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Nächster Skandal
Ethik-Kommission des DFB löst sich selbst auf

Das DFB-Präsidium wollte die Spitze der Ethik-Kommission des Verbandes neu besetzen - der Rest des Gremiums trat daraufhin zurück.

Von Thomas Kistner | 16.06.2021
DFB-Zentrale am 12.03.2020 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt.
DFB-Zentrale in Frankfurt. (www.imago-images.de)
Mit der provozierten Selbstauflösung der Ethik-Kommission hat der DFB seinen nächsten Skandal. Aufgrund einer offenkundig abgekarteten Funktionärs-Rochade löste sich das vierköpfige Ethik-Gremium binnen weniger Stunden selbst auf. Neben dem Theologen und ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider warfen auch der bisherige kommissarische Vorsitzende Bernd Knobloch sowie die Korruptionsexpertin Birgit Galley hin.
Zurück bleibt nun allein die umstrittene neue Vorsitzende Irina Kummert. Die Personalberaterin war Kandidatin des Zirkels um DFB-Interimschef Rainer Koch. Ausgelöst hat den jüngsten Eklat im Verband die überfallartige Umbesetzung der Kommissionsleitung durch das DFB-Präsidium.

Gegen Koch wird ermittelt - und er wollte die Neubesetzung

Koch, gegen den selbst mehrere Anzeigen bei den Ethikern vorliegen, hatte plötzlich darauf gedrängt, den Vorsitz neu zu ordnen. Eine Maßnahme, die schon seit Herbst 2020 möglich gewesen wäre, als der gewählte Ethiker-Chef Thomas Oppermann im Oktober verstarb. Aber das Thema hatte keine Dringlichkeit, wurde nie behandelt.
Knobloch sei sogar im Dezember die formale Bestätigung als Kommissionschef zugesagt worden, wie dieser nun offen beklagt. Seither hatte das Ethikkomitee knapp 20 Fälle abgearbeitet, vor allem im Kontext des DFB-Machtkampfs, dem schon Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius zum Opfer fielen.

Verband kann nun neue Ethiker berufen

Nach Aktenlage war der DFB-Spitze die Auflösung des Gremiums bewusst. Sowohl Birgit Galley als auch Bernd Knobloch hatten dort in den vergangenen Tagen hinterlegt, dass sie im Falle der Berufung von Irina Kummert zurücktreten werden. Die Ethik-Kommission braucht aber mindestens drei Mitglieder, um arbeitsfähig zu sein. Im Wissen um diese Konsequenzen wurde die Umbesetzung durchgezogen. Nach Aktenlage kommt der Vorgang nun wieder einmal Interims-Präsident Koch zugute – denn mit dessen Verhalten hatten sich die Kontrolleure zuletzt sogar ganz aktuell beschäftigt, im Kontext der Anzeige einer Frauen-Initiative.
Theologe Schneider teilte Koch und Co. in einer Stellungnahme mit: Die Wahl von Frau Kummert zum jetzigen Zeitpunkt und die Umstände der Wahl ließen für ihn eine weitere Mitarbeit in der Ethik- Kommission nicht zu. Für die Verbandsspitze ist damit der Weg frei zur Berufung neuer Ethiker. Für solche, die das Treiben der Verbandsspitze nicht so kritisch sehen.