Donnerstag, 18. April 2024

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Neues Zulassungsverfahren für Medizinstudium
"Interessenten müssen sich jetzt für die Tests anmelden"

Ab Sommersemester 2020 müssen Hochschulen für 60 Prozent ihrer Medizin-Studienplätze das Ergebnis eines Auswahltests berücksichtigen. Wolfgang Hampe von der Uniklinik Eppendorf erläutert im Dlf, welche Tests es gibt, wie man sich vorbereiten kann und was es zu beachten gilt.

Wolfgang Hampe im Gespräch mit Benedikt Schulz | 13.12.2019
In einem Anatomie-Hörsaal der Medizinischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität verfolgen Medizinstudenten eine Vorlesung. Es sitzen deutlich mehr Frauen als Männer im Hörsaal.
Nach einem Verfassungsgerichtsurteil musste das Zulassungsverfahren für Medizinstudiengänge neu geregelt werden (picture alliance / Waltraud Grubitzsch)
Benedikt Schulz: Abgesehen jetzt von diesen Modellstudiengängen hat sich insgesamt ja auch was geändert, was das Medizinstudium angeht in Deutschland, und zwar was den Weg dorthin angeht. Vor rund zweieinhalb Jahren hat ja das Bundesverfassungsgericht Bund und Länder aufgefordert, die Zulassungsverfahren zu überarbeiten. Was hat sich geändert, auf was muss ich achten?
Darüber will ich sprechen mit einem, der das Ganze sozusagen von Berufs wegen wissen muss, nämlich Wolfgang Hampe. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe "Auswahlverfahren für Studienbewerberinnen und -bewerber am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Herr Hampe, hallo, ich grüße Sie.
Zwei Typen von Tests
Wolfgang Hampe: Hallo Herr Schulz.
Schulz: Bevor wir jetzt mal ins Detail gehen, das Wichtigste zuerst: Bis wann muss ich mich eigentlich wo fürs Auswahlverfahren angemeldet haben?
Hampe: Das ist etwas, was sich wirklich geändert hat jetzt: Jeder, der an einem Auswahlverfahren teilnehmen möchte, der muss jetzt für das kommende Jahr an einem Test teilnehmen. Dieser Test, selbst wenn man erst zum Wintersemester im Oktober 2020 sich bewerben möchte, zu dem muss man sich jetzt anmelden. Der Anmeldeschluss ist am 15. Januar 2020, und egal welcher Test das ist, muss man sich bis dahin angemeldet haben.
Schulz: Auf dem Portal hochschulstart.de oder wo muss ich das machen?
Hampe: Nein, die Anmeldung erfolgt bei denjenigen, die diese Tests anbieten. Da gibt es zwei Typen von Tests: Der eine Typ ist der Test für Medizinische Studiengänge, der TMS, der sogenannte Medizinertest, der an sehr vielen Fakultäten eingesetzt wird für die Studierendenauswahl. Der zweite Test, den wir unter anderem hier in Hamburg benutzen, das ist der sogenannte HAM-Nat, und für diesen HAM-Nat bewirbt man sich unter www.auswahltestzentrale.de.
Wartezeitquote abgeschafft
Schulz: Okay. Was hat sich denn insgesamt geändert seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2017, was jetzt die Auswahlverfahren, die Zulassungsverfahren angeht?
Hampe: Ja, da gibt es einige Änderungen, die angestoßen wurden vom Bundesverfassungsgericht. Letztendlich haben natürlich die Politiker - die Kultusministerkonferenz hat darüber entschieden, wie das dann politisch umgesetzt werden soll. Wesentliche Änderungen sind zum einen die Abschaffung der Wartezeitquote, es gibt also keine Wartezeit-Studienplätze mehr. In einer Übergangszeit von zwei Jahren wird die Wartezeit noch in gewissem Umfang mitberücksichtigt, aber nicht mehr so stark wie bisher.
Das Zweite, was sich sehr stark geändert hat, ist, dass Auswahltests im Rahmen des Auswahlverfahrens der Hochschule eingesetzt werden müssen. Jede Hochschule muss für 60 Prozent ihrer Studienplätze das Ergebnis eines Auswahltests berücksichtigen, und die unterschiedlichen Hochschulen konnten sich jetzt überlegen, was für einen Test sie dort einsetzen.
Ohne Vorbereitung geht es nicht
Schulz: Wie kann ich mich denn auf diese beiden Tests vorbereiten, auf diesen TMS oder eben den bei Ihnen und den anderen Unis eingesetzten HAM-Nat?
Hampe: Sowohl beim TMS als auch beim HAM-Nat gibt es Vorbereitungsmaterialien, die zur Verfügung gestellt werden. Der Medizinertest, der TMS, da ist das so, dass dort gesagt wird, dass eine Vorbereitung von einigen Tagen ausreicht mit dem zur Verfügung gestellten Testmaterial.
Der HAM-Nat, den sie hier in Hamburg einsetzen, bei dem ist das etwas komplexer. Da ist es so, dass wir ganz explizit naturwissenschaftliche Schulkenntnisse überprüfen, das heißt, man bereitet sich darauf vor, indem man in der Schule gut Naturwissenschaften lernt. Zusätzlich lernt man damit natürlich direkt fürs Studium, sodass man es zum Beginn des Studiums besser hat. Da die meisten Bewerber nicht alle naturwissenschaftlichen Fächer - Chemie, Biologie, Physik - bis zum Abitur in der Schule hatten, ist es so, dass dort in der Regel sehr viele Tage Vorbereitungszeit erforderlich sind, um sich auf diesen Test so gut vorzubereiten, dass das Ergebnis hinterher so gut wird, dass man auch einen Studienplatz bekommt.
Schulz: Sagt Wolfgang Hampe, er ist Leiter der Arbeitsgruppe "Auswahlverfahren für Studienbewerberinnen und -bewerber" am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Und die wichtigste Botschaft, die will ich jetzt noch mal ganz kurz wiederholen: Wer sich für einen Studienplatz Medizin interessiert, der muss an einem Test teilnehmen, und die Bewerbung dafür, die läuft jetzt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.