Donnerstag, 18. April 2024

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Manipulierte Medikamentenstudien
"Mehr Kontrollen"

Eine Forschungsfirma in Indien soll über Jahre klinische Tests manipuliert haben, auf denen Zulassungen von Generika-Arzneimitteln beruhen. Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) will nun die Zulassung von 180 Präparaten prüfen. Wissenschaftsjournalist Martin Winkelheide sprach sich im DLF für mehr Kontrollen aus.

Martin Winkelheide im Gespräch mit Jochen Steiner | 05.12.2014
    Tabletten liegen in einem Glas
    Im Rahmen eines Anhörungsverfahrens werden zurzeit 176 Zulassungen von insgesamt 28 pharmazeutischen Unternehmen geprüft. (dpa)
    Das Unternehmen GVK Bio führt im Auftrag von Pharmafirmen klinische Studien durch. Bei allen neun untersuchten Studien aus den Jahren 2008 bis 2013 zeigten sich deutliche Hinweise auf schwere und systematische Manipulationen.
    "Und da GVK BIOsciences für viele Pharmafirmen zahlreiche Studien durchgeführt hat, steht jetzt allein in Deutschland bei 176 Präparaten in Frage, ob es bei den Studien für ihre Zulassung mit rechten Dingen zugegangen ist", sagte Wissenschaftsjournalist Martin Winkelheide im Deutschlandfunk.
    Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat mitgeteilt, dass es bereits mit der Suspendierung von Arzneimittelzulassungen begonnen hat, deren Grundlage Studien der indischen Firma GVK Biosciences waren. Das Institut, so heißt es in einer Pressemitteilung, werde gegenüber den betroffenen pharmazeutischen Unternehmen das Ruhen der Zulassung anordnen.
    Martin Winkelheide: "Das bedeutet, dass die Arzneimittel so lange nicht mehr in Verkehr gebracht werden dürfen, bis der Zulassungsinhaber neue Studien vorlegt."
    Eine Zulassung für Generika zu bekommen, also eines sogenannten Nachahmerpräparats, sei deutlich einfacher als bei Original-Arzneimitteln, so Winkelheide. Pharmafirmen verlagerten dafür klinische Studien vor allem aus finanziellen Gründen in Entwicklungs- und Schwellenländer.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens fünf Monate im Audio-Bereich nachhören.