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Panama Papers
FIFA-Präsident Infantino involviert in Fernsehdeal

Eine neue FIFA hat Gianni Infantino versprochen, als er Ende Februar den Thron des Fußball-Weltverbandes bestieg. Nun holt ihn selbst die ganz "alte FIFA" ein – in Gestalt von zwei Sportrechtehändlern, die im FIFA-Skandal zu den Hauptangeklagten zählen. Die Panama Papers zeigen, dass auch die Europäische Fußball-Union UEFA Fernsehdeals mit merkwürdigen Gewinnmargen für zwei dubiose Briefkasten-Marketender aus Argentinien gemacht hatte – und dass Infantino als damaliger Chef der UEFA-Rechtsabteilung involviert war.

Von Thomas Kistner | 05.04.2016
    Zu sehen ist der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino, er winkt.
    Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino. (AFP / Fabrice Coffrini)
    Infantino zeichnete als Ressortdirektor im Jahr 2006 Verträge mit der Offshore-Firma "Cross Trading". Diese erwarb zunächst die Senderechte für die Champions League bis 2009, im Jahr darauf auch noch die Rechte an UEFA-Cup und Super-Cup. Dieses Paket kostete insgesamt knapp 140.000 Dollar. Weiterveräußert wurde es dann für rund 440.000 Dollar an den Sender Teleamazonas in Ekuador. Ein guter Deal für die dubiosen "Cross Trading"-Marketender Jinkis – nach Expertenauskunft ist dies eine unüblich hohe Gewinnmarge.
    Infantino und die UEFA hatten die brisante Geschäftsbeziehung auf Anfragen anfänglich geleugnet. Dann hieß es, Infantino "persönlich" habe in seiner Zeit bei der UEFA mit den Rechtedealern und deren Offshore-Firma weder "geschäftlich" noch "wissentlich anderweitig zu tun gehabt". Schließlich räumte die UEFA ein: Der fragliche Vertrag trage Infantinos Unterschrift.
    Laut US-Anklageschrift hat das Geschäftsduo Hugo und Mariano Jinkis über sein Briefkasten-Konstrukt "Cross Trading", mit Sitz auf der winzigen Koralleninsel Niue im Südpazifik, hohe FIFA-Funktionäre und andere Amtsträger bestochen. Sie wollten damit günstig an Fernsehrechte gelangen, um sie mit hohem Gewinn weiterzuverkaufen. Allein im Kontext von lateinamerikanischen Fußballturnieren sollen von den Jinkis und anderen Sportrechtehändlern 110 Millionen Dollar Bestechungsgelder vereinbart und 40 Millionen bereits ausbezahlt worden sein.
    Bei den UEFA-Geschäften gibt es vorläufig keinen Hinweis auf einen Bestechungszusammenhang. Aber im Hinblick auf Compliance-Aspekte wirft das Gebaren von Infantinos damaliger Rechtsabteilung, durch die alle Verträge gehen mussten, pikante Fragen auf. Nach jetzigem Stand hat sie Verträge durchgewunken, ohne zu wissen, wer ihr Geschäftspartner ist – und ohne zu wissen, dass dieser den Preis beim Weiterverkauf mehr als verdreifachen konnte.