Donnerstag, 09. Mai 2024

Archiv

Köln Triathlon
Nach der Absage droht die Insolvenz

Medaillen und Finisher-Shirts waren bereits geliefert und die Teilnehmer für das „Cologne Triathlon Weekend“ angereist - vergeblich. Wegen einer fehlenden Genehmigung sagte der Veranstalter die 35. Auflage des Wettkampfs ab. Nach dem Desaster steht der Köln-Triathlon nun vor dem Aus.

Von Daniela Müllenborn | 07.09.2019
Triathleten schwimmen am 06.09.2015 beim Cologne Triathlon Weekend im Fühlinger See in Köln.
Wegen einer fehlenden Genehmigung der Stadt Köln für die Schwimmstrecke wurde der Triathlon kurzfristig abgesagt (imago / Thilo Schmülgen)
Die Kartons mit den vielen Tausend, nicht benötigten Finisher-T-Shirts sind inzwischen weggeräumt und verstaut. Der Schock ist noch da, bei Veranstalter Uwe Jeschke: "Das geht nicht, wir hatten Leute aus Dubai da, Italien, Frankreich, von den Bahamas, die kommen nach Köln, freuen sich auf den Triathlon ..."
Alle umsonst angereist. Auch Christian aus Lissabon. Er wollte an dem Freitag vor dem großen Triathlon-Wochenende, mit verschiedenen Wettbewerben und Distanzen für Hobby-Sportler und Top-Athleten, seine Startunterlagen am Fühlinger See im Kölner Norden abholen. Christian ist neu in der Szene. Der Köln-Triathlon sollte erst sein zweiter Triathlon überhaupt werden.
"Ich kam da an, hab mich schon gefreut, hab die Regattastrecke gesehen, wo geschwommen werden sollte, und da hing lediglich ein Zettel, wo drauf stand: Wir müssen den Triathlon absagen."
Grund für Absage: fehlende Tauchergruppe
"Ich bin vor die Leute getreten, hab mich in die Menge gestellt. Also letztendlich ist es schon so gewesen, dass einige sehr wütend waren, wo man schon dachte, oh Gott, hoffentlich eskaliert das nicht", sagt Uwe Jeschke.
Christian: "Eine Athletin hat dann auch den Veranstalter angegriffen, wie es sein kann, aber die allgemeine Stimmung war doch eher Enttäuschung und Niedergeschlagenheit." Gepaart mit Ungläubigkeit. Denn: Der Grund für die Absage war eine fehlende Taucher-Gruppe, die die Schwimmstrecke auf der Regatta-Bahn im Fühlinger See hätte absichern sollen. Eine Auflage der Stadt Köln, die Triathlet Christian nicht nachvollziehen kann:
"Für mich ist das eigentlich ziemlicher Quatsch mit den Tauchern, denn alle haben Neopren an, man schwimmt im Zweifel oben, außerdem waren Rettungsschwimmer vorgesehen, Leute mit Stand-up-Paddeln sollten eingesetzt werden und mit den Tauchern, das hab ich noch nie gehört, dass da Taucher auftauchen müssen."
Stadt Köln weist Kritik des Veranstalters zurück
Beim Kölner Triathlon ist eine Tauch-Gruppe seit 2013 Pflicht. Auf Empfehlung der Feuerwehr, wegen der hohen Teilnehmerzahlen. Und erst Recht nach einem Todesfall vor zwei Jahren. Bislang hatte der Veranstalter diese Auflage auch immer erfüllt. In diesem Jahr allerdings gab es große Probleme der Stadt das geforderte Tauch-Trio präsentieren zu können.
Ein paar Mal verlängerte das Kölner Ordnungsamt die Frist. Zuletzt bis Freitagmittag, 12 Uhr. Gut zwei Stunden nach der endgültigen Deadline meldete sich doch noch eine Tauchgruppe. Laut Veranstalter hatten sich die zuständigen Mitarbeiter der Stadt da aber schon ins Wochenende verabschiedet. Diese Kritik weist Dirk Schmaul vom Kölner Ordnungsamt zurück:
