Angesichts der schweren Krise des G7-Bündnisses und tiefgreifender Differenzen mit den USA hat Bundeskanzlerin Merkel den Zusammenhalt Europas beschworen. "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt", sagte die CDU-Chefin bei einem gemeinsamen Bierzelt-Auftritt mit CSU-Chef Seehofer in München.
Ihre Schlussfolgerung: "Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen." Natürlich tue man dies in Freundschaft zu den USA und Großbritannien und in guter Nachbarschaft, "wo immer das geht, auch mit Russland, auch mit anderen Ländern", betonte Merkel. "Aber wir müssen wissen: Wir müssen selber für unsere Zukunft kämpfen, als Europäer, für unser Schicksal."
Ähnlich äußerte sich am Abend auch SPD-Kanzlerkandidat Schulz. Er forderte eine stärkere Kooperation der europäischen Staaten auf allen Ebenen. Dies sei die Antwort auf Präsident Trump, sagte Schulz im ARD-Fernsehen. Der SPD-Vorsitzende forderte zudem eine klare Haltung gegenüber der US-Regierung.
"Sehr unzufriedenstellend"
US-Präsident Trump hatte die Gruppe der sieben großen Industrienationen mit seinem Konfrontationskurs auf dem G7-Gipfel in eine schwere Krise gestürzt. Allein in der Handelspolitik näherten sich die Staats- und Regierungschefs an. Massive Differenzen gab es beim Umgang mit Flüchtlingen und beim Thema Klimaschutz. "Sehr unzufriedenstellend" sei die gesamte Diskussion, bilanzierte Merkel.
Als aktueller G7-Präsident zog auch Italiens Regierungschef Gentiloni ein ernüchterndes Fazit der zwei Tage auf Sizilien: Die Differenzen mit den USA seien "in unseren Diskussionen sehr klar geworden". Trump sei die Wahl des amerikanischen Volkes und mit dieser werde man nun umgehen. "Amerika ist und bleibt unser wichtigster Verbündeter." Es werde aber ein sehr schweres Miteinander.
Trump spricht von erfolgreicher Reise
Ganz anders bewertet hingegen US-Präsident Trump selbst seinen Besuch in Europa. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter spricht er von einem "großen Erfolg". Die Reise sei "harte Arbeit" gewesen, habe aber "große Resultate" gebracht.
Die Einschätzung teilen viele in den USA. Unser Korrespondent Thilo Kößler beschreibt die Reaktionen auf Trumps Reise.
(tzi/rm/mw)