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Lernen in den Ferien
Pauken oder Portugal?

In dieser Woche ist es endlich soweit: Ganz Deutschland hat Schulferien. Da kann man in den Urlaub fahren, man könnte aber auch weiterlernen und etwas für das nächste Zeugnis tun. Doch dabei gilt: Erholung ist auch wichtig.

Von Miriam Berger | 30.07.2014
    Schüler einer ersten Klasse halten am 29.07.2014 in einer Grundschule in Kaufbeuren (Bayern) ihre Zeugnisse vor einer Tafel mit der Aufschrift "Hurra Ferien sind da". Für rund 1,54 Millionen Schüler in Bayern beginnen die Sommerferien.
    Für manche Schüler geht der Unterricht auch in den Ferien weiter. (picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    "Das heißt, wenn ich jetzt hiervon die Varianz berechnen wollen würde, würde ich natürlich einfach nur den Mittelwert berechnen, mh, acht, fünfzehn, zwanzig, durch fünf wären vier ..."
    Für Christopher Garage ist ein wenig Extraarbeit selbstverständlich. Um die anstehende Statistikklausur an der Fernuni Hagen zu schaffen, investiert er Freizeit und Geld und besucht einmal in der Woche das Kölner Nachhilfe-Institut "Lernfox".
    "Mathe war schon in der Schule nicht mein Ding, und da bin ich auch schon ein paar Jahre raus, aus der Schule und da ich jetzt im September die Statistikklausur habe, versuche ich jetzt, die Freizeit auch beim guten Wetter zu nutzen und Nachhilfe zu nehmen, damit ich diese Klausur bestehe."
    Trend zum ergänzenden Einzelunterricht
    Der Trend zum ergänzenden Einzelunterricht steige, sagt Jeton Lushaj, Geschäftsführer von Lernfox. Auch in den Ferien kommen Studierende und Schüler zu ihm, um ihre Leistungen zu verbessern – und zahlen dafür bis zu 200 Euro im Monat.
    "Bei den Schülern ist es so, dass die sagen: Ja gut, jetzt habe ich halt Ferien, jetzt muss ich mich nicht mehr auf die Schule konzentrieren, sondern kann mich wirklich gezielt auf meine Defizite konzentrieren und die halt aufarbeiten."
    Viele Bildungsexperten sehen das kritisch, zumal hinter dem Lerneifer der Kinder häufig der Ehrgeiz der Eltern steht. Jeton Lushaj ist überzeugt, dass seine Schüler aus eigener Motivation zu ihm kommen.
    "Also ich habe den Eindruck, diejenigen, die momentan bei uns sind, die machen das freiwillig, und diejenigen, die so ein bisschen gedrängt worden sind, die haben dann auch rechtzeitig oder sehr früh aufgehört, weil es einfach nicht gefruchtet hat."
    Wer gut durch das Schuljahr gekommen ist, kann sich getrost sechs Wochen Freizeit gönnen – doch viele Schüler wollen gerade in den Ferien einmal etwas völlig Neues lernen.
    "Hier unten drunter sind zwei Motoren. Die sind fürs Fahren da. Der hier ist fürs Schießen da, der kann hier solche Bälle schießen."
    "Also er sieht eine Wand hier mit dem Ultraschall, er sagt er hat ein Objekt gefunden und dann ..."
    "Und wenn es dann zu nah ist, dann geht die rote Lampe an und er sagt Alarm und er schießt einen Ball."
    Workshop mit Robotern
    Jakob Jedem und Jan Tecklenburg, beide zwölf Jahre, nutzen die Ferien, um etwas über Technik zu lernen. In einem einwöchigen Workshop der SK Stiftung Jugend und Medien (*) arbeiten sie mit Robotern – und eignen sich ganz nebenbei auch grundlegende Programmierkenntnisse an. Die insgesamt zwölf Kinder im Kurs sitzen konzentriert vor ihren Rechnern, tüfteln und überprüfen das Ergebnis.
    "Vielleicht sollten wir ihm ja so, vielleicht irgendwas Hohes hierhinstellen, damit der das erkennt!"
    Elias König ist zehn Jahre alt und wird nicht müde, seinen Roboter auf Fehler zu testen.
    "In den letzten Ferien, da hab ich einfach nur mit meiner Mutter zu Hause gesessen und Fernsehen geguckt, und da wollt ich halt was anderes machen, seitdem hat sie dann halt für mich Kurse in den Ferien vorgeplant."
    Immer mehr Eltern nutzen die vielfältigen Ferienangebote. Anstatt in den Urlaub fahren manche Schüler auf Lerncamps oder Sprachreisen, die Erholung und Leistungsverbesserung im Paket versprechen. Doch wie viel Programm darf sein? Roman Schulz von der sächsischen Bildungsagentur in Leipzig warnt wie viele seiner Kollegen vor Leistungsdruck in den Ferien.
    "Ein Schülerleben ist ein anstrengender Jahresverlauf, und so wie auch die Erwachsenen Urlaub benötigen, brauchen auch die Schüler Ferien."
    Erholung ist auch wichtig
    Und die seien in erster Linie dazu da, sich körperlich und psychisch zu erholen. Wer im Schuljahr Probleme gehabt habe, sollte sich lieber mit den Eltern zusammensetzen und einen Lernplan für das nächste Schuljahr erstellen. Lernen in den Ferien – lieber gar nicht? Kommt ganz darauf an, meint Roman Schulz.
    "Es ist ja immer die Frage, was man in den Sommerferien macht. Wenn ein Schüler aus eigenem Interesse für sich entscheidet, ich gehe in eine Sommerakademie, dann ist das was anderes, dann ist das eher ein Freizeitausgleich, der zwar sicherlich inhaltlich einen schulischen Bezug hat, weil sich viele Themen auch mit der Schule doppeln, das hat aber nichts mit dem schulischen Lernen zu tun, wo ich jetzt also konkret auch einen gewissen Druck habe auch von der Notengebung, von schulischen Beurteilungen, also das sollte man ein Stückweit aus den Sommerferien ausblenden."
    (*) Anm. d. Red.: In der Sendefassung war an dieser Stelle irrtümlich die "SK Stiftung Köln" genannt.