Dienstag, 23. April 2024

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Musikkabarettistin Rebecca Carrington
"Der humoreske Umgang mit dem Brexit ist eine Art Therapie für uns"

Mit ihren Brexiteer-Freunden spricht sie nicht mehr über das Thema. Dafür auf der Bühne: Die Ex-Briten Rebecca Carrington und Collin Brown touren mit einer Brexit-Operette. Humor und Musik können "in diesen Zeiten etwas Licht bringen", sagte Carrington im Dlf.

Rebecca Carrington im Corsogespräch mit Kolja Unger | 31.01.2020
Rebecca Carrington spielt Cello und Colin Brown Dudelsack
Rebecca Carrington mit ihrem Ehemann und Comedy-Partner Colin Brown beim Rose d'Or Festival in Luzern (KEYSTONE / EPA/Sigi Tischler)
"Ich wachte auf. Ich war im Hotel in der Nähe von Stuttgart mit einem Kinderprogramm. Ich wachte also auf und mein Mann Collin neben mir meinte, 'es ist passiert' und wir waren richtig geschockt."
"Willkommen in Deutschland"
Rebecca Carrington erinnert sich an den Morgen nach dem Referendum im Juni 2016, als die Briten beschlossen aus der EU auszusteigen. Das britische Ehepaar und Commedy Duo Carrington-Brown beschließt wenig später, sich einbürgern zu lassen:
"Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, das zu machen und es war nicht so einfach. Aber wir hatten eine super Ansprechpartnerin im Bezirksamt in Berlin-Kreuzberg. Die war super freundlich. Als alles fertig war, haben wir in ihrem Büro gefeiert und sie hat gesagt 'Willkommen in Deutschland'."
Schweigen über das Unausweichliche
Die meisten ihrer britischen Freunde sind gegen den Brexit, aber nicht alle. Eine Freundin der beiden hat 2016 für den EU-Ausstieg gestimmt. "Wir haben entschieden nicht über den Brexit zu sprechen, weil wir wollen unsere Freundschaft behalten."
Auch jetzt, da der Brexit ab dem 1. Februar 2020 amtlich wird, fällt es schwer, darüber zu sprechen. Leichter fällt es dem Ehepaar Carrington/Brown auf der Bühne mit ihrer kommediantischen Brexit Operette "Turnadot". Darin geht es darum, wie die beiden eigentlich Puccinis "Turandot" aufführen wollen, aber unter anderem aufgrund des Brexits das nicht mehr können.
"Boris Johnsson ist für mich so eine Comic-Figur"
Carrington hilft der humoreske Umgang mit dem Brexit. Für sie "eine Art Therapie". Was sie jedoch verwirrt: Sie weiß nicht mehr, wer mit dem Humor, einem Galgenhumor, angefangen hat. "Boris Johnsson ist für mich so eine Comic-Figur. Wie Donald Trump."
Dennoch sind sie in den entscheidenden Positionen. Und Carrington muss den Brexit akzeptieren. Sie kann nichts mehr machen, außer "ein wenig Lachen, Leichtigkeit und Licht zu bringen, weil sonst ist es düster." Rebecca Carrington bleibt optimistisch und glaubt an die jüngeren Leute: "Ich wünsche, dass der Brexit kein Erfolg sein wird und dass es dann zu einer neuen Wahl kommt und dann irgendwann kommt Großbritannien wieder zurück zur EU."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.