin Julia Fischer ihre neuen Aufnahmen nur noch auf der eigenen Plattform JF Club veröffentlichen wird, haben auch einige Labels entdeckt, dass sie ihre Aufnahmen selbst im Stream anbieten können. "Ein wichtiges Beispiel ist da primephonic" des Labels Pentatone, erklärt Thilo Braun. Die seien zwar derzeit nur im englischsprachigen Raum verfügbar, der Dienst werde aber wahrscheinlich auch bald nach Deutschland kommen und stelle mit 100.000 Aufnahmen im Katalog eine Konkurrenz für idagio dar.
    Auch das Label Alpha Classics hat 2016 eine eigene Streaming-Plattform gegründet, sie heißt alpha play. Das Verhältnis dieses Diensts zu den großen Anbietern sei vergleichbar mit dem Verhältnis von Aldi zum handverlesenen Sortiment eines Feinkostladens, erläutert outhere-Pressesprecherin Veronika Lindenmayr. Der Vorteil eines Labels wie alpha classics sei natürlich, dass es "viel weniger Geld in die Hand nehmen muss, um ihren Katalog in einen Streaming-Dienst zu verfrachten", sagt Thilo Braun, die Investitionen würden im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen. Dabei müsse aber beachtet werden, dass die Qualität des Diensts auch bei geringerer Musikauswahl so gut sei, dass ein Nutzer bereit ist, dafür Geld auszugeben.