"Amen, Herr Pfarrer! Sie erinnern sich doch an meine Tochter Claudia.
- "Ja natürlich."
- "Claudia sucht Arbeit. Und Sie helfen doch jungen Frauen, in einem anderen Land Arbeit zu finden. Aber wir haben Angst, sie alleine so weit wegzuschicken, dass sie sich dort ins Unglück stürzt."
- "Keine Sorge, mit Gottes Segen habe ich bereits vielen Frauen geholfen. Ich komme morgen einfach bei Ihnen vorbei und dann sprechen wird über alles. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie danach keinen Grund mehr zur Sorge haben!"
Geradezu das Paradies hatte man Claudia Ayala versprochen: einen fair bezahlten Job als Hausangestellte bei "gottesfürchtigen" Familien in den USA. Ihren Schlepper, ausgerechnet der Pfarrer, kannte die Familie seit Jahren, die Beschwerlichkeit der langen Reise in die USA muss man für ein besseres Leben nun mal in Kauf nehmen. Endstation der Reise: ein Bordell in Texas.
"Wo ist denn das Haus, in dem ich arbeiten sollte? Und wo ist der Pastor?"
- "Ich kenne keinen Pastor. Ihr werdet hier arbeiten und ich behalte Eure Pässe, bis Ihr Eure Schulden zurückbezahlt habt. Denn die Reise war nicht billig! Wenn Ihr nicht macht, was ich sage, dann schmeiße ich Euch auf die Straße, ohne Geld und ohne Papiere! Ihr arbeitet hier und macht alles, was die Kunden wollen, verstanden?"
- "Ja natürlich."
- "Claudia sucht Arbeit. Und Sie helfen doch jungen Frauen, in einem anderen Land Arbeit zu finden. Aber wir haben Angst, sie alleine so weit wegzuschicken, dass sie sich dort ins Unglück stürzt."
- "Keine Sorge, mit Gottes Segen habe ich bereits vielen Frauen geholfen. Ich komme morgen einfach bei Ihnen vorbei und dann sprechen wird über alles. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie danach keinen Grund mehr zur Sorge haben!"
Geradezu das Paradies hatte man Claudia Ayala versprochen: einen fair bezahlten Job als Hausangestellte bei "gottesfürchtigen" Familien in den USA. Ihren Schlepper, ausgerechnet der Pfarrer, kannte die Familie seit Jahren, die Beschwerlichkeit der langen Reise in die USA muss man für ein besseres Leben nun mal in Kauf nehmen. Endstation der Reise: ein Bordell in Texas.
"Wo ist denn das Haus, in dem ich arbeiten sollte? Und wo ist der Pastor?"
- "Ich kenne keinen Pastor. Ihr werdet hier arbeiten und ich behalte Eure Pässe, bis Ihr Eure Schulden zurückbezahlt habt. Denn die Reise war nicht billig! Wenn Ihr nicht macht, was ich sage, dann schmeiße ich Euch auf die Straße, ohne Geld und ohne Papiere! Ihr arbeitet hier und macht alles, was die Kunden wollen, verstanden?"
Neun Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen
Verbitterung schmerzt, Schwermut schmerzt, dein Schweigen schmerzt. In Lateinamerika will eine neue Radioproduktion über die Gefahren der Migration und vor allem über den Menschenhandel aufklären. "El Silencio Duele" - "Das Schweigen schmerzt" - ist eine Radionovela, bestehend aus neun Geschichten, die alle auf wahren Begebenheiten beruhen. Auch die der Guatemaltekin Claudia, die sich unverhofft in einem Bordell in Texas wiederfindet. Produziert wurde "El Silencio Duele" in Costa Rica, im Auftrag der Internationalen Organisation für Migration IOM und mit Unterstützung von Brot für die Welt. Die Idee dahinter erläutert Misha Salgado, Vorsitzende von Voces Nuestras, einer kleinen Radioagentur, die die Radionovela produziert hat:
"Mit dem Radio erreicht man jeden Winkel in Zentralamerika und weitaus mehr Menschen, als mit einer Zeitung. Du erreichst Hausfrauen, die putzen oder kochen und dabei Radio hören. Du erreichst Bauern, die ihr Kofferradio mit aufs Feld nehmen. Alle unsere Radionovelas haben immer auch einen erzieherischen, aufklärenden Aspekt. Radionovela heißt, das Leben der anderen zu leben, sich in die Charaktere einzufühlen und so intuitiv zu begreifen, was diese durchleben und was das Problem ist, in diesem Fall der Menschenhandel."
