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Noch mehr Vielfalt beim Digitalfernsehen

Rundfunktechnologie. - Das terrestrische digitale Fernsehen ist in Deutschland noch im Aufbau, da gibt es schon Presse-Meldungen, das bisherige System - Fachleute sprechen von dvb-t - könnte bald durch den neuen Standard dvb-t2 ersetzt werden. Im schlimmsten Fall könnten somit die jetzt millionenfach verkauften dvb-t Empfänger zu Elektronikschrott werden. Vorab eine Beruhigung: Am Ausbau des digitalen Antennenfernsehens "dvb-t" und am derzeitigen Standard wird sich, zumindest in Deutschland, auf absehbare Zeit nichts ändern.

Von Gerhard Trey | 30.06.2007
    Wenn beim digitalen Fernsehen etwas verbessert werden soll, dann geht es meist darum, die knappen Frequenzen noch besser auszunutzen - also Bandbreite zu sparen -, den Empfang der Signale stabiler zu machen oder die Bildqualität zu erhöhen. Auch bei dvb-t2 haben die Planer des neuen Standards diese Ziele vor Augen. Zunächst einmal soll eine neue Antennentechnik für eine bessere Übertragung des Signals sorgen. Clemens Kunert vom Institut für Rundfunktechnik in München erläutert, was da optimiert werden kann.

    "Die neue Technik bei dvb-t2 basiert im Wesentlichen auf der Antennendiversity, das bedeutet, dass man nicht nur eine Antenne, sondern mehrere Antennen hat, sowohl beim Sender als auch beim Empfänger, dieses Verfahren kennt man zum Beispiel vom WLan, dort werden auch mehrere Antennen verwendet, diese Antennen übertragen jeweils ein Signal, welches dann im Empfänger kombiniert wird und somit die Empfangsqualität verbessert wird."

    Ein anderer Ansatzpunkt ist die Datenkomprimierung – hier geht es vor allem um Computerleistung. Mit einer noch besseren Komprimierung kann man mehr Programme in einem Kanal unterbringen oder umgekehrt bei weniger Programmen höchste Bildqualität liefern. Stichwort: hochauflösendes Fernsehen. Auch da könnte zukünftig das neue dvb-t2 mitmischen, indem man neue, verbesserte Komprimierungsverfahren einsetzt. Viel Information, aber wenig Übertragungskapazität heißt da die Devise, dazu muss alles geschickt verpackt werden, etwa mit dem neuen MPeg-4-Verfahren. Kunert:

    "Das MPeg-4-Verfahren erlaubt eine Steigerung um den Faktor zwei im Vergleich zu dem herkömmlichen Verfahren. Wie in jedem digitalen System kann man die Parameter so einstellen, dass man beispielsweise die Anzahl der Programme gegen die Qualität eintauschen kann. Das bedeutet, man kann sich raussuchen, ob man ein hohe Qualität hat oder mehr Programme pro Kanal übertragen werden."

    Dvb-t2 wird also mehr Programme pro Kanal und stabileren Empfang bringen, was vor allem dem mobilen Nutzer zugute kommen könnte. Aber auch das hochauflösende Fernsehen wird wahrscheinlich zu den Neuerungen gehören. Das bedeutet aber auch, dass mit größter Wahrscheinlichkeit eine neue Geräte-Generation zum Einsatz kommen wird. Wer sich jetzt aber Sorgen macht, dass sein neu gekaufter Empfänger bald zum alten Eisen gehören könnte, den kann Clemens Kunert beruhigen.

    "Derzeit befindet sich die dvb-t2 Entwicklung in der Spezifikation, das bedeutet, es werden Vereinbarungen getroffen zwischen allen Beteiligten, wie man ein solches System realisieren kann. Erfahrungsgemäß dauert es sehr lange, ein Zeitraum von fünf bis zehn Jahre, bis ein System von der ersten Spezifizierung bis zur Realisierung eingeführt sein wird."

    Eines steht aber jetzt schon fest, zukünftige dvb-t2- Empfänger können auch den bisherigen Standard empfangen, wären also abwärtskompatibel. Kunert:

    "Erfreulicherweise ist es aber so, dass, wenn ein neues System eingeführt werden wird, die neuen Empfänger natürlich die alten Signale empfangen werden können."

    Und auch in einer gemeinsamen Erklärung von ARD und ZDF wird versichert, niemand brauche befürchten, dass sein Empfänger in absehbarer Zeit zu Schrott werden wird.