Dienstag, 23. April 2024

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Misshandlung von Flüchtlingen
Ermittlungen gegen Sicherheitsleute

"Es sind Bilder, die man sonst nur aus Guantanamo kennt": Das sagte der Hagener Polizeipräsident über Handyfotos und Videos, die Misshandlungen von Asylbewerbern durch private Sicherheitsleute zeigen sollen. Ermittler gehen Vorfällen in zwei Flüchtlingsheimen nach.

28.09.2014
    Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes haben nach Angaben der Ermittlungsbehörden in einem Flüchtlingsheim im nordrhein-westfälischen Burbach Asylsuchende misshandelt. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Hagen mit. Demnach wird gegen vier Verdächtige ermittelt. Die Ermittler zeigten Handy-Foto aus der Einrichtung in Burbach im Siegerland, auf dem ein gefesselt am Boden liegender Mann und zwei posierende uniformierte Sicherheitsmänner zu sehen sind. Einer der beiden stellt dem Opfer seinen Fuß in den Nacken. "Das sind Bilder, die man sonst nur aus Guantanamo kennt", sagte der Hagener Polizeipräsident Frank Richter unter Verweis auf das umstrittene US-Gefangenenlager.
    NRW-Innenminister Jäger fordert rasche Aufklärung
    Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger erklärte, der Sicherheitsdienst sei bereits von seinen Aufgaben entbunden worden. Der SPD-Politiker verlangte eine rasche Aufklärung der Vorwürfe. Wer Menschen in Not bedrohe oder schikaniere, müsse hart bestraft werden. Nach einem Bericht der WDR-Sendung Westpol wurden Asylbewerber geprügelt und gedemütigt. Auch Bewohner einer Unterkunft in Essen hätten Übergriffe geschildert.
    Hinweise auf weitere Übergriffe
    Beide Heime werden laut dem Bericht von der Firma European Homecare betrieben. Das Unternehmen hält sich nach den Recherchen außerdem nicht an die mit dem Land vereinbarten Standards. So gebe es in einer Einrichtung zur Erstaufnahme nicht ausreichend Fachpersonal. Zur Begründung habe die Firma auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen verwiesen.
    In der Flüchtlingsunterkunft in einer ehemaligen Kaserne in Burbach leben derzeit rund 700 Menschen. Sie werden von dort auf die einzelnen Gemeinden im Land verteilt. Etwa 100 Flüchtlinge wurden inzwischen von den Ermittlern befragt. Dabei habe es Hinweise auf weitere Übergriffe gegeben, so das Hagener Polizeipräsidium.
    (tön/mg)