Das Radio ist in den oft völlig verarmten ländlichen Regionen Zentralamerikas und Mexikos meist das einzige Medium, das diejenigen Menschen erreicht, die bevorzugt Menschenhändlern in die Fänge gehen. Denn das Risiko, zu Opfern der Banden zu werden, ist dort besonders hoch, wo Armut und Not am größten sind und wo Schulbildung und Information kaum ankommen. Das Auseinanderklaffen zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land produziere potenzielle Opfer, so Alberto Rojas, Co-Autor einer Studie über Menschenhandel in Zentralamerika:
"Der Menschenhandel ist möglich, weil das soziale Gefüge, zum Beispiel Familien- oder Dorfgemeinschaften auseinanderbrechen. Die Opfer werden dann weiter entwurzelt, ihnen wird jeder Kontakt zu Familienangehörigen oder anderen Bezugspersonen verwehrt. Die Deregulierung der Arbeitswelt hat weltweit die Arbeitsbedingungen verschlechtert und die Arbeitslosigkeit steigen lassen. Und schließlich haben die Globalisierung und der Fortschritt der Kommunikationstechnologien dazu geführt, dass das organisierte Verbrechen weltweit Arbeitskräfte anbieten kann. All das bildet einen Nährboden für den Menschenhandel."
"Mit dem Radio erreicht man jeden Winkel in Zentralamerika und weitaus mehr Menschen, als mit einer Zeitung. Du erreichst Hausfrauen, die putzen oder kochen und dabei Radio hören. Du erreichst Bauern, die ihr Kofferradio mit aufs Feld nehmen. Alle unsere Radionovelas haben immer auch einen erzieherischen, aufklärenden Aspekt. Radionovela heißt, das Leben der anderen zu leben, sich in die Charaktere einzufühlen und so intuitiv zu begreifen, was diese durchleben und was das Problem ist, in diesem Fall der Menschenhandel."
Das Radio ist in den oft völlig verarmten ländlichen Regionen Zentralamerikas und Mexikos meist das einzige Medium, das diejenigen Menschen erreicht, die bevorzugt Menschenhändlern in die Fänge gehen. Denn das Risiko, zu Opfern der Banden zu werden, ist dort besonders hoch, wo Armut und Not am größten sind und wo Schulbildung und Information kaum ankommen. Das Auseinanderklaffen zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land produziere potenzielle Opfer, so Alberto Rojas, Co-Autor einer Studie über Menschenhandel in Zentralamerika:
"Der Menschenhandel ist möglich, weil das soziale Gefüge, zum Beispiel Familien- oder Dorfgemeinschaften auseinanderbrechen. Die Opfer werden dann weiter entwurzelt, ihnen wird jeder Kontakt zu Familienangehörigen oder anderen Bezugspersonen verwehrt. Die Deregulierung der Arbeitswelt hat weltweit die Arbeitsbedingungen verschlechtert und die Arbeitslosigkeit steigen lassen. Und schließlich haben die Globalisierung und der Fortschritt der Kommunikationstechnologien dazu geführt, dass das organisierte Verbrechen weltweit Arbeitskräfte anbieten kann. All das bildet einen Nährboden für den Menschenhandel."
200 Radios nehmen "El Silencio Duele" ins Programm
Der Plan, im Stil der in Lateinamerika so beliebten Novela für das Thema zu sensibilisieren, scheint aufzugehen: Zum Kampagnenstart im Juni haben rund 200 Radios zugesagt, "El Silencio Duele" ins Programm zu nehmen.
Die Ausstrahlung der 50.000 Dollar teuren Produktion kostet die Radios nichts, sie müssen aber eine begleitende Kampagne gegen den Menschenhandel fahren: Open-Mic-Programme, in denen Hörerinnen und Hörer über ihre Erfahrungen und mit Experten reden können, dazu regionale Vertiefungen und der Verweis auf Notfallnummern.
