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Literaturklassiker in bunten Bildern

Der Berliner Felix "Flix" Görmann gehört zu den besten jungen Comicautoren. Gerade hat er die wichtigste deutsche Comic-Auszeichnung erhalten, den Erlanger Max-und-Moritz-Preis. Bekannt wurde er durch seine Adaption des "Don Quijote" für die "FAZ", die jetzt auch als Buch erhältlich ist.

Von Christian Möller | 25.07.2012
    Mit ein paar Wachsmalstiften fing alles an. Als Kind bekam Felix Görmann alias Flix sie von seinen Eltern geschenkt. Und stellte bald fest, dass er mit seinem Zeichentalent von sportlichen Defiziten ablenken konnte.

    "Also, wenn dann andere in der Schule einfach superschnell rennen oder toll Fußball spielen können – das war alles nicht meine Disziplin. Und dann im Klassengefüge doch noch einen Platz zu finden, da ist es dann schon von Vorteil, wenn man lustige Bilder zeichnen kann, die meinetwegen den Mathelehrer auf dem Klo zeigen."

    Im Alleingang schrieb und zeichnete er eine Klassenzeitung für seine Mitschüler.

    "Ich habe die dann selber kopiert und verteilt und hatte dann manchmal solide Auflagen von 20, 30 Exemplaren!"

    Eine Zahl, die steigen sollte, als Flix schon während seiner Zivildienstzeit seine erste professionelle Veröffentlichung hatte, und zwar mit einem Klassiker.:

    "Ich habe mir Goethes Faust vorgeknöpft, den ich im Deutsch-Leistungskurs nicht habe so interpretieren dürfen, wie ich ihn gesehen habe. Und dann habe ich da einfach meinen eigenen Comic draus gemacht und bin dann mit 18, 19 Jahren auf die Buchmesse gegangen und von Stand zu Stand getingelt, um verschiedenen Verlegern meine Arbeit vorzustellen und zu sagen, dass das doch ein tolles Buch sei, das sie dringend mal drucken müssten."

    Mit den Klassikern hat es Flix bis heute. Den "Faust" zeichnete er vor Kurzem zum zweiten Mal, verlegte ihn nach Berlin-Kreuzberg. Und ließ den ewigen Studenten Faust sich in Özlem statt Gretchen verlieben. Ähnlich macht er es nun in seiner Fassung des "Don Quijote".

    "Don Quijote ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen lag, weil das eine der Geschichten ist, die mir mein Großvater als Kind vorgelesen hat und die ich sehr stark mit ihm assoziiere."

    Weshalb die Rollen des Ritters und seines Gefährten Sancho Panza in seiner Version auch von einem Großvater und seinem Enkel übernommen werden.

    Der eine ein Leserbriefe schreibender Rentner in der brandenburgischen Provinz. Statt gegen Windmühlen kämpft er gegen die moderne Windkraftanlage, die in seinem Dorf gebaut werden soll. Derart neumodischer Kram verschandelt ihm sein Landschaftsidyll.

    Der andere ein dicklicher Sechsjähriger, dem die Superhelden-Comics zu Kopf gestiegen sind. Er trägt einen Batman-Pyjama und bildet sich gern ein, er sei der Dunkle Ritter. Sein Opa sieht das etwas anders.

    "Guck dich doch mal an! Ein richtiger Ritter trägt keinen albernen Schlafanzug und kann ohne Stützräder Fahrrad fahren."

    "So, wie das Original als Parodie und Entlarvung für die Ritterromane steht zu der Zeit, ist es jetzt ein Comic geworden, der sich gegen die gängigen Comicklischees wendet. Das lag eigentlich auf der Hand, wenn man das Medium wechselt."

    Wobei dieses Medium, der Comic, bei Flix eben nicht nur zur Komik tendiert. Bei allem Schabernack ist sein "Don Quijote" keine Parodie im Sinne eines Klassiker-Bashings. Sondern setzt sich auf berührende Art und Weise mit Themen wie Alter, Einsamkeit und dem Konflikt von Ideal und Wirklichkeit auseinander. Mit welcher Leichtfüßigkeit Flix dabei Ernst und Scherz miteinander verbindet – vor allem das macht ihn zu einem der besten Comicautoren seiner Generation.

    Linktipp:
    Mehr Infos unter www.der-flix.de