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Machtkampf im Handball

Offen ausgetragene Wahlkämpfe im deutschen Handball sind selten. Nun aber muss sich Reiner Witte, der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL), für den 6. Juli einer Kampfabstimmung stellen: Mit dem Unternehmer Ralf Uhding stellt sich dann im Düsseldorfer Hotel Hilton ein zweiter Kandidat den insgesamt 38 Vertretern aus Erster und Zweiter Bundesliga.

Von Erik Eggers | 23.06.2011
    Uhding ist kein Unbekannter im deutschen Handball. Er spielte selbst einige Jahre in der Bundesliga, war später Manager des VfL Fredenbeck, und seit 2008 sitzt er im Aufsichtsrat der HBL. Dort engagiert er sich insbesondere für die Entwicklung der Sportart in den Vereinigten Staaten; auch im US-Ligaverband hat Uhding Sitz und Stimme. Er besitzt also das, was man im Sport Stallgeruch nennt, er kennt die Szene. Geschildert wird er als zupackender und kommunikativer Mensch. Uhding sei ein "Gerade-Aus-Typ", sagt Thorsten Storm, der Manager der Rhein Neckar-Löwen.

    Uhdings Chancen gegen Witte sind als gut einzustufen. Denn Witte hat sich in den drei Jahren seiner Präsidentschaft viele Gegner geschaffen. Er kassierte herbe Kritik, als er 2009 den Skandal um die angelblichen Bestechungen in der Champions League schon nach drei Tagen als erledigt verkaufen wollte. Nachgesagt wurde ihm hier, allein aus freundschaftlicher Verbundenheit zum damaligen Manager des THW Kiel, Uwe Schwenker, gehandelt zu haben, also Amt und Privates nicht trennen.

    Auch Wittes Nähe zum Deutschen Handballbund (DHB) würde argwöhnisch von der Liga beäugt. Als der scheidende Bundestrainer Heiner Brand in seiner Wutrede die halbe Bundesliga wegen mangelnder Unterstützung beschimpfte, reagierte Witte nicht. Das aktuell brennendste Problem aber, heißt es, sei das zerrüttete Verhältnis des Präsidenten zur operativen Ebene der HBL. Es könne nicht sein, dass Witte den HBL-Angestellten ständig den Eindruck vermittle, sie machten alles falsch, erklärt Uhding. "In Dortmund wird hervorragende Arbeit geleistet."
    Auch dem Aufsichtsrat gegenüber habe sich Witte teilweise respektlos gegenüber verhalten, kritisiert Uhding. Hier plädiert er gegen die eigentlich geplante Strukturreform, wonach der Aufsichtsrat aus der HBL-Struktur getilgt werden sollte. Auf der Mitgliederversammlung in zwei Wochen dürfte es hoch her gehen.