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Kleine Filme für großes Publikum

Kurzfilme sind oft nur Insidern ein Begriff. Das muss unbedingt anders werden, dachten sich Studenten aus Potsdam und gründeten das erste DVD-Label für Kurzfilme in Deutschland. Ihr Ziel: Den kleinen Film einem großen Publikum näher bringen. Alle drei Monate veröffentlichen sie eine DVD - randvoll mit Filmen, die thematisch zueinander passen. Seit kurzem ist das neueste Werk "American Showdown" in den Videotheken, ab Mitte April dann im Handel.

Von Andrea Kalbe | 30.03.2005
    Agenten in schwarzen Anzügen, wilde Schießereien, keine Dialoge - das ist "American Showdown". In sieben Kurzfilmen jagen die Protagonisten quer durch Berlin einem mysteriösen Koffer hinterher. Die Action-Serie von Regisseur André Jagusch ist gerade auf der neuen DVD von "KurtsFilme" erschienen - dem ersten Kurzfilmlabel Deutschlands. Hinter der jungen Firma stecken Patrick Jantke, Timo Quistorff und Rainer Bruns - drei Studenten an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Die Geschäftsidee hatten die Endzwanziger auf dem "sehsüchte-Festival", einem internationalen Studentenfilmfestival, das sie in Potsdam organisiert haben:

    " Das war auch so ein Ausgangspunkt, dass man sagte, da ist so viel Zeug, das ist so geil und das macht Spaß und das sehen echt nur die, die aufs Festival gehen und vielleicht danach sieht man ihn nie wieder. Und das war auch so ein bisschen dann der Hintergrund zu sagen, die bringen wir auf DVD raus, dann können sie auch alle haben."

    Seither sind die Studenten permanent auf Filmfestivals oder auch an Filmhochschulen unterwegs, immer auf der Suche nach den besten Kurzfilmen. Mittlerweile senden ihnen Regisseure ihre Produktionen auch von sich aus zu. Die Auswahl für die DVDs funktioniert nach einfachen Regeln:

    " Na ja, es müssen eigentlich alle dafür sein, kann man sagen. Also es gab auch schon den Fall, dass es eine Mehrheitsentscheidung gab. Aber wir achten eigentlich schon darauf, dass wir alle einverstanden sind damit und dass wir das alle gutheißen."

    " Weil wir auch sagen, wir haben ja selber auch keine Lust, irgendwas dann nachher zu vertreten, raus zu bringen, wo einer von uns sagt, oder mehrere sagen, na ja, der ist so halb gut, na ja, kann man halt machen, der ist ganz nett. Davon gibt's natürlich auch viele Filme. Die sind gut, aber die erreichen nicht dieses, was darüber hinaus geht. "

    " Es muss so einen zündenden Funken geben. Der Film muss was bei uns auslösen. Und dann glaube ich, nicht glaube ich, dann ist es auch so, dass er bei anderen Leuten was auslöst. Und das ist eigentlich so unser Auswahlverfahren."

    So sind auch die ersten beiden DVDs "Gangster und Fußball" sowie "Lust und Liebe" entstanden. Darauf zu sehen: Jeweils drei Kurzfilme zum Thema. Unter anderem mit bekannten Schauspielern wie Detlev Buck, Ralf Richter oder Bastian Pastewka, der einen TV-Seelsorger spielt.

    Neben den Filmen pressen die drei auch Bonusmaterial auf die DVDs, das sie selbst drehen. Dann ziehen sie los, erzählen Geschichten vom Set oder interviewen die Macher. Für Regisseure wie André Jagusch bietet das Kurzfilm-Label entscheidende Vorteile.

    " Der Film wird über eine breitere Masse veröffentlicht. Und das ist das eigentlich, was sich jeder Filmemacher wünscht, dass der Film gesehen wird, den man gemacht hat. Und das ist in dem Moment einfach der Fall. Weil der Film kommt in die Videotheken, der kommt über den Ladentisch und dadurch gibt es einfach eine breitere Publikumsmasse."

    Rund 1000 Kurzfilme werden in Deutschland im Jahr produziert, viele davon landen auf dem Schreibtisch der Jungunternehmer. Inzwischen verbringen sie die meiste Zeit in ihrer Firma. Die Uni, sagt Patrick Jantke, würden sie aber trotzdem nicht aufgeben

    " Ich sehe es zum Beispiel auch als Ergänzung meines Studiums, weil ich jeden Tag mit der Materie, mit Medien, mit Film, zu tun habe und entsprechend halt auch für mich lerne. Und ich glaube, einen schöneren Effekt kann man durch eine Selbstständigkeit neben dem Studium eigentlich nicht haben."

    Die DVDs kosten übrigens zwischen zehn und zwölf Euro und sind in Videotheken oder Elektromärkten erhältlich.