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Kontakte zum rechten Lager
Saarländische AfD unter Druck

Weil ihr Kontakte in die rechtsextreme Szene nachgesagt wurden, hatte die AfD-Spitze im Saarland ihre Ämter bis zu den Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag ruhen lassen. Jetzt sind der Landeschef und sein Stellvertreter zurück. Ob sie allerdings die Rückendeckung der Bundesspitze haben, ist unklar.

Von Tonia Koch | 16.03.2016
    Der saarländische AfD-Landesvorsitzende, Josef Dörr.
    Der saarländische AfD-Landesvorsitzende, Josef Dörr. (imago/Becker&Bredel)
    So laut jubelt im Moment nur eine Partei, die Alternative für Deutschland. Selbst diejenigen, die eigentlich gar nichts zum Jubeln haben, wie die saarländische AfD, ließen sich am vergangenen Sonntag von der Euphorie mitreißen. Man feierte sich und die ersten Wahlergebnisse in anderen Bundesländern, obwohl im Saarland gar nicht gewählt wurde. Die saarländische AfD demonstrierte Stärke. Allerdings nicht gegenüber dem politischen Gegner, sondern gegenüber dem Bundesvorstand.
    "Nach der Wahl ist vor der Wahl und deshalb haben wir unsere Ämter wieder eingenommen."
    Als der saarländische AfD-Landesvorsitzende, Josef Dörr, das sagte, war es Punkt 18 Uhr. Für Dörr war die Schamfrist vorbei, denn der Bundesvorstand der AfD hatte den saarländischen Landesvorsitzenden und seinen Stellvertreter vor den Landtagswahlen aufgefordert, ihre Ämter ruhen zu lassen: wegen ihrer Kontakte in die rechte Szene. Dörr kennt diese nicht neuen Vorwürfe und reagiert immer gleich.
    Dörr leugnet nicht, dass man sich hin und wieder über den Weg läuft
    "Das ist kalter Kaffee, würde ich mal sagen, da ist absolut überhaupt nichts dran, wir haben absolut keine Zusammenarbeit mit Gruppen, die nicht zu uns gehören, es ist wahrscheinlich von der NPD die Rede, da haben wir absolut null Kontakte und schließen sie auch für alle Zukunft aus."
    Es geht neben der NPD auch um eine weitere rechte Splitter-Partei, die rechts außen angesiedelte FBU, Freie Bürger Union. Und angeblich soll es Dokumente geben, die Dörrs Kontakte zu den Parteien aus dem rechten Lager belegen. Dörr leugnet nicht, dass man sich hin und wieder über den Weg läuft, aber eingeladen habe man weder die NPD noch die FBU an Veranstaltungen teilzunehmen oder gar über Mitgliedschaften nachzudenken. Nur des Platzes verwiesen, wurden die Vertreter von Rechtsaußen nie. Es gab gemeinsame Kundgebungen und auch beim Landesparteitag der AfD im vergangenen Jahr waren die ungebetenen Gäste zugegen.
    "Wir haben Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit, wir sind von der Sagesa und wollen, dass Deutschland, Deutschland bleibt."
    Sagesa steht für Saarländer gegen Salafisten. Eine Gruppe, die in ihrer aktiven Phase weitgehend von der NPD dominiert wurde. In den Reihen der AfD wollten sie Sympathisanten werben, sagte Sagesa-Mann, Patrick Richter. Drinnen im Saal hielt zum gleichen Zeitpunkt der neu gewählte Landesvorsitzende Josef Dörr eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Rede.
    Entscheidung über Ämterenthebung diese Woche
    "Wir spüren eine tiefe Glut in uns, an ihr werden wir das Feuer entfachen, die Missstände in unserem Lande sind der Wind, der diese Glut entfacht. Eine Flamme kommt zur anderen Flamme, die Flammen wachsen zu einem Flammenmeer und schließlich zu einem Feuersturm, dieser Feuersturm wird alles hinwegfegen und vernichten, was schlecht ist …"
    Dörr ist 77 Jahre alt, ehemaliger Lehrer und seit Jahrzehnten politisch aktiv: 23 Jahre bei der CDU, 28 bei den Grünen und seit neuestem eben bei der AfD. Dörr genießt offenbar die ungebrochene Zustimmung seiner Anhänger. Unisono versichern sie:
    "Wir haben mit Rechten nichts zu tun."
    Eine Anbiederung nach rechts sei überdies kontraproduktiv, argumentiert der Saarbrücker AfD-Stadtverordnete Bernd Krämer.
    "Welches Interesse kann die AfD haben, mit rechten Gruppierungen wie der NPD zusammen zu arbeiten, wenn wir solche Wahlergebnisse haben, im Gegenteil, wir müssen in die Mitte. Wir haben das doch gar nicht nötig. "
    Wie auch immer, der Bundesvorstand, dessen prominentestes Mitglied, Frauke Petry zur Not mit Waffengewalt gegen Flüchtlinge vorgehen möchte, will im Verlauf dieser Woche entscheiden, ob der saarländische Landesvorsitzende und sein Stellvertreter ihrer Ämter enthoben werden.