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Nicht unter Dach und Fach

Vor allem in deutschen Großstädten haben es viele Wohnungssuchende schwer. Die Mietpreise steigen, bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Das hat nun auch die Bundesregierung registriert: Sie warnt in ihrem neuen "Wohn- und Immobilienwirtschaftsbericht" vor einem Wohnungsmangel in Deutschland und mahnt eine "wirksame soziale Abfederung" der Folgen an.

Von Andreas Baum | 16.10.2012
    Der Immobilienwirtschaftsbericht zeichnet schon heute vor, wie die Bundesrepublik Deutschland in wenigen Jahrzehnten aussehen könnte: In den großen Städten wollen immer mehr Menschen wohnen, dort steigen die Preise, und die sozialen Probleme wachsen mit ihnen. Gleichzeitig verödet der ländliche Raum: Insbesondere Siedlungen am Rande mittlerer Kleinstädte haben nach den Prognosen heutiger Bevölkerungsforscher keine Chance. Wenn also die Mieten in München, Frankfurt, Berlin und Hamburg anziehen, ebenso wie die Kaufpreise, dann ist das nur eine Seite der Medaille, sagt der zuständige Bundesbauminister Peter Ramsauer.

    "Wir haben auf der einen Seite in etwa zehn Ballungsregionen fast Überhitzungserscheinungen. Was die Nachfrage nach Wohnraum angeht und entsprechend auch Miet- und Preissteigerungen. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Regionen, in denen Wohnungsleerstände zu verzeichnen sind."

    Trotz steigender Preise will Ramsauer nicht von einer Blasenentwicklung sprechen. Wenn der Wert von Immobilien nach mehr als einem Jahrzehnt der Stagnation in die Höhe geht, dann ist das seiner Ansicht nach gesund. Aber der Bericht warnt vor einem Wohnungsmangel in wenigen Jahren - und fordert soziale Abfederung. Denn nicht nur die Mieten steigen, auch die Energiepreise tun dies: Ein an den Strompreisen orientiertes Extra-Energie-Wohngeld will Raumsauer nicht, dafür aber kann er sich vorstellen, dass der Bund mehr in den sozialen Wohnungsbau steckt. Der Bund zahlt den Ländern hierfür 518 Millionen Euro im Jahr, es könnte auch mehr sein. Ein besonderes Anliegen ist dem Minister erschwinglicher Wohnraum für Studenten. Denn durch die verkürzte Schulzeit müssen in diesem Herbst besonders viele Studienanfänger auf Luftmatratzen in Turnhallen übernachten - Ramsauer nennt das: einen Skandal.

    "Ich halte es für völlig inakzeptabel, wie mit Studenten die der Wohnraumsuche umgesprungen wird, welch geringes Wohnraumangebot der gewaltigen Nachfrage von studentischer Seite gegenübersteht. Zunächst einmal ist es so, dass die Länder zusammen mit den kommunen und den Studentenwerken dieses Problem eigenverantwortlich lösen müssen."

    Und zwar durch eigens dafür geschaffene Wohnheime - ihre Zahl hat, obwohl es immer mehr Studenten und Studentinnen gibt, nicht zugenommen, glücklicherweise bekommt die öffentliche Hand in den nächsten Jahren durch die Bundeswehrreform Wohnraum zurück - Kasernen werden frei.

    "Wir werden uns ganz genau ansehen, ob solche in den kommenden Jahre frei werdenden Kasernen umgenutzt werden können, in studentische Wohnheime, wenn dies gelänge, wäre das ein positiver Nebeneffekt der gesamten Bundeswehrreform."

    Um dies und anderes zu besprechen, will Ramsauer einen runden Tisch einberufen, mit den relevanten Verbänden, den Studentenwerken und den Ländern will er nach Lösungen suchen.