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Machtkampf bei Media-Saturn

Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals streitet mit dem Metro-Konzern um die Macht bei Media-Saturn. Die Metro hält zwar 75 Prozent der Anteile und Kellerhals nur 22 Prozent. Doch der 71-Jährige besitzt eine Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung. Die will der Metro-Konzern aushebeln.

Von Michael Watzke |
    "Ich bin doch nicht blöd" lautet der Werbespruch der Elektronik-Kette Media-Markt lautet. Betrachtet man den jahrelangen Streit der Anteils-Eigner von Media-Markt-Saturn, bekommt dieser Slogan einen zweifelhaften Klang. Erich Kellerhals, der Gründer, und die Metro als Mehrheits-Eigentümer sind so zerstritten wie die Partner einer schiefgegangenen Ehe. Und das Schiedsgericht, das zur Stunde in München tagt, um die Ehepartner zu befrieden, wird daran kaum etwas ändern. Die Sitzung ist nicht öffentlich, aber wenn heute Nachmittag ein Ergebnis verkündet wird, wird es kein Durchbruch sein. "Man solle eher zum Scheidungsrichter gehen", hatte der zuständige Richter am Oberlandesgericht München geraten. Für eine Eheberatung scheint es zu spät zu sein im Media-Markt-Saturn-Streit.

    Das Problem: Der Zank um die größte Elektronikkette Europas hat eine Dimension angenommen, die das operative Geschäft und die Fortschreibung der Strategie beeinträchtigt, sagt Jella Benner-Heinacher, die Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Einzige Lösung für viele: die Trennung. Aber bisher will keiner nachgeben.

    Erich Kellerhals, der Gründer von Mediamarkt-Saturn, hatte kurz vor der Schiedsgerichtssitzung noch einmal Öl ins Feuer gegossen.

    "Für mich ist es unmoralisch, einen Mitgesellschafter auf diese Art anzugreifen, wie es die Metro getan hat."

    sagte der 72-Jährige in einem Zeitungs-Interview.

    "Manchmal glaube ich, die wollen mich einfach nur ärgern."

    Indirekt unterstellt Kellerhals der Metro ein verhalten, mit dem die Elektronikkette Saturn lange Zeit geworben hatte: "Geiz ist geil."

    Doch im Streit um Media-Markt und Saturn geht es nicht nur ums Geld und um Macht – sondern auch um verletzte Gefühle. Erich Kellerhals sieht sein Lebenswerk in Gefahr. Er misstraut den unternehmerischen Entscheidungen der Metro. "Es reiche nicht, Finanzpakete hin und her zu schicken", klagt er – und behauptet, er werde seinen 22 Prozentigen Minderheits-Anteil an Mediamarkt-Saturn nicht verkaufen. Auch nicht für, Zitat: "viel Geld".

    Er denke eher über neue Gesellschafter nach. Also darüber, die Metro hinauszudrängen. Die Metro hält 75 Prozent an der Elektronik-Kette. Für wichtige Entscheidungen in der Gesellschafterversammlung sind allerdings 80 Prozent erforderlich. Erich Kellerhals besitzt also eine Sperr-Minorität.

    Die Metro hat dagegen geklagt. Das Oberlandesgericht München setzt die Verhandlung am 9.August fort. Allerdings haben die Richter bereits durchblicken lassen, dass sie in der Frage der Sperrminorität nicht zuständig sein. Dies sei Aufgabe des Schiedsgerichts. Eine Einigung wäre bald vonnöten. Den Media-Markt Saturn muss in den kommenden Monaten wichtige Weichenstellungen vornehmen. Etwa zur möglichen Expansion im chinesischen Markt und zur Besetzung von Vorstandsposten.