Mittwoch, 22. Mai 2024

Archiv


"Kopf an, Motor aus"

Erst nachdenken, dann losradeln - das Bundesumweltministerium hat eben eine Imagekampagne für das Vorwärtskommen ohne Auto gestartet. Kurze Wege kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad oft genauso gut erledigen wie mit dem Wagen - man muss es nur wollen.

Von Dieter Nürnberger | 31.03.2009
    Es sind im Wesentlichen schon die gesundheitspolitischen oder auch umweltpolitischen Argumente, die heute Vormittag zum Start der Kampagne "Kopf an - Motor aus" hier in Berlin am Brandenburger Tor geäußert wurden. Fahrradfahren hält gesundheitlich fit - und man tut etwas Gutes für die Umwelt - das ist der Tenor. Die Initiatoren sehen aber noch mehr im Zweirad - es sei inzwischen auch eine Art Lifestyle-Produkt und gerade innerhalb von Städten wachse der Anteil der Räder am gesamten Verkehrsaufkommen, sagt beispielsweise Kai Wippermann von der Initiative "Pro Fahrrad".

    "Da gibt es solche Themen wie Umwelt, Mobilität, Gesundheit, Technik, aber auch Lifestyle und Fashion - all dies wird mit dem Fahrradfahren verbunden. Und auch andere Begriffe bilden eine Klammer zu diesem Thema, sie drücken das aus, was die Gesellschaft fühlt: Lärm und Verkehrsinfarkt, CO2-Emissionen - ein Wort, welches derzeit nicht mehr wegzudenken ist. Es geht um Lebensqualität, um Energie, auch um Naturerlebnis und Sport."

    Man will die Leute also animieren umzusteigen und sozusagen aufzusteigen - auf das Rad. Und hier am Brandenburger Tor werben im Moment auch Prominente für das Fahrrad. Die Gold-Schwimmerin Britta Steffen beispielsweise oder auch Judith Holofernes, sie ist Sängerin bei der bekannten Berliner Popgruppe "Wir sind Helden".

    "Ich fahre einfach total gerne Fahrrad und ich bin Berlin-verliebt. Früher bin ich tatsächlich auch weite Strecken gefahren. Und oft auch halsbrecherisch über den Alexanderplatz oder andere Verkehrsknotenpunkte. Da bin ich etwas vorsichtiger geworden. Ich bin sehr Kiez-bezogen - das heißt: Ich fahre sehr viel in Kreuzberg, da kann man super Fahrrad fahren."

    Ein wichtiges Argument für die Fahrradfahrer ist natürlich der Umweltaspekt. Man verursacht keine klimaschädlichen Emissionen. Immerhin liegt der Anteil der Fahrräder am Gesamtverkehr in Deutschland bei rund neun Prozent. Zum Vergleich: Über 60 Prozent nutzen täglich das Auto. Diese Zahl nennen die Veranstalter der Informationskampagne. Und auch was Radfahrer dann einsparen an CO-2-Emissionen hat man inzwischen versucht zu errechnen. Michael Adler vertritt die Agentur "fairkehr". Fahrradfahren nutze eindeutig der Umwelt, sagt er.

    "Es sind ungefähr 170 bis 180 Gramm pro Kilometer, die ein Auto im Stadtverkehr ausstößt, bei den ersten Kilometern, beim Kaltstart, noch mehr. Die kann man also einsparen. Also: Wenn Sie fünf Kilometer Arbeitsweg an rund 200 Tagen im Jahr radeln, dann haben Sie 20 Prozent Ihres Schadstoff-Verkehrs-Etats eingespart. Das ist eine einfache Verhaltensänderung, mit der man aber viel erreicht."

    Zudem gab es am Vormittag auch noch Informationen über den Fahrradmarkt ganz allgemein. Der Bestand an Rädern in Deutschland bleibt übrigens seit Jahren konstant - rund 68 Millionen Fahrräder es hierzulande. Jährlich erwirtschaftet wird mit dem Verkauf und auch mit Wartung und Ersatzteilhandel immerhin eine Summe von rund 3,5 Milliarden Euro. Rolf Lemberg vom Zweirad-Industrie-Verband über die bevorstehende Saison.

    "Durch einen anhaltend strengen Winter wird die Saison 2009 später beginnen als im Vorjahr. Vor einem Jahr gab es ja schon im Februar schönes Wetter. Demzufolge kann noch nicht abgeschätzt werden, ob und in welchem Umfang die Finanz- und Wirtschaftskrise auch beim Absatz der Fahrräder eine negative Rolle spielen wird."

    Infos:
    kopf-an.de