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Massenbetrug bei Halbmarathon
Durch die Büsche geschlagen

258 Läufer kürzten bei einem Halbmarathon im südchinesischen Shenzhen die Strecke einfach ab: über den begrünten Mittelstreifen. Experten glauben, dass das keine Seltenheit ist. Dumm nur, dass die Betrüger diesmal gefilmt wurden.

Von Steffen Wurzel | 03.12.2018
    Marathon in Shanghai.
    Marathon in Shanghai. (pa/dpa/Imaginechina/Michael Zhang)
    Die chinesische Stadt Shenzhen hat viele breite Straßen – perfekt geeignet für Marathon-Läufe. Die Spuren der breiten Straßen sind häufig getrennt durch begrünte Mittelstreifen und Verkehrsinseln. Die eignen sich sehr gut zum Abkürzen der Laufstrecke, das dachten sich offensichtlich mehr als 200 Teilnehmer des Shenzhener Halbmarathons.
    Ab durch die Büsche
    Blöd nur – aus Sicht der Betrüger - dass die Stadt im Süden von China zugepflastert ist mit Überwachungskameras. Anhand der Aufnahmen konnten die Veranstalter des Rennens insgesamt 237 Läufer des Betrugs überführen. Sie wurden disqualifiziert und für zwei Jahre gesperrt. Ein Überwachungsvideo, auf dem zu sehen ist, wie sich Dutzende Läufer durch Büsche auf einem Mittelstreifen schlagen, um die Laufstrecke abzukürzen, steht inzwischen online.
    Seit Tagen ist der Clip der Hit in China. 21 weitere Teilnehmer des Shenzhener Halbmarathons wurden außerdem disqualifiziert wegen gefälschter Startnummern, oder weil sie sich unter falschem Namen angemeldet haben. Der Gründer der amerikanischen Webseite "Marathon Investigation", die Betrügereien bei Langstreckenrennen aufdeckt, warnte davor, die Vorfälle in Shenzhen als etwas Außergewöhnliches zu betrachten. Betrug bei Marathon-Läufen gebe es weltweit. Das Besondere sei, dass es in Shenzhen stichfeste Videobeweise gebe.