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Palestinian Museum
Hochpolitische Ausstellung über Jerusalem

Es ist ein palästinensisches Prestigeprojekt: Das "Palestinian Museum", im Städtchen Birzeit in der Westbank ist ein palästinensisches Prestigeprojekt. Nach der Eröffnung stand es allerdings zunächst monatelang leer - jetzt gibt es mit "Jerusalem lebt" eine hochpolitische Ausstellung.

Von Benjamin Hammer | 27.08.2017
    Das Palestinian Museum in Birzeit in der Westbank.
    Die Ausstellung "Jerusalem lebt" im Palestinian Museum in Birzeit in der Westbank zeigt rund 50 Werke, die meisten stammen von Palästinensern. Viele Werke sind hochpolitisch. (Benjamin Hammer / Deutschlandfunk)
    Im palästinensischen Museum beginnt die Kunst bereits auf dem Parkplatz. Eine Klanginstallation erinnert an längst vergangene Zeiten am Damaskus-Tor in Jerusalem. Dort riefen die palästinensischen Busfahrer die Namen ihrer Zielorte aus, Orte, von denen manche heute unerreichbar geworden sind.
    Jerusalem steht im Zentrum der Ausstellung. Für die Kuratorin Reem Fadda war das eine ganz bewusste Entscheidung.
    "Jerusalem bedeutet den Palästinensern viel. Nicht nur hier. Auf der ganzen Welt. Viele von uns können Jerusalem aber gar nicht erreichen. Ich selbst habe ein Jahr lang an der Ausstellung gearbeitet, die Israelis haben mir in dieser Zeit nicht erlaubt, die Stadt zu betreten. Mit dieser Ausstellung wollen wir Jerusalem in die Herzen und Köpfe, in die Seelen der Palästinenser bringen."
    Seit 50 Jahren hält Israel den Ostteil Jerusalems besetzt. Viele Palästinenser aus dem Westjordanland dürfen die Stadt nicht betreten. Israel begründet das mit der Angst vor Ausschreitungen und Terroranschlägen.
    Rund 50 Werke
    Das palästinensische Museum befindet sich in der Universitätsstadt Birzeit im Westjordanland, etwa 25 Kilometer nördlich von Jerusalem. Die Ausstellung "Jerusalem lebt" zeigt rund 50 Werke, die meisten stammen von Palästinensern. Viele Werke sind hochpolitisch – und enorm plakativ. Ein junger Künstler aus Jerusalem fotografierte israelische Siedlungen, die im besetzten Westjordanland liegen und Jerusalem umgeben. Er montierte sie zu einem 360-Grad-Foto. Der Besucher hat das Gefühl, eingekesselt zu sein.
    "Die Globalisierung ist in Jerusalem entstanden", sagt die Kuratorin Fadda. "Gleichzeitig versagt die Globalisierung aber genau dort. Die Idee, dass Jerusalem der Geburtsort der Vielfalt ist, der Heimatort mehrerer Weltreligionen, ist gescheitert.
    Als gescheitert sahen manche auch die Eröffnung des palästinensischen Museums im Mai 2016. Als der palästinensische Präsident Machmud Abbas damals das Museum eröffnete, gab es gar keine Ausstellungsstücke. Der Vorstand des Museums hatte sich zuvor mit dem früheren Direktor überworfen, eine geplante Ausstellung wurde wieder abgesagt. Die Folge: monatelanger Leerstand. Fast 20 Jahre hatten die Planungen gedauert, die Kosten von 25 Millionen Euro wurden von einer palästinensischen Stiftung finanziert. Den futuristischen Bau entwarf eine irische Architektenfirma. Er bietet eine spektakuläre Aussicht auf das Westjordanland und bis zum Mittelmeer.
    Machmud Hawari ist stolz auf das Museum. Er ist der neue Direktor und hat kein Problem damit, dass das Gebäude so lange leer stand. Viel wichtiger sei doch, wie schnell er und seine Kollegen eine neue Ausstellung auf die Beine gestellt hätten.
    "Dieses Projekt ist für die Palästinenser sehr wichtig. Es gibt uns Hoffnung für die Zukunft. Dass wir ein Museum von Weltrang eröffnen können, ist eine wichtige Leistung. Wir wollen als Palästinenser Teil der weltweiten Kulturszene werden. Wir wollen zeigen, dass unsere Kunst und Kultur lebendig sind. Und dass wir uns nicht verstecken müssen."
    Mit Besuchermassen aus aller Welt rechnen die Verantwortlichen aber nicht. In den nächsten Wochen soll die Ausstellung vor allem palästinensischen Schülergruppen gezeigt werden.