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Nach Streit mit Deutschem Schachbund
Schach-Großmeister Georg Meier wechselt zu Uruguay

Der deutsche Schach-Großmeister und langjährige Nationalspieler Georg Meier beklagt eine fehlende Aufarbeitung seiner Mobbing-Vorwürfe durch den Deutschen Schachbund und hat nun Konsequenzen gezogen. Er wechselt die Föderation und spielt ab sofort für Uruguay - das Land seiner Mutter. Der Verband bedauert den Schritt.

Von Victoria Reith | 12.10.2021
Schach-Großmeister Georg Meier
Schach-Großmeister Georg Meier (imago sportfotodienst)
18 Monate dauerte der Streit zwischen dem Schach-Großmeister Georg Meier und dem Deutschen Schachbund an. Nun wechselt der 34-Jährige aus Baden-Baden nach Uruguay, ins Heimatland seiner Mutter. Er schildert Mobbing im Verband, ausgehend von einer Nationalmannschaftskollegin und später auch von anderen Personen. Meier beklagt gegenüber dem Deutschlandfunk:
"Ich habe alle Gespräche geführt, die möglich waren. Mit allen Funktionären, die in wichtigen Positionen saßen. Und es war einfach kein Wille da, sich mit dem Problem konstruktiv auseinanderzusetzen. Und dann war daraufhin für mich keine Basis mehr da, um in diesem Verband weiter zu wirken."

"Ein schmerzvoller Prozess"

Meier zufolge wäre es die Pflicht des Verbandes gewesen, das Verhalten, das ihm gegenüber an den Tag gelegt worden sei, auch zu bestrafen. Das sei aber nie passiert.
"Natürlich ist das Ganze ein schmerzvoller Prozess für mich", so Meier, der mehr als zehn Jahre deutscher Nationalspieler war und 2011 mit der Mannschaft Europameister wurde. Allerdings habe er inzwischen ein Leben neben dem Schach.
"Dementsprechend ist es für mich umso wichtiger, dass es nur noch positive Emotionen bringt."
Die erhofft Meier sich vom Wechsel nach Uruguay.

Präsidium bedauert Wechselwunsch

Der Deutsche Schachbund zeigte sich heute diplomatisch: Verbandspräsident Ullrich Krause betonte:
"Georg Meier war viele Jahre aus unserer Nationalmannschaft nicht wegzudenken. Er hat viele schöne Erfolge erzielt. Der Höhepunkt war sicherlich der Europameistertitel 2011, an dem er entscheidenden Anteil hatte. Wir bedauern seinen Wechselwunsch sehr, respektieren diesen aber und wünschen ihm alles Gute für seine schachliche und auch sonstige Zukunft."
Die Tür zum Deutschen Schachbund will Meier aber noch nicht ganz zumachen. Er schloss gegenüber dem Deutschlandfunk einen Wechsel zurück nicht endgültig aus.