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Kosmologie
Vorletzte Antworten auf die letzten Fragen des Universums

Wenn ein Physikprofessor und ein Comiczeichner gemeinsam ein Buch über das Leben, das Universum und den ganzen Rest schreiben, darf man gespannt sein. Gelingt es dem ungleichen Autorenduo Daniel Whiteson und Jorge Cham, die Evolution des Kosmos origineller und mitreißender als andere zu beschreiben?

Rezension: Ralf Krauter | 15.05.2018
    Zwei Sterne leuchten aus einem Sternennebel in einer fernen Galaxie.
    Zwei Sterne leuchten aus einem Sternennebel einer fernen Galaxie (imago stock&people)
    Das Sachbuch "no idea – keine ahnung!" ist ein Volltreffer. Denn es erklärt alles, was man schon immer über das Universum wissen wollte, sich aber nie zu fragen traute. Und zwar so fundiert, witzig und augenzwinkernd, dass hier neue Maßstäbe gesetzt werden.
    "Würden sie gerne wissen, wie das Universum begann, woraus es besteht und wie es enden wird? Möchten Sie verstehen, woher Zeit und Raum kommen? Ob wir allein im Universum sind? Wirklich schade! Das vorliegende Buch wird keine dieser Fragen beantworten. Stattdessen befassen wir uns mit all den Dingen, die wir nicht über das Universum wissen."
    Dieser Zugang ist pfiffig und zieht sich als roter Faden durchs gesamte Buch. Der Leser lernt, welche offenen Fragen Astronomen und Kosmologen umtreiben und wie sie versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Die Natur von dunkler Materie und dunkler Energie zum Beispiel, bleibt auch Jahrzehnte nach ihrer Entdeckung rätselhaft. Es gibt klare Indizien, dass sie existieren und gemeinsam 95 Prozent aller Energie und Materie des Universums ausmachen. Doch was genau sich dahinter verbirgt, ist völlig unklar.
    "Stellen Sie sich vor, Sie hätten ihr Leben lang geglaubt, Sie hätten ein fantastisches und geräumiges Haus, und das sei die ganze Herrlichkeit. Eines Tages entdecken Sie jedoch, dass es sich nur um die unteren fünf Stockwerke in einem hundertstöckigen Gebäude mit Luxusappartments handelt."
    27 der anderen Stockwerke beherbergen schwere, aber völlig unsichtbare Mitbewohner namens ‚Wimps‘, aus denen die dunkle Materie vermutlich besteht. Die verbleibenden 68 Etagen sind die Heimat jenes Mysteriums, das die Physiker als dunkle Energie bezeichnen.
    "Zunächst einmal dürften sie sich fragen, warum wir von Dunkler Energie sprechen. Tatsächlich könnten wir ihr jeden anderen Namen geben. Warum jeden anderen? Weil wir fast nichts über sie wissen, ausgenommen, dass sie das Universum veranlasst, sich sehr rasch auszudehnen. Die zweite Frage, die sie beschäftigen dürfte, könnte lauten: 'Woher wissen wir, dass es sie gibt?' Und die Antwort ist: durch Zufall."
    Pointierte Texte, garniert mit schrägen Cartoons, machen diesen Schnellkurs in moderner Physik einzigartig. Das Sachbuch eröffnet neue Horizonte und macht auch für Laien begreifbar, wie Forschung funktioniert und was sie leisten kann.
    "Nach dem, was Sie in diesem Buch erfahren haben, sollten Sie dem Gedanken, dass irgendetwas unmöglich sei, mit größter Skepsis begegnen. Schließlich könnte es sein, dass das, was wir jetzt für unmöglich halten, keine große Schwierigkeit mehr darstellt, wenn wir das Universum eines Tages besser verstehen."
    Zielgruppe: Für alle, die wissen wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält.
    Erkenntnisgewinn: Auf kosmischer Skala hat Inflation auch ihre guten Seiten und Zeitreisen werden wohl für immer Zukunftsmusik bleiben.
    Spaßfaktor: Eine extrem gelungene Mischung aus Kosmologie und Comedy.
    Jorge Cham & Daniel Whiteson: "no idea - keine ahnung!
    Vorletzte Antworten auf die letzten Fragen des Universums"
    Übersetzung Hainer Kober
    C. Bertelsmann Verlag, 463 Seiten, 15,00 Euro