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Korruption
Ermittlungen gegen Kolumbiens Verbandschef

Gegen den kolumbianischen Fußball-Verbandspräsidenten und FIFA-Rat-Mitglied Ramon Jesurun wird wegen des Verdachts auf Unterschlagung und Weiterverkauf von Tickets ermittelt. Die Vorgänge werfen auch ein schlechtes Licht auf FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Von Thomas Kistner | 01.08.2018
    Der kolumbianische Fußball-Verbandspräsident Ramon Jesurun (31.3.2016).
    Der kolumbianische Fußball-Verbandspräsident Ramon Jesurun (AP / Fernando Vergara)
    Jesurun und andere Spitzenfunktionäre stehen im Verdacht, Tickets für acht WM-Qualifikationsspiele Kolumbiens unterschlagen und überteuert weiterverkauft zu haben. Die Ermittlungen der nationalen Handelskammer laufen schon seit Monaten. Dabei geht es um über 42.000 veruntreute Tickets, der Gewinn der Gruppe soll fast vier Millionen Euro betragen. Jesuruns kolumbianischer Landesverband bestreitet die Vorwürfe.
    Jesurun regiert den kolumbianischen Verband seit 2016. Er folgte auf Luis Bedoya, der im Zuge der Fifa-Korruptionsermittlungen ins Netz der US-Bundespolizei geraten war. Bedoya erwartet derzeit in New York auf sein Urteil. Auch in der neuen Ticket-Affäre zählt er zu den Verdächtigen.
    Der ehemalige Präsident des kolumbianischen Fußball-Verbandes, Luis Bedoya, sitzt mit geschlossenen Augen bei einer Pressekonferenz des 65. FIFA-Kongresses in Zürch
    Luis Bedoya, ehemaliger Präsident des kolumbianischen Fußballverbandes (dpa / Patrick Seeger)
    Die FIFA-Chefermittlerin ist befangen
    Die Vorgänge werfen auch ein schlechtes Licht auf Gianni Infantino. Der Fifa-Präsident hatte im Mai 2017 per Handstreich die äußerst umtriebigen FIFA-Chefetiker Cornel Borbely und Hans-Joachim Eckert abgesetzt. Die beiden hatten u.a. auch gegen Infantino ermittelt.
    Für die beiden Strafermittler berief der FIFA-Chef Claudia Maria Rojas an die Spitze des Ethikkommitees. Die kolumbianische Verwaltungsjuristin hat keine Erfahrung im Strafrecht und spricht nur Spanisch. Unter ihr kam die Arbeit der Fifa-Ethiker fast zum Erliegen.
    Rojas war von Jesurun für das Amt empfohlen worden. Jetzt müsste sie Untersuchungen gegen ihren Freund und Förderer einleiten. Fragen zu Rojas‘ Verbindungen gibt es schon länger.
    Neben Jesurun war die Fifa-Chefethikerin auch mit Vorgänger und Fifa-Sünder Bedoya befreundet. In einem Zivilprozess musste sie sich deshalb auch schon einmal für befangen erklären.