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Newcomerin Jain
Musik, die Menschen zum Tanzen bringt

Ihr Song "Heads Up" wurde nach den Anschlägen von Paris zur Hymne des Widerstands. Jetzt geht die Sängerin Jeanne Louise Galice alias Jain mit ihrem Debüt "Zanaka" auf Tour in Deutschland. Ihre Musik ist eine überzeugende Mischung aus African Beats, Reggae und R'n'B.

Von Marcel Anders |
    "Zanaka", das erste Album der französischen Newcomerin "Jain"
    "Zanaka", das erste Album der französischen Newcomerin "Jain" (Beats International)
    "Ich habe angefangen, Songs zu schreiben, als ich 16 war. Insofern geht es darin um meine Kindheit und meine Teenager-Jahre. Wobei es allein deshalb ein sehr fröhliches Album ist, weil ich in Afrika, in Pointe-Noire, gelebt habe. Da war Musik ein Medium, um seine Freude mit anderen zu teilen und sie zum Tanzen zu bringen. Diese Idee habe ich für meinen Sound übernommen. Ich wollte etwas Optimistisches und Hoffnungsvolles schaffen."
    Beyoncé trifft Method Man und Miriam Makeba
    Das sie selbst am Nötigsten gehabt haben dürfte. Denn als Jain mit 18 nach Paris zieht, kennt sie niemanden. Sie schreibt sich an der Akademie der Künste ein, studiert Grafikdesign und feilt in ihrem 1-Zimmer-Apartment an ihrer Musik. Die komponiert sie schon seit Jahren allein an ihrem Laptop, verwendet jede Menge Samples und Loops und entwickelt eine eigenständige Mischung aus R&B, HipHop, Reggae, French House und African Beats. Motto: Beyoncé trifft Method Man, Otis Redding, Manu Chao und Miriam Makeba. Wobei sie der African Soul-Queen sogar ein eigenes Stück widmet.
    "Ich bin mit ihrer Stimme aufgewachsen, weil meine Mutter aus Madagaskar stammt und sie ihre Alben oft gehört hat. Deshalb ist Miriam Makeba wie ein Teil meiner Familie, weil ihre Stimme so vertraut ist. Und ich entschied mich, einen Song über sie zu schreiben. Denn viele meiner Freunde wissen gar nicht, wer sie ist - und das wollte ich ändern. Sie war eine starke Frau und ich liebe den Vibe, der sie umgab."
    "Heads Up" – Hymne der Franzosen
    Und Jain hat viel von ihrem Idol übernommen. Allen voran den Mut, einen frischen und eigenständigen Sound zu kreieren, der sich zwischen allen Stilen und Stühlen bewegt. Aber auch, ihn mit Texten zu würzen, in denen sie ihre Mitmenschen und ihre Umgebung reflektiert. Etwa Zehntausende von Pendlern, die täglich aus den Vororten in die französische Hauptstadt strömen, den Stress von Müttern im Straßenverkehr, das Spiel der Geschlechter in Cafés, aber auch die permanente Terror-Angst. Nach den Attentaten des 13. Novembers ist ihr Song "Heads Up" - Köpfe hoch - zur regelrechten Hymne geworden, weil er die Haltung vieler Franzosen auf den Punkt bringt:
    "Ich kenne einige Leute, die direkt von den Anschlägen betroffen waren. Von daher bin ich sehr stolz und wütend, wenn ich "Heads Up" singe. Einfach, weil es mir viel bedeutet. Und Angst darf nie unser Leben bestimmen - das ist ganz wichtig. Ich bin schon am Tag nach den Attentaten wieder aufgetreten, um zu zeigen, dass ich mich nicht fürchte und mich von niemandem aufhalten lasse."
    Das gilt auch für ihre bisherige Karriere, die auf einer klaren künstlerischen Vision und gesundem Selbstbewusstsein basiert. Denn Jain hat ihre Songs zunächst auf sozialen Plattformen veröffentlicht, dadurch Auftritte im Vorprogramm von Seal und den französischen Kritikerlieblingen Christine & The Queens ergattert, sich anschließend einen Manager gesucht und einen Plattenvertrag unterschrieben. Mit Erfolg: Ihr Debüt "Zanaka", das mit farbenfrohen, witzigen Low-Budget-Videos einhergeht, hat in Frankreich über 50.000 Alben verkauft, ist ein Hit in Belgien, Polen und der Schweiz und - so die 24jährige – erst der Auftakt zu mehr.
    "Man kann heute wirklich überall und zu jeder Zeit schreiben"
    "Ich will neue Songs mit neuen Einflüssen schreiben. Und ich möchte gerne zurück in den Kongo oder nach Madagaskar - aber gleichzeitig auch um die Welt reisen, mich inspirieren lassen und neue Sachen in meinen Sound einbauen. Ich muss ja nur meinen Laptop und mein Mikrophon mitnehmen. Was toll ist - man kann heute wirklich überall und zu jeder Zeit schreiben."
    Bis Jain auf große Reise geht, stehen noch über dreißig Auftritte in französischen Theatern wie dem legendären Pariser Olympia auf dem Programm. Genau wie ihre allerersten Konzerte in Deutschland, bei denen sie eine lupenreinere One-Woman-Show präsentiert - mit minimalem technischen Aufwand, aber viel Improvisation und noch mehr Charme. Eine unschlagbare Mischung.
    "Ich wollte etwas halbwegs Originelles - wie die Kombination aus einer Gitarre und einer Loop-Maschine. Das ist alles, was ich momentan brauche. Klar, möchte ich irgendwann auch mal mit richtigen Musikern spielen, aber mit dem aktuellen Set-up kann ich problemlos reisen. Von daher ist es sehr praktisch."