"Also die Mail hat uns um 14.40 Uhr erreicht. Da hat uns der Veranstalter kommentarlos ein Angebot eines Dienstleisters rübergeschickt. Und bevor wir darauf reagieren konnten, haben wir um 15 Uhr schon eine abfotografierte Absage, die am Fühlinger See ausgehängt worden war, bekommen. Also wir hatten nicht mal 20 Minuten, denn das muss er ja auch noch geschrieben und ausgehängt haben, also keine 20 Minuten Zeit gehabt zu reagieren. Von daher geht dieser Vorwurf da so ein bisschen fehl."
Rückzahlung des Startgelds eher unwahrscheinlich
Während sich Veranstalter und Stadt jetzt gegenseitig die Schuld geben, gucken die Athleten ein zweites Mal in die Röhre. Denn Uwe Jeschke wird ihnen höchstwahrscheinlich nicht mal das Startgeld zurückzahlen können, ihm droht die Insolvenz: "Wir sind von den Startgeldern abhängig, wir haben schon viel bezahlt, Medaillen, Finisher-T-Shirts, alles war aufgebaut, aus Holland die Drängel-Gitter, wenn du das alles vorher bezahlst, dann hast du nicht mehr viel Geld da."
Diese Informationen konnte Triathlon-Neuling Christian auch auf der Internetseite des Veranstalters nachlesen: "Der Veranstalter prüft das noch, er kann aber nichts zusagen, weil er schon so viele Ausgaben hatte und das Geld im Prinzip schon weg ist, so hat er es formuliert. Was natürlich ein Witz ist, weil die Teilnehmer interessiert es nicht, welche Ausgaben er hatte, zumal das alles ja nicht sehr professionell ist, wenn du einen Tag vor dem Wettkampf noch keine Genehmigung der Stadt hast, dann ist das doch schon sehr unprofessionell."
Schön häufiger Ärger mit dem Triathlon-Verband
Vor dem Ärger mit der Tauchgruppe hatte es bereits andere Probleme gegeben: a) bei der Genehmigung der Radstrecke für den Triathlon, b) mit dem Nordrhein-Westfälischen Triathlon-Verband.
Veranstalter Jeschke hatte diesmal nämlich darauf verzichtet einen Antrag auf Genehmigung seines Triathlons zu stellen. Der kostet Geld. Geld, dass sich Uwe Jeschke sparen wollte. Der Verband behielt sich daraufhin vor, Teilnehmer mit einem Startpass der Deutschen Triathlon Union zu verwarnen oder sogar zu sperren.
Für Jeschke, der als kommerzieller Veranstalter in der Vergangenheit schon häufiger Ärger mit dem Verband hatte, ist der Fall klar: "Dass sie sich damit ihre Monopolstellung behalten wollten, und keine unabhängigen Veranstalter die Möglichkeit haben, weil der Verband sagt, wir sanktionieren wenn Du da startest, auch andere Wettbewerbe aufzubauen."
Kommt das endgültige Aus für den Köln-Triathlon?
Dem widerspricht die Deutsche Triathlon Union, unter deren Dach im Jahr etwa 800 Triathlons stattfinden. Veranstaltet von Vereinen und auch von kommerziellen Anbietern. Zum einen fließe das Geld aus den Veranstaltungsabgaben vor allem in die Nachwuchsarbeit des Landesverbands NRW, zum anderen sei eine offizielle Genehmigung der Verbände auch eine Art Gütesiegel, an denen sich die Teilnehmer orientieren könnten
Ein mögliches Aus des Kölner Triathlons wäre aus Sicht der Verbände sehr bedauerlich für den Sport und die Athleten. Athleten wie Christian, der sich von dem Reinfall in Köln aber auf keinen Fall die Lust auf Wettkämpfe hat nehmen lassen. "Nö, also ich gucke, dass ich jetzt bald den nächsten mache."