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Nashville
Country-Music-Show seit 90 Jahren

Country Music City: Dafür ist Nashville im US-Bundesstaat Tennessee bekannt. Und die Umsätze, die mit der Musik gemacht werden, sind gigantisch. Alles hat am 28. November 1925, vor 90 Jahren, mit der ersten Ausstrahlung des einstündigen Programms am Samstagabend im Mittelwellensender WSM angefangen, das als "Grand Ole Opry" bekannt wurde - und die langlebigste Radioshow der USA ist.

Von Knut Benzner | 28.11.2015
    Zu sehen sind viele Menschen auf einer Theaterbühne, auf der links eine mannshohe weiße Torte steht.
    Eine Institution in der Radiolandschaft: Die Show "Grand Ole Opry" aus Nashville, Tennessee - hier einer der Geburtstagsfeiern. (AFP / Neil Brake)
    So ähnlich wird sich das angehört haben, George D. Hay, der erste Discjockey sowohl bei WSM als auch seiner Show, der Grand Ole Opry. Vielleicht hat es sich auch so angehört: [Atmo].
    Egal: The solemn old judge, wie er sich nannte, der feierliche alte Richter, war kein Teenager mehr, sondern immerhin schon 30 und hatte als Reporter in Memphis beim Commercial Appeal gearbeitet. Und sah aus wie ein Versicherungsvertreter. Sein Publikum, das war geplant und relativ schnell klar: das ländliche Amerika des Südens. Die, die auch als white trash, als weißer Abfall, bezeichnet und verachtet wurden von den Städtern des Nordens.
    "Wir dort in den Bergen", sagt Dolly Parton. "Wir hatten ein hartes Leben und jeder Tag war ein Kampf.
    Weißer Blues – gleich Country Music. Einer der ersten Gäste des Richters: Fiddler Uncle Jimmy Thompson: 77 Jahre jung und, man mag es an der Musik hören, mit Vorfahren aus Schottland.
    Viele bekannte Gäste
    Andere Gäste: DeFord Bailey, Uncle Dave Macon und Dr. Humphrey Bate and his Possum Hunters – er hatte seinen Titel von der Vanderbuilt University, in Physik, und er spielte Mundharmonika. Dann zog die Show in eine Kirche um. Das Ryman Auditorium mitten in Nashville, wunderbare Akustik, Platz für 3000 Besucher. Aus den anfänglich paar Watt Übertragungsleistung wurden 50.000. Damit konnte man die Show in fast 30 Staaten transferieren.
    Roy Acuff, Bill Monroe, der stets betrunkene Hank Williams: Die Grand Ole Opry war Karrieresprung, Ritterschlag und Adelsprädikat, Konservatismus pur, Beständigkeit.
    1974 der Umzug ins sogenannte Opryland: Zehn Meilen außerhalb Nashvilles, inklusive allem, was das amerikanische Herz begehrt beziehungsweise einen aufgeklärten Mitteleuropäer anstrengt oder überfordert und daher nervös macht: Einkaufsmall, Museum, Vergnügungspark sowie Hotel mit 2881 Zimmern, 220 Suiten und 15 Restaurants, Aquarium und Wasserfall und Bayous, auf denen Boote fahren und so weiter und so fort. Man muss den Komplex gar nicht mehr verlassen: Genau das ist das Konzept.
    Show existiert bis heute
    Die Show gibt es nach wie vor, das alte Ryman Auditorium in Nashvilles Innenstadt existiert immer noch und ist einen Besuch mehr als Wert. Der Sender WSM lebt, das Kürzel steht für We Shield Millions, wir schützen Millionen - Sie erinnern sich, er war einst im Besitz eines Versicherungskonzerns: National Life & Accident Insurance Company.
    Und aufgetreten in der Show sind alle. Alle, die mehr oder weniger mit Country zu tun hatten, na ja, mehr mehr als weniger.
    Zu einem Eklat kam es selten, etwa 1968, als die Byrds dort auftraten. Sie hatten einfach zu lange Haare, obwohl sie vorher beim Friseur gewesen waren.