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Kreuzfahrtranking 2015
NABU sieht Nachholbedarf im Umweltschutz

Groß, luxeriös - und umweltschädlich: Auch 2015 kommt der Deutsche Naturschutzbund (NABU) bei seinem Kreuzfahrtranking zu dem Ergebnis, dass die Reedereien beim Naturschutz noch viel Nachholbedarf haben. Der Branchenverband weist die Kritik zurück.

Von Axel Schröder | 03.09.2015
    Ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Piräus
    Ein Kreuzfahrtschiff im Hafen von Piräus (dpa / picture-alliance / George Christakis)
    So riesig die Kreuzfahrschiffe auf den Weltmeeren sind, so schwerfällig bringen ihre Reedereien sie in Sachen Umweltschutz auf Kurs. So fasst Malte Siegert vom Naturschutzbund Deutschland, vom NABU, das diesjährige Kreuzfahrtranking der Umweltschutzorganisation zusammen.
    Noch immer werden alle der großen Urlaubsdampfer auf hoher See mit Schweröl angetrieben. Beim Einlaufen in Häfen muss zwar ein saubererer Kraftstoff eingesetzt werden. Trotzdem stoßen die Antriebsmaschinen und die Stromgeneratoren auch dort noch große Mengen Stickoxide, Ruß und Feinstaub aus, so Malte Siegert:
    Und das, was auf der Straße heute beim Pkw und Lkw Usus ist: Ein Katalysator, ein Filter und ein vergleichsweise sauberer Kraftstoff, genau das muss auch gelten für die Seeschifffahrt. Gerade, wenn eben die Schiffe Wasserstraßen nutzen, die so weit ins Landesinnere reichen wie zum Beispiel hier an der Elbe.
    Aber auch an der Schelde oder an jedem anderen Fluss, in den große Kreuzfahrtschiffe reinfahren. Und da leben Menschen und die werden direkt von den Rußpartikeln auch beeinflusst. Und das ist extrem gefährlich und wird einfach unterschätzt in der öffentlichen Wahrnehmung. Und es wird ignoriert von den politischen Verantwortlichen."
    Fortschritte gibt es doch
    Trotz dieser Kritik sieht auch Malte Siegert durchaus Fortschritte beim Umweltschutz durch die Kreuzfahrtbranche:
    "Wenn wir in die Zukunft schauen, dann hat zumindest AIDA angefangen, da sich zu verändern und neue Schiffe in Auftrag zu geben, die jetzt mit Flüssiggas laufen. Die 2019/20 dann auf den Markt kommen werden. Das ist schon mal ganz stark emissionsreduzierend. Die fangen an, auch ihre anderen Schiffe mit Rußpartikelfiltern und Katalysatoren nachzurüsten. Also insofern: Eine Reederei tut was, TUI Cruises auch ein bisschen. Aber alle anderen machen nichts. Und das ist natürlich ein Skandal, wenn man sieht, wie viel Geld in dieser Branche verdient wird."
    Branchenverband weist Kritik zurück
    Und auch die deutsche TUI Cruises rüste ihre Schiffe zunehmend mit Umwelttechnik aus. Aber dieser Einbau von Rußpartikelfiltern oder Katalysatoren könnte schneller gehen, so Malte Siegert. Und auch Anschlüsse für die Stromversorgung der Schiffe von Land aus, sind nach wie vor Mangelware.
    Von den drei Dutzend Kreuzfahrtschiffen, die in diesem Jahr den Hamburger Hafen angelaufen, war nur ein einziges mit derartigen Anschlüssen ausgestattet. Alle anderen Schiffe mussten auch während der Liegezeiten die Dieselgeneratoren weiter laufen lassen. Helge Grammersdorf vom Kreuzfahrt-Branchenverband CLIA findet die Kritik des Naturschutzbunds überzogen:
    "Beispielsweise ist es eine Riesenaktion, ein Schiff umzurüsten, um die Abgaswerte zu verbessern. Das ist eine Anlage von mehreren hundert Tonnen, die da reinkommt. Und wir sprechen so ungefähr von zehn Millionen, die pro Schiff. Das geht nicht ganz so schnell.
    Bei den Neubauten wird ja sehr viel schon getan. Und insofern gucke ich da sehr, sehr positiv in die Zukunft. Auch, wenn wir mit den Auswertungskriterien, die der NABU so ansetzt und damit auch zu seinem Ranking, auch nicht immer ganz einverstanden sind."
    Diese Argumente will Malte Siegert nicht gelten lassen. Natürlich bewegt sich die Kreuzfahrbranche langsam in Richtung saubererer Schiffe. Allerdings, so Malte Siegert, viel zu langsam:
    "Dieses 'Geht nicht, gibt's nicht' stimmt nicht. Es gibt die nötigen Abgasnachbehandlungstechnologien, es gibt Filter, Katalysatoren. Man kann mit saubererem Kraftstoff fahren. Man kann das alles machen. Man muss es nur wollen!"