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LA Auto Show
Made in ... ähem ... Germany

Bei allen drei Marken der Volkswagengruppe, die auf der LA Auto Show vertreten sind - also VW, Audi und Porsche -, spielte der Abgasskandal eine Rolle. Allen voran bei Volkswagen selbst. Hersteller anderer Autos fühlen sich durch den Begriff Diesel-Gate indes zu Unrecht mitbeschluldigt. VW-Gate sei treffender, heißt es zum Beispiel von einer BMW-Managerin.

Von Wolfgang Stuflesser | 19.11.2015
    Der Schriftzug "Volkswagen" auf einem schwarzen Auto.
    Bis Freitag hat VW Zeit, um der kalifornischen Umweltbehörde den Plan für eine Rückrufaktion vorzulegen. (picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte)
    Immerhin: Er hat sich hingetraut. VW-Nordamerika-Chef Michael Holm führte selbst durch die Pressekonferenz auf der LA Auto Show und wirkte streckenweise fast unsicher, und als der Applaus gleich zu Anfang eher verhalten ausfiel, versuchte er es mit dem zögerlichen Witz, dass man das ja noch mal üben könne.
    "I think the applause we have to practice a little bit, but - anyhow."
    Dann ging er gleich in die Vollen und entschuldigte sich für das, was über die TDI-Motoren von VW in den vergangenen Wochen bekannt geworden ist. Dass manche dieser Motoren nur unter Testbedingungen die strengen Abgaswerte einhalten und ansonsten deutlich mehr giftige Gase produzieren, hatte auch in den USA für eine große Welle der Berichterstattung und der Empörung gesorgt. VW habe sich entschuldigt und werde das auch weiter tun, sagte Holm, aber man habe auch verstanden, dass das nicht genug sei.
    "We have apologized and will continue to apologize - but we understand that apologies are not enough."
    Und so hat VW begonnen, den Betroffenen Kunden Geld-Gutscheine im Wert von bis zu 1.000 Dollar anzubieten - gut ein Viertel habe sich bereits gemeldet. Die Miene des Nordamerika-Chefs hellte sich deutlich auf, als er sich dann der Vorstellung der neuen Modelle zuwandte - dabei sagte er etwas entlarvend, nun gehe es um die Zukunft und die "eigentlichen" Sachen.
    "Bislang scheint es ihnen mehr um den Aktienkurs und die Kundenzufriedenheit zu gehen als um die Umwelt"
    Doch natürlich ist der Skandal damit nicht vom Tisch: Bis Freitag hat VW Zeit, um der kalifornischen Umweltbehörde den Plan für eine Rückrufaktion vorzulegen. Andernfalls kann diese Behörde Besitzern der betroffenen Autos sogar die jährlich anstehende Erneuerung der Betriebserlaubnis verweigern – auch wenn das keiner wolle, sagt die Leiterin, Mary Nichols. Auf die Frage, ob VW den Ernst der Lage erkannt habe, antwortet sie:
    "Ich glaube, sie haben das wirtschaftliche Ausmaß verstanden, weil der VW-Aktienkurs gefallen ist, als das alles bekannt wurde. Aber bislang scheint es ihnen mehr um den Aktienkurs und die Kundenzufriedenheit zu gehen als um die Umwelt. Die Gutscheine für die Besitzer und die Zeitungsanzeigen, die sie geschaltet haben – das ist gute PR, aber die Autos verschmutzen weiter die Umwelt – für dieses Problem warten wir noch auf eine Lösung."
    "Also erst mal ist es ein VW-Gate und kein Diesel-Gate"
    Denn wenn bekannt werde, dass das Update womöglich die Motorleistung verringere, könnten die Kunden sich entschließen, ihre Autos erst gar nicht in die Werkstatt zu bringen. Die Frage ist nun, ob der gute Ruf der deutschen Autohersteller in den USA insgesamt leidet. Wenn deutsche Firmen auf dem amerikanischen Markt für ihre Produkte werben, sprechen sie gern von "German Engineering", von deutscher Ingenieurskunst. In den vergangenen Wochen ging es in den US-Medien aber statt dessen um betrügerische Software beim "Dieselgate". Hildegard Wortmann ist bei BMW zuständig fürs Produkt-Management.
    "Also erst mal ist es ein VW-Gate und kein Diesel-Gate. Ich glaube, dass es etwas ist, dass in den Medien große Bedeutung hat und was auch nicht ohne Konsequenzen da sein wird. Aber für BMW gesprochen: Wir machen ja keine deutschen Kampagnen, um jetzt Deutschland zu promoten. Wir stehen für 'the ultimate driving machine', wir stehen für 'sheer driving pleasure'. Das sind Themen, die nach wie vor für unsere Kunden unverändert relevant sind und die wir auch nach wie vor für die Marke BMW spiele und sehen."
    Und bei der Pressekonferenz von Mercedes-Benz Nordamerika spielte das Thema zumindest vordergründig überhaupt keine Rolle: Stolz präsentierten die Stuttgarter den neuen Luxus-SUV GLS und einen Roadster mit 621 PS. Zum Kohlendioxid-Ausstoß dieser Modelle machte Mercedes auf der Bühne keine Angaben.