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Nationale Ölreserven
Ölspeicherleck im Münsterland offenbar gefunden

Seit Mitte April verschmutzt Öl aus der nationalen Rohstoffreserve Böden im westlichen Münsterland. 1,4 Millionen Kubikmeter Erdöl lagern dort in unterirdischen Salzkarvernen. Erst jetzt konnten die Ingenieure das Leck offenbar aufspüren. Sie wollen nun entscheiden, wie man es stopfen kann.

Von Monika Seynsche | 28.05.2014
    Fachleute für Bodenanalysen untersuchen am 23.04.2014 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) auf dem Hof von Familie Sundermann den Ackerboden. Auf den Ackerflächen von Familie Sundermann sind vor anderthalb Wochen große Mengen Öl ausgetreten. Das Öl stammt aus unterirdischen Ölspeichern. Das Leck ist an diesem Termin noch nicht gefunden worden.
    Fachleute für Bodenanalysen untersuchen am 23.04.2014 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) auf dem Hof von Familie Sundermann den Ackerboden. (picture alliance / dpa / Roland Weihrauch)
    Mitten im Wald klafft eine matschige Brache. Auf der Weide daneben arbeiten Männer in weißen Schutzanzügen hinter provisorischen Zäunen. Überall stehen Absperrungen und Warnschilder.
    "Das war die erste Fundstelle hier rechts, auch schon saniert dahingehend, dass man Oberboden abgetragen hat und jetzt schaut, wenn irgendwo noch etwas zusammenläuft, Sie sehen den Herrn einfach auch mit Atemschutzmaske. Das hat damit zu tun, falls es Ausgasungen gibt, dass die Mitarbeiter bestmöglich geschützt sind."
    Nicole Dinter ist Pressesprecherin der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen SGW. Das Unternehmen fördert hier, kurz vor der niederländischen Grenze Sole für die chemische Industrie. In den dadurch im Untergrund entstehenden Hohlräumen speichert es im Auftrag von BP Erdöl. Dinter:
    "Das ist der Hof der Familie Sundermann die leider Gottes derart betroffen sind, dass sie zurzeit in einem Hotel wohnen müssen, tagsüber können sie sich auf ihrem Hof aufhalten, und nachts aber auf jeden Fall in einem Hotel schlafen."
    Fieberhafte Suche nach dem Leck
    Etwa 15 Kubikmeter Erdöl sind bis heute aus den Speichern ausgetreten und haben das Waldstück, die Weide und den Bauernhof verseucht. Aber niemand weiß, wie das Öl an die Oberfläche gelangen konnte. Die Pipeline zumindest, die das Öl herbringt, ist dicht. Im Auftrag eines unabhängigen Gutachters hat die SGW mehr als 100 Rammkernsondierungen und über 300 Lasersondierungen durchführen lassen. In 30 von ihnen wurde Öl entdeckt. Die Fundstellen deuten auf eine bestimmte Kaverne hin.
    "Hier vorne haben wir die Kaverne S5. Da gucken wir jetzt mal, dass wir den Herrn Abdel Haq treffen", sagt Nicole Dinter. Abdel Haq ist Testingenieur der Firma UGS in Mittenwalde und betreut den neuesten Versuch, das Leck zu finden. Er und seine Kollegen vermuten es in der Zuleitung zur Kaverne S5, einem Stahlrohr, dass sich von der Oberfläche 1.087 Meter in die Tiefe zieht. In dem Rohr steckt ein zweites Rohr mit einem kleineren Durchmesser, durch dass im Normalfall Sole nach unten gepumpt wird, um das Öl aus der Kaverne nach oben zu pressen. Es steigt dann im äußeren Rohr an, erklärt der Ingenieur:
    "Damit wir Dichtheitsteste in dieser Bohrung durchführen können, mussten ungefähr 1.200 Meter Solrohre ausgebaut werden. Das sind die Rohre, die man braucht, um das Erdöl herauszuholen, aus der Kaverne. Die müssten ausgebaut werden, das dauert auch seine Zeit. Man muss auch immer bedenken, dass diese Rohre in Öl waren. Das heißt, die Art, wie man Rohre in Öl ausbaut, ist sehr aufwendig, weil man muss immer aufpassen, dass kein Öl bei diesen Arbeiten auch an die Oberfläche austritt."
    Schadstelle in 217 Metern Tiefe
    In den vergangenen Tagen haben die Ingenieure die Solrohre und das Öl aus der Zuleitung herausgeholt und die Leitung nach unten zur Kaverne hin mit einem Stopfen abgedichtet. Dann pumpten sie Süßwasser in die Leitung, um zu schauen, wo es austritt. Haq:
    "Die Leckage wird dadurch detektiert, indem man einen bestimmten Druckabfall während des Testes bekommt, einen bestimmten Mengenverlust hat und eine bestimmte Teufe. Mit diesen drei Parametern kann man eine Leckage definieren und orten."
    Genau diesen Druckabfall und damit das Loch haben die Ingenieure in der vergangenen Nacht in einer Tiefe von 217 Metern gefunden. An dieser Stelle sind zwei Rohrteile miteinander verschraubt. Auf Kameraaufnahmen aus der Leitung sind mehrere Gewindegänge sichtbar. Wahrscheinlich ist genau dort das Öl ausgetreten. In den kommenden Tagen nun werden die Ingenieure entscheiden, wie sie das Loch stopfen können.