Radio Teocelos im mexikanischen Bundesstaat Veracruz hat die Radionovela bereits im Programm. Teocelos sendet in einer vom Kaffeeanbau geprägten Region, in der viele junge Menschen in die USA migrieren. Für ihr Radio und ihre Region sei "El Silencio Duele" sehr wichtig, so die Journalistin Beatriz Mora:
"Den Handel mit Menschen, vor allem von Frauen und Mädchen, den gibt es hier seit vielen Jahren! Aber die aktuellen Migrationswellen haben das Problem extrem verschärft. Mexiko verstößt nicht nur seine eigene Bevölkerung, es ist für Tausende Menschen aus Zentralamerika Durchgangsstation in die USA aber auch Zielland. Die Radionovela hilft uns, unsere Hörerinnen und Hörer zu ermutigen, im Verdachtsfall zur Polizei zu gehen, vor allem aber geht es uns um Aufklärung und Vorbeugung. Damit die Menschen, die oft ohnehin schon Opfer von Armut und der Unwissenheit sind, nicht auch noch zu Opfern der Menschenhändler werden. Und die Leute rufen an, nehmen aktiv am Programm teil und äußern sich."
Claudia kann in der Radionovela nach den schrecklichen Erfahrungen nach Guatemala zurückkehren. Der teuflische Pfarrer wird festgenommen und Claudia warnt fortan Jugendliche ihres Heimatdorfes vor den Schleppern. Natürlich das obligatorische Radionovela-Happy-End - aber eben auch ein Aufruf zum Handeln und zur Vorsicht.
Mehr zum Thema:
Leben hinterm Grenzzaun - Im Niemandsland zwischen den USA und Mexiko
Unterwegs entführt - Lukratives Zusatzgeschäft der mexikanischen Mafia
Papiere für elf Millionen Illegale - US-Senat billigt Reform des Einwanderungsrechts
Was Mexiko gegen die Gewalt tun sollte - Lateinamerika-Expertin über den Krieg der Drogenclans
Die Ausstrahlung der 50.000 Dollar teuren Produktion kostet die Radios nichts, sie müssen aber eine begleitende Kampagne gegen den Menschenhandel fahren: Open-Mic-Programme, in denen Hörerinnen und Hörer über ihre Erfahrungen und mit Experten reden können, dazu regionale Vertiefungen und der Verweis auf Notfallnummern.
Radio Teocelos im mexikanischen Bundesstaat Veracruz hat die Radionovela bereits im Programm. Teocelos sendet in einer vom Kaffeeanbau geprägten Region, in der viele junge Menschen in die USA migrieren. Für ihr Radio und ihre Region sei "El Silencio Duele" sehr wichtig, so die Journalistin Beatriz Mora:
"Den Handel mit Menschen, vor allem von Frauen und Mädchen, den gibt es hier seit vielen Jahren! Aber die aktuellen Migrationswellen haben das Problem extrem verschärft. Mexiko verstößt nicht nur seine eigene Bevölkerung, es ist für Tausende Menschen aus Zentralamerika Durchgangsstation in die USA aber auch Zielland. Die Radionovela hilft uns, unsere Hörerinnen und Hörer zu ermutigen, im Verdachtsfall zur Polizei zu gehen, vor allem aber geht es uns um Aufklärung und Vorbeugung. Damit die Menschen, die oft ohnehin schon Opfer von Armut und der Unwissenheit sind, nicht auch noch zu Opfern der Menschenhändler werden. Und die Leute rufen an, nehmen aktiv am Programm teil und äußern sich."
Claudia kann in der Radionovela nach den schrecklichen Erfahrungen nach Guatemala zurückkehren. Der teuflische Pfarrer wird festgenommen und Claudia warnt fortan Jugendliche ihres Heimatdorfes vor den Schleppern. Natürlich das obligatorische Radionovela-Happy-End - aber eben auch ein Aufruf zum Handeln und zur Vorsicht.
Leben hinterm Grenzzaun - Im Niemandsland zwischen den USA und Mexiko
Unterwegs entführt - Lukratives Zusatzgeschäft der mexikanischen Mafia
Papiere für elf Millionen Illegale - US-Senat billigt Reform des Einwanderungsrechts
Was Mexiko gegen die Gewalt tun sollte - Lateinamerika-Expertin über den Krieg der Drogenclans