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Kohleausstieg rückt näher

Die Steinkohle hat in Deutschland keine Zukunft, zu viele Milliarden waren in der Vergangenheit im Bergbau versenkt worden. Also soll spätestens im Jahr 2018 Schluss mit der Förderung sein. Am Niederrhein geht schon heute eine Ära zu Ende – mit der letzten Schicht im Bergwerk West in Kamp Lintfort.

Von Doro Blome-Müller | 21.12.2012
    Auf 100 Jahre Steinkohlebergbau blickt Kamp-Lintfort zurück. Eigentlich gäbe es die Stadt nicht ohne den Bergbau – denn die Zeche war zuerst da, erst später siedelten sich die Menschen rundherum an. Und jetzt ist also Schluss:

    "Das ist nicht gut für die Stadt. Viele Arbeitsplätze, viele Zuliefererplätze, naja. Auch für die Jugendlichen, die ganzen Arbeitsplätze fallen alle weg, ne? Ist traurig genug, dass die zumachen müssen. Gefällt uns gar nicht, ist nicht gut. Wenn wir unsere Enkelkinder abholen, dann sagen die immer: da ist der Turm, ob der stehenbleibt, das weiß man ja nicht, das Wahrzeichen, ne? jo, ist n'bisschen schwer."

    Für die Bergleute selbst wird es – sachlich betrachtet – vermutlich nicht so schwer: 1560 Menschen waren zuletzt auf der Zeche beschäftigt. 1000 wechseln zu den bundesweit drei noch verbleibenden Bergwerken in Marl, Bottrop und Ibbenbühren. Knapp 560 gehen in Vor-Ruhestand. Trotzdem: dass im Pütt heute die letzte Kohle gefördert wurde, das schmerzt die Kumpel.

    Der Bergbau ist tot – der Industriestandort Nordrhein-Westfalen lebt – meint zumindest Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die heute zur Verabschiedung des Bergwerks West nach Kamp-Lintfort gekommen war.

    "Keiner fällt ins Bergfreie, darauf bin ich stolz."

    Für die Stadt Kamp-Lintfort ist die Schließung der Zeche ein immenser Umbruch, sagt Bürgermeister Christoph Landscheidt. Allerdings: dass das Bergwerk West geschlossen würde, ist seit Jahren klar – da habe man Zeit gehabt, über Alternativen nachzudenken:

    "Insofern ist es zwar ein Einschnitt in die Historie unserer Stadt, aber es ist nicht so, dass wir hier sitzen und uns fragen, was dann, sondern wir sind seit einigen Jahren jetzt schon unterwegs, die Zeit nach dem Bergbau zu planen, ganz konkret mit dem Masterplan Bergwerk West, die Stadt Kamp-Lintfort will mit dem Ausbau der Hochschule und den demnächst freiwerdenden Logistikflächen eine neue Zukunft gestalten."

    Die Hochschule Rhein-Waal soll demnächst 2000 Studenten in die Stadt holen – das IST bei knapp 38.000 Einwohnern ein Faktor. Und die Verhandlungen mit dem Hafen Duisburg über einen Logistikstandort seien auch vielversprechend, so der Bürgermeister.