Dienstag, 16. April 2024

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Mein Klassiker
Maus, Katze, Polizist

Heute ist er ein internationaler Star der Comicszene, doch zu Anfang seiner Karriere musste der österreichische Zeichner Nicolas Mahler heftige Kritiken wegstecken. Doch Mahler hielt durch, ähnlich wie sein persönlicher Klassiker: "Krazy Kat" von George Herriman.

Aufgezeichnet von Achim Hahn | 28.06.2016
    Radiergummis an Bleistiftenden auf der Messe Paperworld in Frankfurt am Main.
    "Dadurch dass er einen einfachen lustvollen und simplen Strich hat, macht mir das Lust, selber zu zeichnen." Mahler über "Krazy Kat" (picture alliance / dpa / Frank May)
    Name ist Nicolas Mahler, ich bin Zeichner und mein Klassiker ist "Krazy Kat" von George Herriman.
    "Krazy Kat" war eine Comic-Serie, die in Zeitungen erschienen ist. Die hat's gegeben als Strips oder als One Pictures, als Sonntagsseiten, und der Zeichner George Herriman hat das gezeichnet genau weiß ich's nicht - 20er-, 30er-Jahre hat er begonnen, bis Ende 40 glaube ich, also ziemlich lang. Immer die gleichen drei Figuren: eine Maus, eine Katze und ein Polizist.
    "Krazy Kat is going to meet me by the oak tree at three a clock in the afternoon. And I'll be there with a brick. - Oh it's nice."
    Und die Katze will der Maus einen Ziegelstein an den Kopf werfen und der Polizist versucht das zu verhindern. Das ist die Geschichte, und an der hat er 30 Jahre gezeichnet in verschiedenen Variationen.
    Das kann man sich natürlich jetzt schwer vorstellen, aber er macht wirklich ganz surreale Situationen daraus, die zeichnerisch und auch sprachlich sehr interessant sind.
    "That load of bricks look suspicious to me. - And that is suspicious to me."
    Die Strips sind ja teilweise gereimt, teilweise ein großes Bild, teilweise als viele kleine Bilder. Alles in einem relativ einfachen Strich gezeichnet. Das hat mich auch sehr angesprochen. Und es war einfach meine Idealvorstellung vom Zeichnen: einfach ein leeres Blatt nehmen und der Fantasie freien Lauf lassen können.
    Es hat schon Farbseiten auch gegeben. Aber ich würde sagen, es funktioniert alles mit einem schwarzen Strich. Es ist einerseits ein klarer Stil, anderseits arbeitet er sehr viel mit Schraffuren, teilweise auch weniger. Es ist alles mit einem Stift gezeichnet, einer Feder. Das hat mich auch sehr fasziniert, dass man da quasi ein Blatt nimmt, eine Feder und alles ist möglich.
    "Now we'll see for ourselves if cats attract lightning. - Oh yes."
    Ja, wirklich schwer zu beschreiben. Es schaut auf den ersten Blick nicht klamottig aus, es ist für mich ist es ein sehr gediegener Stil, kann man sagen. Er ist nicht hingefetzt, aber auch nicht nur reine Ästhetik. Er ist genau so ein Zwischending.
    "Oh yes!"
    Aber es ist nicht auf den Gag aus. Es ist alles sehr - man könnte es vielleicht so ein bisschen vom Zugang her mit Marx-Brothers-Filmen vergleichen.
    "And Pop! Goes the Weazel. Oh Oh"
    Und wenn ich Zeichenblockaden hab oder ich denk, ich schaff irgendwas nicht, oder das wird mir jetzt zu ausufernd oder viel Arbeit liegt vor mir, dann nehme ich mir ein Krazy-Kat-Buch her, blättere das durch und es ist wieder gelöst.
    "He's called clever cat! - Oh, he's different from you, he?"
    Dadurch dass er einen einfachen lustvollen und simplen Strich hat, macht mir das Lust, selber zu zeichnen. Und wenn die Lust aber vergeht, selbst zu zeichnen, weil die vielleicht technisch so toll sind und gut , aber irgendwie schau ich das an und denk mir, da müssen die Finger gebrochen sein beim Zeichnen, und der Reiz bei "Krazy Kat" ist eben, dass es alles so locker wirkt. Und zu dieser Lockerheit möchte ich eigentlich kommen.
    Nicolas Mahler hat inzwischen über 50 Comicbücher veröffentlicht, darunter höchst eigenwillige Literaturadaptionen. Auch Zeichentrickfilme, Hörspiele, und Gedichte stammen von ihm, er arbeitet für Zeitungen und das Satiremagazin "Titanic". Zuletzt erschien sein neues Buch "Partyspass mit Kant", mit dem er ein neues Genre kreiert hat: die "Philosofunnies"